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23
07
2012

Lamine Diack - Vater und Sohn - Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ©Victah Sailer

Lamine Diack – Vater und Sohn – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

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23.07.2012 – Fast den gesamten Februar 2006 verbrachte Lamine Diack in Turin, bei den Olympischen Winterspielen. Nicht ein einziges Mal verließ der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes aus Senegal sein Hotel, um einen Wettkampf zu besuchen. Es war ihm zu kalt, und Wichtigeres dürfte er auch zu tun gehabt haben.

Schließlich hatte das inzwischen 79 Jahre alte Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit zu entscheiden, wo die Winterspiele 2014 stattfinden sollten. Bis zu dreißig Stimmen im IOC soll der mächtigste Sportfunktionär Afrikas mobilisieren können – gut möglich, dass sie Sotschi zugute kamen.

Gerücht lässt Diack als Strippenzieher erscheinen

Schließlich gehörte zum russischen Team der Olympiabewerbung Papa Diack, Sohn des Patriarchen. Papa war 2005 in einen Skandal um die Vermarktung der senegalesischen Fußball-Nationalmannschaft verwickelt und erst aus der Haft entlassen worden, als sein Vater 150 000 Dollar Kaution hinterlegte – Geld, das der sich von dem griechischen Reeder Minos Kyriakou lieh.

Doch das Verhältnis ist längst zerrüttet; Kyriakou ist überzeugt, dass Diack den griechischen Verband mit einer milden Strafe für die Doper Thanou und Kenteris dazu brachte, ihn nicht mehr in den Weltverband zu entsenden. Das kann niemand beweisen. Doch allein das Gerücht lässt Diack als Strippenzieher erscheinen.

Der Familie Diack dürfte es inzwischen besser gehen

Seltsam wirkt auch die Beteuerung, die gut 50.000 Schweizer Franken, die er aus den Bestechungs-Millionen der Fernseh-rechtehändler ISL erhielt und für deren Annahme er vom IOC verwarnt worden ist, habe man ihm überbracht, weil politische Gegner in Senegal Diacks Haus in Schutt und Asche gelegt hatten.

Inzwischen dürfte es der Familie Diack bessergehen. Die Agentur des Filius floriert, auch durch Provisionen, welche die IAAF für die Vermittlung von Großsponsoren aus Südkorea, Russland und China zahlt.

Diese wurden für ihr Engagement in der Leichtathletik reich belohnt: Daegu mit der Weltmeisterschaft 2011, Moskau mit der von 2013 und Peking mit der von 2015.

 

 Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Montag, dem 23. Juli 2012

author: GRR

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