DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Umstritten: Alfons Hörmann hat seinen Rücktritt als DOSB-Präsident bereits angekündigt. - Foto: DOSB
Konspirative Treffen“: Hörmann sieht sich als Opfer einer Intrige beim DOSB – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Der scheidende Präsident Alfons Hörmann sieht sich von den Vorwürfen eines anonymen Kritikers freigesprochen – und als Opfer von Umsturzplänen im DOSB. Er hat auch einen Verdacht, wer dahinter steckt.
Alfons Hörmann, der scheidende Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), sieht sich vom Vorwurf freigesprochen, sein Führungsstil habe unter den Mitarbeitern der Verbandszentrale in Frankfurt für eine Kultur der Angst gesorgt.
„Unter dem Strich bleibt das wertvolle Fazit: Wenn von 159 Mitarbeitern bei 1272 Antworten nur ein einziges Mal der Begriff der Kultur der Angst genannt wird, ist das zwar einmal zu viel, aber die Bestätigung, dass die pauschale Unterstellung aus dem anonymen Schreiben in keiner Weise zutrifft“, sagt er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur vom Donnerstag. Er bezieht sich auf eine Kulturanalyse, die der DOSB in Auftrag gegeben und deren Zusammenfassung er am Dienstag vorgestellt hat.
Die Empfehlung der Ethikkommission des DOSB unter Vorsitz von Thomas de Maizière, die ihn dazu brachte, seinen Rücktritt zur Vollversammlung im Dezember anzutreten, bewertet Hörmann in dem Interview so: „Von den konkreten Vorwürfen aus dem Schreiben ist nur ein einziger gerügt worden, nämlich, dass Präsidium und Vorstand in zwei oder drei Sitzungen sich zwar an die gesetzlichen Vorgaben, aber nicht an die uns selbst auferlegten höheren DOSB-Auflagen in Hinblick auf die Maskenpflicht gehalten haben. Der zweite zentrale Vorwurf war die angebliche Kultur der Angst. Diesen kann man nicht einfach belegen oder widerlegen und somit in kurzer Zeit auch nur sehr schwer aus der Welt schaffen. Überraschenderweise kam dann von der Ethikkommission eine zusätzliche sportpolitische Einordnung und die damit verbundene Empfehlung vorgezogener Neuwahlen und eines Vertrauensvotums.
Das Präsidium hat daraufhin beschlossen, den Weg der Neuwahlen zu gehen. Vizepräsident Kaweh Niroomand und ich haben uns entschieden, dies nicht zu tun.“ In der Empfehlung vom Juni hieß es: „Nach Auffassung der Ethikkommission kann es im deutschen Sport jedenfalls mit einer so unterschiedliche Beurteilung der handelnden Personen und der gelebten Strukturen in dieser Art nicht weitergehen.“ Es fehle offensichtlich wechselseitig an ausreichendem Vertrauen und an den notwendigen Zutrauen an die Fähigkeiten der Mitarbeiterin und Mitarbeiter. Selbstbespiegelung, Demotivation und Gerüchte, Unzufriedenheit und Unklarheiten müssten auch mit dem Führungsverhalten von Präsidium und Vorstand zusammen hängen.
Auf die Frage, wie er seine damalige Rolle als Buhmann des deutschen Sports wahrgenommen habe, stellt Hörmann seinen Rückzug als Sturz dar: „Mittlerweile liegen uns zahlreiche Informationen und Schriftstücke vor zu konspirativen Treffen, die es gab, um genau diese Form von Umsturz an der Spitze des DOSB herbeizuführen.
Auch aus aktuellen Kandidaturen um die Nachfolge wird deutlich, weshalb einige damals schnell an die Mikrofone getreten sind und den Neubeginn gefordert haben. Da muss man nicht taktisch geschult sein, um zu ahnen, wo bei wem die wahren Motive lagen.“
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 4. November 2021