Blog
05
07
2016

2015 Frankfurt Marathon Frankfurt, Germany October 25, 2015 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Leichtathletik-EM 2016 in Amsterdam: Vorschau auf die Langstreckenrennen

By GRR 0

In Amsterdam finden von Mittwoch bis Sonntag die Leichtathletik-Europameisterschaften statt. Im Laufbereich gibt es dabei eine Premiere, denn erstmals stehen bei den kontinentalen Titelkämpfen Rennen über die Halbmarathondistanz auf dem Programm.

Der Marathon wird bei den Europameisterschaften, die erst seit 2010 alle zwei statt alle vier Jahre stattfinden, dann in zwei Jahren wieder auf dem Programm stehen.

Drei Langstreckenwettbewerbe gibt es in Amsterdam: 5.000 und 10.000 m sowie der Halbmarathon. Bei den Männern dürften die aus Afrika stammenden Türken eine starke Rolle spielen, bei den Frauen voraussichtlich die Läuferinnen aus Portugal.

Die besten Chancen für eine deutsche Medaille in den Lauf-Disziplinen hat Gesa Krause (Eintracht Frankfurt). Sie gewann im vergangenen Jahr bereits sensationell Bronze bei der WM über 3.000 m Hindernis und hat am Sonntag in Holland sogar Titelchancen.

Mit einer Saison-Bestzeit von 9:22,33 Minuten ist Gesa Krause in diesem Jahr die bisher schnellste Europäerin und die einzige auf dem Kontinent, die im Olympiajahr eine Zeit unter 9:30 erreichte.

Nachfolgend lesen Sie die Vorschau zu den Langstrecken-Wettbewerben bei der EM.

Halbmarathon der Männer

Startzeit: Sonntag, 9.50 Uhr

Europarekord: 59:32 Mo Farah (GBR) 2015

EM-Rekord: – – –

Bei der EM-Premiere des Halbmarathons sind es aus Afrika stammende Läufer, die die besten Chancen auf die Goldmedaille haben. Zu den großen Favoriten zählt ein Athlet, der die kenianische Staatsbürgerschaft gegen die türkische tauschte: Kaan Kigen Özbilen hat eine persönliche Bestzeit von 59:58 Minuten und stellte in diesem Jahr in Seoul bereits einen Marathon-Europarekord auf (2:06:10).

Ein weiterer Ex-Kenianer, der jetzt für die Türkei startet, ist – sofern er sich nicht für einen Start über 10.000 m entscheidet – ebenfalls stark einzuschätzen: Polat Kemboi Arikan ist der Cross-Europameister von 2014. Aus Eritrea stammt Tadesse Abraham, der seit 2014 für die Schweiz startet und im Halbmarathon schon 60:42 gelaufen ist.

Erst seit wenigen Wochen ist der frühere Kenianer Evans Kiplagat für Aserbaidschan startberechtigt. Mit einer persönlichen Bestzeit von 59:56 ist er der schnellste im Starterfeld bei der EM. In diesem Jahr erreichte Kiplagat jedoch nur 62:50. Damit liegt er bezüglich der Leistungen 2016 im gleichen Bereich wie etliche andere EM-Starter, darunter der aktuelle Marathon-Europameister Daniele Meucci (Italien/62:55) oder auch Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg/62:45).

Arne Gabius führt ein deutsches Team mit vier weiteren Athleten an.

Seinen besten Halbmarathon lief der 35-Jährige gleich bei seiner Premiere über diese Distanz: Im März 2014 erreichte er in New York 62:09 Minuten. Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid/63:42) und Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg/63:51) gehören ebenso wie Jens Nerkamp (PSV GW Kassel/64:06) und Julian Flügel (Asics Team Memmert/64:17) zu einem deutschen Team, das in der Europa-Cup-Wertung der Nationen einen guten Platz belegen könnte.

Hier werden die besten drei Läufer eines Landes gewertet.

Für Gabius, Pfeiffer und Pflieger ist der Halbmarathon in Amsterdam jedoch nur ein Zwischenschritt. Denn der Fokus ist klar auf den Saisonhöhepunkt Olympia-Marathon gerichtet. Alle drei laufen am Sonntag aus dem Marathontraining heraus, so dass man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben sollte.

Der schnellste Europäer des Jahres, Mo Farah (Großbritannien/59:59), geht bei der EM nicht an den Start.

10.000 m der Männer

Startzeit: Freitag, 20.45 Uhr

Europarekord: 26:46,57 Mo Farah (GBR) 2011

EM-Rekord: 27:30,99 Martti Vainio (FIN) 1978

Während Titelverteidiger Mo Farah (Großbritannien) nicht dabei ist, könnte Polat Kemboi Arikan eine zweite EM-Goldmedaille über die 25-Runden-Distanz gewinnen. Vor vier Jahren war der Türke schon einmal vorne. Er ist aber bei der EM auch im Halbmarathon gemeldet, so dass abzuwarten bleibt, für welche Distanz er sich entscheidet.

Der Läufer mit der schnellsten persönlichen Bestzeit auf der 10.000-m-Startliste kommt ebenfalls aus der Türkei: Ali Kaya lief im vergangenen Jahr mit 27:24,09 Minuten einen Landesrekord. Zudem wurde er im vergangenen Dezember Crosslauf-Europameister. Medaillenchancen haben in einem kleinen Feld von nur 14 Läufern auch Bashir Abdi (Belgien) und ein weiterer Türke, Aras Kaya. Deutsche Läufer sind über 10.000 m nicht am Start.

5.000 m der Männer

Startzeit: Sonntag, 18.10 Uhr

Europarekord: 12:49,71 Mohammed Mourhit (BEL) 2000

EM-Rekord: 13:10,15 Jack Buckner (GBR) 1986

Dreimal in Folge hatte Mo Farah diesen EM-Titel zuletzt gewonnen. Doch nun verzichtet der Brite, der sich konzentriert auf Olympia vorbereitet, auf einen Start. Während Farah in Rio Gold über 5.000 und 10.000 m verteidigen möchte, gibt es auch in Amsterdam aussichtsreiche Doppelstarter: Die aus Kenia stammenden Ali Kaya und Aras Kaya wollen nach den 10.000 m auch über die kürzere Distanz antreten.

Gleiches gilt für den Belgier Bashir Abdi, der ebenso wie die Spanier Ilias Fifa und Adel Mechaal sowie Hayle Ibrahimov (Aserbaidschan) in diesem Jahr schon gute Form zeigte. Da nur 22 Läufer gemeldet sind, gibt es keine Vorläufe.

Drei deutsche Läufer gehen in das Finale am Sonntag: Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), Richard Ringer und Martin Sperlich (beide VfB LC Friedrichshafen). Sie könnten gute Platzierungen zwischen den Rängen sechs und zwölf erreichen.

Halbmarathon der Frauen

Startzeit: Sonntag, 9.30 Uhr

Europarekord: 66:25 Lornah Kiplagat (NED) 2007

EM-Rekord: – – –

Diese EM-Premiere könnte eine spannende Angelegenheit werden. Denn Halbmarathon-Zeiten die auf eine Medaillen-Chance schließen lassen, zeigte in diesem Jahr über die 21,0975-km-Distanz keine der Läuferinnen, die nun in Amsterdam auf der Startliste stehen.

Nur eine Europäerin blieb 2016 bisher unter 70 Minuten – und das auch nur ganz knapp: Christelle Daunay lief 69:58. Doch die Französin ist in Amsterdam nur über 10.000 m am Start. Gemessen an der persönlichen Bestzeit gibt es rund ein Dutzend Athletinnen, die schon unter 70 Minuten gelaufen sind.

Die schnellste von ihnen, die Italienerin Valeria Straneo (67:46), ist aber mittlerweile schon 40 Jahre alt. Die Nummer zwei auf dieser Liste, Gemma Steel (Großbritannien/68:13), lief ihrer Form zuletzt hinterher. Und die drittschnellste Läuferin auf der EM-Startliste, die Marathon-Europameisterin von 2010, Anna Incerti (Italien/68:18), kam bei der Halbmarathon-WM im März nicht über Rang 39 in 74:00 hinaus.

Die besten Chancen könnten die Portugiesinnen haben – als Team, aber auch im Rennen um die Einzel-Medaillen. Dulce Felix (68:33), Jessica Augusto (69:08), Marisa Barros (69:09) und Sara Moreira (69:18) bilden ein starkes Quartett. Wobei es aber sein kann, dass sich vor allen Moreira und vielleicht auch Felix für einen 10.000-m-Start entscheiden.

Zu beachten sind zwei aus Afrika stammende Läuferinnen: Die frühere Äthiopierin Sultan Haydar (69:49) startet für die Türkei und die Neu-Holländerin aus Kenia, Elizeba Cherono (70:10). Sie gewann in diesem Jahr den Berliner Halbmarathon.

Die Konstellation bei dem Rennen eröffnet in jedem Fall Chancen für Athletinnen mit Bestzeiten im Bereich von 70 bis rund 71 Minuten. Es könnte Überraschungen geben.

Gespannt sein darf man aus deutscher Sicht vor allen auf Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg).

Nach einer Steigerung auf 71:17 Minuten im Februar in Barcelona und ihrem großartigen Hamburg-Marathon (Dritte in 2:27:50) könnte die 30-Jährige auch bei der EM mit einer guten Platzierung überraschen. Allerdings steht für sie, ebenso wie für Anna Hahner (Run2Sky) sowie zahlreiche weitere Läuferinnen, die Vorbereitung auf den Olympia-Marathon in Rio zurzeit im Mittelpunkt.

Für Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg/72:33) und Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt/72:55) ist dagegen dieser EM-Start der Höhepunkt im Sommer. Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe/73:45) und Isabell Teegen (SC Rönnau/73:52) komplettieren ein deutsches Team, das in der Cup-Wertung auch eine gute Platzierung erreichen kann.

10.000 m der Frauen

Startzeit: Mittwoch, 19 Uhr

Europarekord: 29:56,34 Elvan Abeylegesse (TUR) 2008

EM-Rekord: 30:01,09 Paula Radcliffe (GBR) 2002

Startet Sara Moreira über die 25-Runden-Distanz anstatt im Halbmarathon dann gehört sie zu den großen Favoritinnen. Die Portugiesin lief in diesem Jahr bereits starke 31:12,93 Minuten – keine andere auf der Startliste war 2016 schneller. Stark einzuschätzen ist die aus Kenia stammende Türkin Yasemin Can (31:30,58).

Eine gute Rolle spielen könnten auch Dulce Felix (Portugal/Bestzeit: 31:30,90) – sofern sie über diese Distanz startet – und Karoline Grovdal (Norwegen/31:37,91) sowie vielleicht Fionnuala McCormack (Irland/31:29,22) und Jip Vastenburg (Holland/31:35,48). Deutsche Läuferinnen sind über diese Distanz nicht am Start, nachdem Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) verletzungsbedingt passen musste.

5.000 m der Frauen

Startzeit: Sonnabend, 21.05 Uhr

Europarekord: 14:23,75 Liliya Shobukhova (RUS) 2008

EM-Rekord: 14:54,44 Elvan Abeylegesse (TUR) 2010

Die Favoritin kommt aus der Türkei – eigentlich aber aus Kenia: Yasemin Can wechselte vor gut einem Jahr die Staatsbürgerschaft und ihren Namen. Früher hieß sie Vivian Jemutai. Mit einer 2016 gelaufenen Bestzeit von 14:37,61 Minuten ist sie die schnellste Athletin auf der Startliste.

Die Nummer zwei ist Meraf Bahta (14:49,95), die ursprünglich aus Eritrea kommt und jetzt für Schweden startet. Karolin Grovdal (Norwegen/14:57,77) und Stephanie Twell (Großbritannien/14:54,08) sind die einzigen weiteren Läuferinnen mit Bestzeiten von unter 15 Minuten.

Für Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg/15:22,75) und Fate Tola Geleto (LG Braunschweig/15:30,35) – die erstmals für Deutschland startet – ist eine Platzierung mit Mittelfeld möglich. Vorläufe finden nicht statt, so dass die rund 20 Läuferinnen sich auf das Finalrennen konzentrieren können.

race-news-service.com

 

author: GRR

Comment
0

Leave a reply