Blog
02
08
2010

Leichtathletik-EM Barcelona, 6. Tag: Günther Weidlinger kämpft sich im Marathon auf Rang 18 – Österreichischer Leichtathletik-Verband – ÖLV

By GRR 0

„Sicher mein härtester Marathon. Aufgabe war nie ein Thema.“ – Christian Pflügl auf Rang 44. Florian Prüller mit Durchfall out.

Europameisterschafts-Marathon der Männer, Barcelona, 1. August 2010: Ein entfesselter Viktor Röthlin, der ohne Anzeichen von Müdigkeit für die Schweiz EM-Gold eroberte. Spanien mit Silber durch Jose Manuel Martinez und dem Sieg im Nationenranking, dem Marathon-Europacup. Ein österreichisches Team, das schwer zu kämpfen hatte, und mit Günther Weidlinger auf Rang 18 und Christian Pflügl auf Rang 44 zwei Läufer ins Ziel brachte, nachdem Florian Prüller mit Durchfall und Magenproblemen aufgeben musste.

Österreichs Rekordläufer Günther Weidlinger, der den angestrebten Top-8 Platz verpasst hatte, kommentierte gleich nach dem Zieleinlauf: „Es war unglaublich heiß, das hätte ich mir nicht so arg vorgestellt. Es war sicher mein härtester Marathon. Schon bei den ersten Tempospritzen habe ich mich nicht gut gefühlt. Es war überhaupt nicht mein Tag. Ich habe irrsinnig Kopfweh jetzt, aber aufgeben war nie ein Thema. Ich bin meinen Rhythmus weitergelaufen, aber immer langsamer geworden. Am Schluss habe ich mehrmals pausieren müssen, um es ins Ziel zu schaffen.“

Wie das Rennen gelaufen ist
Das 64-köpfige Feld setzte sich bei heißen und schwülen Bedingungen am Passeig de Picasso in Gang. 27,4°C und 71,8 Prozent Luftfeuchtigkeit standen als offizielle Messwerte auf der Anschlagtafel bei Start und Ziel. Startzeit 10:05 Uhr – die etwas kühleren Morgenstunden waren schon vorüber. Zu Beginn war gleich Günther Weidlinger in Front, um dem Gedränge auf der engen Startpassage auszuweichen. Dann übernahmen Stefano Baldini und Viktor Röthlin, Gold- und Silbermedaillengewinner von der EM 2006 in Göteborg, die Spitze. Weidlinger hielt sich anfangs stets in den Top-4. Auch Adam Draczinsky aus Polen und Ruggero Pertile zeigten sich an der Front. 5 Kilometer in 16:35 Minuten, ein zurückhaltender, vernünftiger Beginn.

Christian Pflügl lief hinter dem ersten großen Läuferpaket in einer Dreigruppe. Florian Prüller begann sehr vorsichtig am Ende des Feldes. Er hatte in der Nacht etwas Durchfall und wollte deshalb besonders zurückhaltend anlaufen.

Bei Kilometer 8 verschärfte der Russe Yuryi Abramov unerwartet früh und mit ungestümem Laufstil das Tempo. Viktor Röthlin reagierte aus der Favoritengruppe heraus und schloß mit allen anderen Läufern zu ihm auf. Der zweite 5km-Abschnitt wurde in 16:10 Minuten zurückgelegt. Abramov enteilte wiederum dem Feld und lief einen Vorsprung von gut 30 Metern heraus. Bei Kilometer 13 wurde es Viktor Röthlin zu bunt und er brachte einige Läufer an den führenden Russen heran. Einen Überraschungssieger wollte er offenbar auf jeden Fall verhindern. Auch das Selbstvertrauen des Schweizers musste groß sein, da er schon so früh so aktiv war. Erwartungsgemäß gab Abramov später auf. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte Christian Pflügl Probleme bekommen und war in den hinteren Bereich des Feldes zurückgefallen.

Ernsthafter und doch überraschend früh war ein Vorstoß von Viktor Röthlin mit dem Russen Dimitri Safronov. Der Spanier Chema Martinez und der Franzose James Theuri folgten ihnen. 15km Durchgangszeit der Spitze 48:40 Minuten (16:05min für den 5km-Abschnitt von 10 auf 15). Weidlinger hielt in 48:43 Minuten als Neunter noch Kontakt. Sehr früh fiel das Spitzenfeld auseinander. Vorne eine Fünfergruppe, dahinter eine Fünfergruppe mit Weidlinger. Bei Kilometer 18 haben sich diese beiden Gruppen wieder zusammen geschlossen. Weidlinger danach: „Ich habe nochmals rankommen können, aber mir klar, dass ich bei der nächsten Verschärfung wieder abreißen werde.“

Das Tempo wurde weiter schneller. Am 20. Kilometer hat Weidlinger erstmals entscheidend den Kontakt zur Spitze verloren. In 15:35 Minuten wurde der 5-km-Abschnitt von 15 auf 20km zurückgelgt. Halbmarathonzeit für die Spitze um Viktor Röthlin und James Theuri 1:07:43 Stunden. Zwölfter Weidlinger 1:07:56. – 53. Florian Prüller 1:13:45. – 57. Christian Pflügl 1:17:58.

Nach 1:14 Stunden Laufzeit forderten die Hitzebedingungen das erste prominente Opfer. Titelverteidiger Baldini gab auf und ging von der Laufstrecke. Gut fünf Minuten später beendete auch Florian Prüller bei Kilometer 23 das Rennen. Die Magenprobleme setzten seinem EM-Marathon verfrüht ein Ende: „Ich habe sehr vorsichtig begonnen, weil ich heute ab 4 Uhr früh Durchfall hatte. Anfangs ist es noch recht gelaufen. Ich musste aber zweimal während des Laufs auf die Toilette. Das ging nicht mehr. Sehr schade.“ Insgesamt gaben 19 Läufer das Rennen auf.

An der Spitze bei Kilometer 25 nach 1:20:09 Stunden: der Spanier Jose Manuel Martinez, der Franzose James Theuri, der Italiener Ruggero Pertile und der Schweizer Viktor Röthlin. Weidlinger läuft an neunter Stelle in 1:21:05, gemeinsam mit dem Italiener Daniele Caimmi. Es wird weiter forciert. Zuerst fällt Pertile zurück, dann Local Hero Martinez. Etwa bei Kilometer 27 zieht Viktor Röthlin scheinbar mühelos weg. Als einziger des Feldes kann er bis zum Schluss 5km-Splits um 16 Minuten oder sogar darunter laufen. Im Ziel jubelt er nach 2:15:31 Stunden mit dem großen Vorsprung von 2:19 Minuten auf Jose Manuel Martinez (2:17:50) und den Russen Dimitriy Safronov (2:18:16). Nach zwei Lungenembolien im Jahr 2009 und einer Fersenoperation hatte der Schweizer WM-Dritte von Osaka 2007 und Olympia-Sechste von Peking 2008 ein eindrucksvolles Comeback gefeiert.

Günther Weidlinger kämpfte dahinter ums Durchkommen. Er lag an elfter Stelle bei Kilometer 30, war 15. bei Kilometer 35, 19. bei Kilometer 40 und schaffte es auf Rang 18 in 2:23:37 Stunden ins Ziel. Zur Entwicklung des Rennens an der Spitze sagte er: „Mit Röthlin als Sieger hätte ich nicht gerechnet. Als er bei Kilometer 8 dem führenden Russen nachgelaufen ist, hab ich zunächst gedacht, das ist ein Fehler. Aber er hat eine ganz starke Leistung gezeigt und weiß, was er machen muss. Ich war überrascht, dass es so früh im Rennen Tempoverschärfungen gegeben hat.“

Christian Pflügl kam an 44. Stelle in 2:53:15 Stunden ins Ziel. „Dass ein Marathon so hart sein kann, hätte ich nicht gedacht. Es ist schon nach zwei Kilometern nicht rund gelaufen. Die Hitze hat mich erschlagen. Ab Kilometer 35 bin ich einige male gegangen, weil ich unbedingt finishen wollte, auch für die Fans, die hergekommen sind und unser Team.“

Im Marathon Europacup schafften es neun Nationen in die Wertung, Österreich mit nur zwei Klassierten leider nicht. Den Sieg holte sich Spanien (6:58:00 Stunden als kombinierte Zeit der besten drei Läufer) vor Russland (7:01,29) und Italien (7:01:40).

Andreas Maier  | 1.8

Österreichischer Leichtathletik-Verband – ÖLV

author: GRR

Comment
0

Leave a reply