Faith Kipyegon - 2023 Florence Diamond League Florence, Italy June 2, 2023 Photo: Giancarlo Colombo@PhotoRun Victah1111@aol.com
Läuferin Faith Kipyegon: „Ich habe Geschichte geschrieben“ – Ingebrigtsen und Kipyegon hängen alle ab – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – Paris 2024 – Nachschlag
Die Kenianerin wird zum dritten Mal Olympiasiegerin auf der 1500-Meter-Distanz. Damit hat sie eine ganze Ära geprägt. Jakob Ingebrigtsen zeigt, dass auch er das Zeug dazu hat.
Läuft doch, könnte man Faith Kipyegon und Jakob Ingebrigtsen zurufen, die beide in ihren ersten Rennen dieser Olympischen Spiele nicht erfolgreich waren. Sie wurde Zweite über 5000 Meter, er Vierter über 1500.
Zum Schluss der Leichtathletik-Wettbewerbe im Stade de France zeigten die kleine Kenianerin und der große Norweger den 77.000 Zuschauern und der Welt, dass sie eine Ära geprägt hat und er dabei ist, es ihr gleich zu tun. Zum dritten Mal hintereinander, nach Rio 2016 und Tokio 2021, ist Faith – beide sind in der Welt des Laufens so bekannt, dass man sie beim Vornamen nennen darf – damit Olympiasiegerin auf der 1500-Meter-Distanz geworden. „Ich habe Geschichte geschrieben“, freute sich die Dreißigjährige nach ihrem Erfolg: „Das war es, was ich mir vorgenommen hatte.“
Vor den Olympischen Spielen war sie beim Diamond-League-Sportfest von Paris, wie im Vorjahr, Weltrekord gelaufen auf dieser Distanz: 3:49,04 Minuten. Auch auf der lila Bahn des Olympiastadions, auf der sie auf der letzten Runde das Kommando übernahm, konnte niemand mithalten. Sie siegte in 3:51,29 Minuten, olympischer Rekord. Hinter der Ziellinie blieb sie zunächst mit geschlossenen Augen stehen, dann riss sie die Fäuste in die Luft und forderte das Publikum zum Jubeln auf; die nächstschnellste war die Australierin Jessica Hull (3;52,56) vor der Britin Georgia Bell (3:52,61).
Goldmedaillen von seinen dritten Sommerspielen stehen bei Jakob Ingebrigtsen noch aus, doch es steht außer Zweifel, dass der erst 23 Jahre alte Athlet eine Macht auf der Mittel- und Langstrecke ist. Der Olympiasieger über 1500 Meter von Tokio siegte in Paris über 5000 Meter – wie bei den Weltmeisterschaften von Eugene 2022 und Budapest 2023.
Im Rennen über 1500 Meter hatte er noch versucht, mit einem Lauf dreieinhalb Runden lang an der Spitze einen Spurt zu verhindern, was misslang. Am Samstag hielt er sich auf den zwölfeinhalb Runden zurück. Erst als der Äthiopier Hagos Gebrhiwet allein davonzog, befreite sich der Norweger aus der Enge des Feldes und setzte ihm nach. Mit einer Schlussrunde von 53,2 Sekunden erwies er sich, zumindest auf dieser Distanz, als überragend im Endspurt. Er siegte in 13:13,66 Minuten mit fast anderthalb Sekunden Vorsprung vor dem Kenianer Ronald Kwemoi (13:15,04) und dem Amerikaner Grant Fischer 13:15,13.
Mit Enttäuschungen umgehen zu können, sei ein großer Teil des Sports, sagte er: „Ich glaube, viele der größten Athleten haben Niederlagen erlebt, die sie ihr Leben lang verfolgen werden. Hoffentlich überwiegt der Lohn dafür, die Ziele erreicht und Erinnerungen geschaffen zu haben.“
Von solchen Betrachtungen weit entfernt ist der Algerier Djamel Sedjati. Wenige Minuten bevor er am Samstagabend Dritter des Rennens über 800 Meter wurde, veröffentlichte die Sportzeitung „L’Equipe“ die Nachricht, dass Polizisten das Zimmer seines Trainers Amar Benida im Olympischen Dorf durchsucht hatten. Ermittlungen der französischen Behörden hatten ausgelöst, dass der Läufer nicht aufzufinden war, als die vom Internationalen Olympischen Komitee beauftragte Testagentur (ITA) ihn am Donnerstag im Olympischen Dorf einer Dopingkontrolle unterziehen wollte.
„L’Equipe“ berichtete, dass die Ermittler das Laptop des Trainers beschlagnahmt hätten, um seine E-Mails zu überprüfen. Im Höchstleistungssport seien solche unglücklichen Vorkommnisse üblich, sagte Sedjati in der Mixed Zone und in der Pressekonferenz, auf die Durchsuchung angesprochen: „Das kann jedem passieren.“
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonntag, dem 11. August 2024