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01
2014

Alina Reh kann nach ihrem Sololauf über 1500 m strahlen ©wus-media - Wilfried Raatz

Läufer setzen markante Glanzpunkte – Wilfried Raatz beobachtete in der Europahalle den ersten bedeutsamen Hallenauftritt der Mittelstreckenläufer

By GRR 0

Ausgerechnet im Ländle der Sprinter und Springer hinterließen bei den Süddeutschen Hallenmeisterschaften in der Europahalle in Karlsruhe vor allem die Läufer mehr als einen nachhaltigen Eindruck.

Keine Frage, Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen) mit ihrem Doppelsieg über 60 m flach und mit Hürden ist ebenso für die nationalen Titelkämpfen am 22./23. Februar in Leipzig gerüstet wie ihr Hürdenkollege Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) – und darüber hinaus auch für die Hallen-Weltmeisterschaften in Soppot (Polen). Auch Christian Reif (LC Rehlingen) zeigt mit seinem glatten 8,00 Meter-Sprung (vor dem Lokalmatador Julian Howard/ 7,89 m) ansprechende Form, nicht zuletzt eine Woche vor dem Internationalen an gleicher Stelle.

Doch unter strengen Maßstäben war es dies fast schon, wären da nicht einige lauffreundige Mittelstreckler gewesen, die der zweitägigen Veranstaltung im Badischen Glanz verliehen. Florian Orth, Marcel Fehr und die 16jährige Alina Reh stehen für die läuferischen Highlights und unterstreichen, dass sich hierzulande auch im Laufbereich mit viel Engagement und Einsatzwillen etwas bewegen kann.

In guter Hallenform stellte sich bereits am Samstagnachmittag Florian Orth über 3000 m vor. Doch im nur sechs Starter kleinen Läuferfeld überwiegte die Klasse, vor allem in dem seit 2012 bei Bundestrainer Adi Zaar in Saabrücken trainierenden Philipp Stief, der den Regensburger 1500 m-Spezialisten bis ins Ziel hinein forderte. Mit 8:08,32 zeigte sich der deutsche Hallenmeister von der LG Telis-Läufer "sehr zufrieden", wie er sogleich im Ziel äußerte.

"Ich war unsicher, wie das Rennen laufen würde. Ziel war vorrangig die DM-Norm von 8:15, für dieses hatten wir uns mit stetiger Führung abgestimmt!" Unter "wir" verstand Florian Orth in erster Linie seinen Teamkollegen Felix Plinke und Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald). Doch es sollte anders kommen, denn nach 2000 m war alleine Philipp Stief hartnäckiger Konkurrent. Der 23jährige konnte sich letztlich im Schatten des mehrfachen WM- und EM-Starters auf 8:09,82 Minuten und damit um 14 (!) Sekunden steigern.  

Doch zurück zu Florian Orth. Der 25jährige Medizinstudent aus dem nordhessischen Schwalmstadt hat wegen eines stressigen Wintersemesters keine übergeordneten Ziele in der eher kurzen Hallensaison, deshalb hat er Soppot nicht im Plan. "Eigentlich plane ich, DM-Halle und DM-Cross zu laufen und mich dann auf die Sommersaison mit den Europameisterschaften in Zürich vorzubereiten. Wenn die Form allerdings bis Leipzig stimmt, dann werde ich mich allerdings vielleicht doch noch umorientieren. Aber für mich gilt vorrangig, nicht den Fehler von 2013 zu machen….!" Ohne Chance blieben letztlich Timo Benitz (8:15:20) und Felix Plinke (8:18,06).

Das Feld der 3000 m-Läuferinnen war zwar mit zehn Starterinnen etwas größer, jedoch fehlten hier eher die prominenten Namen für schnelle Endzeiten. Nach einem Duell auf Augenhöhe zwischen den 22jährigen Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) und Annika Frank (LAV Stadtwerke Tübingen) setzte sich letztlich mit einer starken Schlussrunde die Mannheimerin in 9:39,79 durch. Für die mehrere Runden an der Spitze laufende Annika Frank hat sich der Einsatz freilich auch gelohnt, mit 9:42,02 kam sie knapp vor Anna-Katharina Plinke (LG Telis Finanz Regensburg/ 9:42,84) als Vizemeisterin ins Ziel.  

Die 800 m-Finals der Männer und Frauen eröffneten den zweiten Tag der an der Halle interessierten Mittelstreckler. Dabei gewann der im Vorlauf überaus überlegen mit 1:52,44 voraus laufende Hallen-DM-Vierte des Vorjahres Patrick Schoenball (ABC Ludwigshafen) nur hauchdünn vor dem stark verbesserten Sebastian Karl (TV Lahr), der nach 1:52,68 zu 1:52,76 denkbar knapp das Nachsehen hatte.

Noch spannender ging es bei den Frauen zur Sache, denn lediglich 45/100 Sekunden trennten die Läuferinnen von Platz eins bis vier. Die 21jährige Hanna Klein (LG Limes-Rems) hatte nach 2:10,75 knapp die Nase vor der ein Jahr älteren Daniela Ferenz (LG Neckar-Enz/ 2:10,96), Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München/ 2:11,05) und Kerstin Marxen (TSV Gomaringen/ 2:11,10). ein starkes Rennen lief hier auf Rang fünf die 18jährige Lara-Ann Schwede (PTSV Jahn Freiburg) mit 2:13,99.  

Überhaupt zeigte der Läufer-Nachwuchs der Unter-Achtzehnjährigen durchweg starke Leistungen. Allen voran natürlich Alina Reh vom TSV Erbach. Der 16jährige Himmelsstürmer, zuletzt Fünfte der U20-Cross-Europameisterschaften in Belgrad und Siegerin des Bietigheimer Silvesterlaufes über 11,2 km, demonstrierte auf der 200 m-Rundbahn der Europahalle ihr außergewöhnliches Lauftalent mit einem Solorennen über 1500 m in 4:24,79 Minuten. "4:30 war die Vorgabe – und das habe ich gut geschafft", gestand die Schülerin von der Schwäbischen Alb im Ziel kaum außer Atem.

Vor einer Woche war sie aus dem portugiesischen Trainingslager in Monte Gordo erst zurückgekommen und hatte dabei viele Einheiten mit der 1500 m-Hallenmeisterin Annett Horna ("hat prima geklappt!"). Den nächsten Coup plant sie bei den Jugend-Hallenmeisterschaften und natürlich im Cross. Bedenken hat das Supertalent allerdings mit der gewonnenen Tempohärte angesichts der Schneefälle auf der Alb. "Wir mussten in dieser Woche schon die Bahn freischaufeln, aber gestern hat es wieder geschneit. Das wird nicht einfach….".

Gegen dieses Tempofeuerwerk mussten die direkt nach den U18-Mädchen gestarteten Frauen eher schlecht aussehen. In einem eher taktisch angelegten Rennen freute sich Astrid Beerlage (TSG Schwäbisch Hall) über den Titelgewinn in 4:30,84 Minuten vor Anna-Katharina Plinke (4:31,20). Das Nachsehen hatte in diesem engen Finale dabei die 19jährige Ronja Böhrer (SSC Bad Sooden-Allendorf) mit 4:31,60 Minuten.

Für einen weiteren Glanzpunkt sorgte im schnelleren der beiden 1500 m-Zeitläufe Marcel Fehr.
Der 22jährige der LG Limes-Rems demonstrierte nach einem kontrollierten Beginn und wechselnder Führung seine Klasse mit einem 56-Sekunden-Split für die beiden letzten Runden und gewann mit 3:46,48 Minuten und einem klaren Vorsprung vor Arthur Lenz (USC Mainz/ 3:49,01) und Boris Rein (LV Pliezhausen/ 3:50,11). "Das war am Ende ganz schön schwer, da hat mir noch etwas die Kraft gefehlt!"

Seinen Einstieg in die kurze Hallensaison sieht er dennoch als sehr gelungen an. "Leider habe ich für den Deutschen kein weiteres 1500 m-Rennen, denn in Düsseldorf wird es in diesem Jahr keinen B-Lauf geben. Das ist schade, so bleibt mir alleine noch ein 800 m-Rennen bei den ADH-Meisterschaften in Frankfurt!" Für Marcel Fehr scheint der Fokus damit auf der 1500 m-Distanz zu liegen, nachdem er im Vorjahr DM-Fünfter über die doppelt so lange Strecke geworden war.

Auch vom U18-Nachwuchs gibt es über diese Distanz Erfreuliches zu berichten. In einem spannenden Zweikampf blieben Lukas Abele (SSC Hanau-Rodenbach) und Lukas Eisele (LG Filder) knapp über der 4:00-Marke. Für den Hanauer wurden dabei 4:00,41 gestoppt, eine Woche zuvor war er in Frankfurt als hessischer U20-Meister mit 3:59,54 Minuten sogar noch einen Tick schneller.

Und noch ein hessisches Talent machte in der Karlsruher Europahalle auf sich aufmerksam: Im 800 m-Rennen der U18 schaffte der 17jährige Tilman Garthe von der LG Eder im Alleingang starke 1:56,62 und lag damit gleich fünf (!) Sekunden vor der gleichaltrigen Konkurrenz.

 

Wilfried Raatz

author: GRR

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