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02
10
2023

In Kosice findet sich ein Marathon-Denkmal von Arpad Racko mitten in der Stadt. - Foto: Horst Milde

Kosice/Slovakei feierte 100-jähriges Marathon-Jubiläum

By GRR 0

Der Kosice Peace-Marathon feierte am vergangenen Sonntag ein seltenes Jubiläum. Der älteste Marathonlauf Europas fand zum 100. Mal statt.

In der Slowakei gab es dabei kenianische Sieger: Philemon Cherop und Jackline Cherono gewannen in 2:06:55 beziehungsweise 2:24:43 Stunden.

Es gibt einige Marathonläufe in Europa die noch älter sind, aber das Rennen in Kosice wird seit  1924 ununterbrochen veranstaltet. Der älteste Marathon der Welt ist der Boston-Marathon, der seit dem 19.4.1897 „läuft“, ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Athen 1896.

Die Geschichte des Kosice-Marathons begann 1924.

Der Sportorganisator und Journalist Vojtech Braun Bukovsky aus Kosice war von den 42,195 km bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 dermaßen begeistert, dass er entschied, in seiner Heimatstadt  ebenfalls einen Marathon ins Leben zu rufen. Das entspricht der Historie des Boston-Marathons. Die US-Amerikaner sahen den Marathon in Griechenland anlässlich der Spiele 1896 und übernahmen das  Beispiel für Boston.

Am 28. Oktober 1924, dem sechsten Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei, stellten sich sechs mutige Langstreckler an der Ruine der Burg Turna zum Start auf und rannten nach Kosice. Karol Halla aus Kosice war der erste Sieger.

Die zweite Auflage, ein Jahr später, war bereits international besetzt. Und beim dritten Marathon holte sich ein Berliner vom SC Charlottenburg die Siegeslorbeeren: Paul Hempel. Nach ihm standen bislang noch drei deutsche Athleten und eine Läuferin auf dem Siegertreppchen ganz oben: die DDR-Läufer Hans-Joachim Truppel, Jörg Peter und Michael Heilmann.

Paul Hempel vom SCC Berlin (Nr. 10) gewann 1926 den Kosice Marathon – Foto: Kosice Foto Archiv

Gleich fünfmal triumphierte die international erfolgreiche Wuppertalerin Christa Vahlensieck, nachdem sich Kosice 1980 auch für die Frauen geöffnet hatte. Christa Vahlensieck ist bis heute eine Legende in Kosice.

Der zweimalige Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski aus Halle lief fünfmal in Kosice mit, doch außer 1985 nutzte er diesen Wettkampf vor allem als Vorbereitung  und Test für Olympia und Weltmeisterschaften. Zwei dritte Plätze stehen in den Kosice-Wettkampflisten für ihn.

Die Menschen in Kosice wollten „Friedensbotschafter“ sein. Die beiden Weltkriege hinterließen tiefe Spuren. „Es war eine Gelegenheit, sich an Werte zu erinnern, die der Marathon in unserer Umgebung, der Stadt und für die gesamte Gesellschaft bringt“, formulierten sie in  einer Botschaft. „Der Wettkampf auf der Marathonstrecke ist seit jeher mit Tapferkeit, Ritterlichkeit, Freundschaft und Hilfe verbunden.“

Der legendäre Doppel-Olympiasieger aus Äthiopien, Abebe Bikila, gewann 1961 in Kosice.

Koreaner, Chinesen und US-Amerikaner findet man in den Listen der Gewinner, ehe die Kenianer ihre Dominanz ausspielten: 19 Siege feierten sie seit 2009.

1960 enthüllten die Organisatoren eine Marathonläufer-Statue des Künstlers Arpad Racko und benannten diese als „Bote des Sieges“ inmitten der Stadt. Am Sockel der Statue sind alle Sieger und Siegerinnen mit ihren Namen verewigt. Die Stadt und das ganze Land sind stolz auf „ihren“ Marathon, der soviel Ausdauer und Überlebenskraft besitzt.

Auf der Webseite der German Road Races (www.germanroadraces.de) wurden verschiedene Beiträge zum Kosice-Marathon veröffentlicht, da der Race-Direktor des Rennens, Brano Koniar, sehr aktiv die Historie der Sieger und Siegerinnen sowie der oft dramatischen politischen  Umwälzungen in seinem Land dokumentiert.

Der Kosice Peace-Marathon ist aufgrund seiner erfolgreichen Historie zum Aushängeschild seiner Stadt und seines Landes geworden.

Horst Milde / Race News Service

author: GRR