Der BERLIN-MARATHON hat schon frühzeitig eine Untersuchung bei Prof. Dr. Wolfgang Maennig, Universität Hamburg, Fachbereich Wirtschaftwissenschaften über die positiven wirtschaftlichen Effekte des Marathon für die Stadt in Auftrag gegeben, die 2003 offiziell veröffentlicht wurde.
Laufen und Oekonomie – Zur regionalwirtschaftlichen Bedeutung der SCC Läufe unter besonderer Berücksichtigung des real,- BERLIN-MARATHON – Eine Untersuchung von Prof. Dr. Wolfgang Maennig, Universität Hamburg – Fachbereich Wirtschaftwissenschaften
Die grossen City-Marathon Veranstaltungen, die vielen anderen Stadt- und Landläufe und Events sind schon lange ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber der Stadt oder Region geworden in der sie stattfinden. Vielerorts ist das von den Stadtvätern oder Verantwortlichen überhaupt noch nicht zur Kenntnis genommen worden oder erkannt worden.
Man beschränkt sich behördlicherseits auf das rein Sportliche – die Siegerzeit und die Zahl der Teilnehmer – und moniert im gleichen Atemzuge vielleicht noch mit der Polizei, daß die Autofahrer nicht überall – wie immer – durch die Stadt fahren können. Die positiven wirtschaftlichen Effekte einer Laufveranstaltung für die Region werden übersehen, die heutzutage aber wichtiger denn je sind.
Der BERLIN-MARATHON hat schon frühzeitig eine Untersuchung bei Prof. Dr. Wolfgang Maennig, Universität Hamburg, Fachbereich Wirtschaftwissenschaften über die positiven wirtschaftlichen Effekte des Marathon für die Stadt in Auftrag gegeben, die 2003 offiziell veröffentlicht wurde. Darüber hinaus hatte schon das NOK (damals in Berlin) eine ähnliche Untersuchung über die wirtschaftlichen Bedeutung des BERLIN-MARATHON für die Stadt schon vorher veröffentlicht, ebenso die Berliner Handelskammer (IHK) später zum gleichen Thema.
Wir werden, damit wir Veranstaltern Hilfestellung gewähren können, weitere Publikationen in dieser Hinsicht nach und nach publizieren. Diese Arbeit beruht auf den Zahlen von 2003- auf 2008 bezogen sind die positiven Ergebnisse noch weitaus höher einzuschätzen.
Zur regionalwirtschaftlichen Bedeutung der SCC-Läufe unter besonderer Berücksichtigung des real,- BERLIN-MARATHON
Inzwischen nehmen jährlich rd. 100.000 Aktive an den SCC‐Läufen teil, wobei real,- BERLIN‐MARATHON (rd. 35.000 Teilnehmer), BEWAG BERLINER HALBMARATHON (rd. 18.000 Teilnehmer) und SKATER-MARATHON (rd. 9.000 Teilnehmer) die größten Events darstellen. Rd. 32.000 der Läufer kommen aus Berlin (entspricht rd. 32%), rd. 23.000 Läufer aus dem Land Brandenburg (24%), rd. 33.000 aus den restlichen Bundesgebieten (33%) und immerhin rd. 11.000 aus dem Ausland(11%).
In einer korrekten regionalwirtschaftlichen Analyse dürfen allerdings nur die wirtschaftlichen Aktivitäten der Auswärtigen gewertet werden; für die Berliner Aktiven und Zuschauer gilt, dass sie ohne die Läufe andere Aktivitäten in der Region entwickelt hätten. Diese wirtschaftlichen Wirkungen der auswärtigen Aktivitäten der Läufer und ihrer Begleiter, die getrennt nach vier verschiedenen Unterkunftsarten und dem entsprechenden Ausgabeverhalten berechnet wurden, belaufen sich auf insgesamt rd. 23,0 Mio. €.
Dieser primäre Ausgabenimpuls kommt zu rd. 70,5% dem Berliner Beherbergungs- und Gaststättengewerbe zugute. Die Verdrängungseffekte, die dadurch entstehen, dass "normale" Berlin-Touristen aufgrund des MARATHON der Stadt fernbleiben, wurden für die vornehmlich betroffenen Hotel-, Gaststätten- und Einzelhandelsbereiche eingehend untersucht – und fielen erstaunlich gering aus. Statt der häufig angesetzten pauschalen 10% Verdrängung vom Primärimpuls ergab sich, dass in volkswirtschaftlich relevanter Höhe allenfalls der übliche Hoteltourismus (und die nachgelagerten Aktivitäten) aufgrund der ausgebuchten Kapazitäten um rd. 2,2% verdrängt werden.
Die Stadtrundfahrt-Unternehmen, deren Betrieb am MARATHON-Sonntag eingestellt werden muss, erleiden trotz der Samstags und Freitags erhöhten Stadtrundfahrt-Gästezahlen Umsatzeinbußen, die sich im Vergleich zu September-Wochen ohne MARATHON zwar auf rd. 13% belaufen und somit für den betroffenen Unternehmenssektor spürbar sind, jedoch im unteren fünfstelligen €-Bereich liegen und mit nur 0,07% des vom MARATHON ausgelösten Primärimpulses volkswirtschaftlich vernachlässigbar gering sind.
Auch die Umsatzeinbußen des Berliner Einzelhandels in den City-Lagen, die je nach Verkehrsführung unterschiedlich ausfallen, stellen aus volkswirtschaftlicher Sicht kein wesentliches Gegenargument dar. Die verdrängten Berliner Konsumenten haben aufgrund der polizentrischen Struktur Berlins gute Möglichkeiten der Berliner, in andere Shoppingzentren auszuweichen. Insgesamt bieten die Ergebnisse einen Anreiz, die Verdrängungseffekte in ähnlichen regionalwirtschaftlichen Studien genauer zu berechnen und von (zu hohen) Pauschalansätzen Abstand zu nehmen.
Zu den weiteren volkswirtschaftlichen Kosten gehören ferner diejenigen der polizeilichen Sicherung der Laufstrecken. Der Polizeipräsident in Berlin kalkuliert beim real,- BERLINER MARATHON mit einem Aufwand von 7.369, beim samstäglichen SKATER‐MARATHON mit 5.200 Personenstunden. Hinzu kommen rd. 900 Personenstunden für die Vor- und Nachbereitung. Unter Berücksichtigung auch des Aufwandes für die anderen Läufe ergeben sich unter Zugrundelegung der Berlin-typischen polizeilichen Arbeitseinsatzkosten insgesamt Kosten in Höhe von rd. 470.000 €.
Der primäre Ausgabenimpuls der Auswärtigen (abzüglich der Verdrängungseffekte) führt, weil diese Ausgaben (teilweise) zu Einkommen in Berlin führen, welches wiederum (teilweise) verausgabt wird, zu einem multiplikativen Einkommenseffekt. Am Ende des multiplikativer Einkommenseffekt resultiert aus den SCC-Läufen ein Netto-Einkommensimpuls von rd. 35,1 Mio. € (entspricht 0,05% des Berliner Bruttoinlandsproduktes). Beim Vergleich mit anderen Studien und events muss die besonders konservative Berechnungsweise berücksichtigt werden.
So wurde ein berlin‐spezifischer Multiplikator in Höhe von nur rd. 1,35 verwendet – bei den Berechnungen zur Fußball-WM 2006 wird beispielsweise ein Multiplikator von rd. 2,25 verwendet. Auf entsprechender kaufmännischer Vorsicht basieren auch die weiteren Abschätzungen zu den mit dem Einkommensschub einhergehenden zentralen wirtschaftlichen Wirkungen. Die Mehrbeschäftigung beläuft sich dennoch auf rd. 670 Personenjahre, und für die Berliner Öffentlichen Haushalte resultieren Steuermehreinnahmen zwischen rd. 1,8 Mio. € und maximal rd. 4,0 Mio. €. Neben diesen „realwirtschaftlichen“ Wirkungen ist auf den Imagegewinn zu verweisen, welcher der Berliner Region durch die SCC-Läufe, insbesondere durch die real,- BERLINER MARATHON Rennen, entsteht.
Mit den zurzeit bestehenden ökonomischen Instrumenten ist dieser zwar nur schwer einzugrenzen; der aufgrund einer detaillierten Media-Analyse abgeleitete Erwartungswert von rd. 14,2 Mio. € erscheint jedoch aufgrund des überragenden Umfanges der internationalen Berichterstattung, bei der in 2002 72 internationale Sender in 41 Ländern 287 in internationale Sendungen insgesamt über 57 Stunden berichteten und rd. 147 Mio. Menschen erreichten, als ein angemessener Näherungswert.
Der Initiator profitiert, der Unternehmenssektor insgesamt profitiert, die Öffentliche Hand profitiert, der Imagewert ist klar positiv – unter solchen Umständen ist eine formale Nutzen-Kosten-Analyse unüblich. Der Vollständigkeit halber soll dennoch erwähnt werden, dass die Gegenüberstellung der direkten plus indirekten Nutzen mit den direkten plus indirekten Kosten zu einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von rd. 12,0 führt. Selbst bei Außerachtlassung jeglicher Imageeffekte liegt das Nutzen-Kosten-Verhältnis bei rd. 8,8. Beide Werte signalisieren eine sehr hohe volkswirtschaftliche Effizienz und höchste gesellschaftliche Priorität.
Zukünftige regionale Wachstumspotentiale aus den SCC-Läufen müssen in den Events gesucht werden, die ein aktuell hohen Wachstumstrend aufweisen, von ihrem Image-Beitrag dem angestrebten Bild Berlins als moderne und flexible Stadt besonders nahe stehen und bei den denen angebotsseitige Kapazitätsengpässe vorläufig keine Rolle spielen dürften.
Zu solchen Läufen dürfte übrigens insbesondere der (teilweise besonders hinterfragte) Skater-MARATHON gehören, der bereits jetzt volkswirtschaftliche Nutzenüberschüsse erzielt.
Die SCC-Läufe sind wirtschaftlich klar vorteilhaft für die Berliner Region und sollten nach Kräften unterstützt werden.
Prof. Dr. Wolfgang Maennig
Anschrift des Autors:
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