Konferenz zur Dopingprävention in Heidelberg ©EAA - European Athletics
Konferenz zur Dopingprävention in Heidelberg
In Heidelberg veranstalteten die Deutsche Sportjugend (dsj) und die Pädagogische Hochschule Heidelberg am vergangenen Wochenende die Konferenz "Sport ohne Doping".
Die Themen der mit 110 Teilnehmern gut besuchten Konferenz waren die Gesellschaftsrelevanz von Medikamentenmissbrauch in Abgrenzung zum Doping und die neue Struktur der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA).
Professor Manfred Spitzer (Ulm), Hirnforscher und Leiter des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen, griff in seinem Vortrag "Selbstkontrolle, Drogen, Bildung und Gesundheit" eine Steilvorlage der Gastgeberin auf. PH-Rektorin Professor Anneliese Wellensiek nannte die Unsitte des Doping ein "pädagogisches Thema mit gesellschaftlicher Brisanz" und stellte fest: "Pädagogen haben sich da einzumischen und auch das System in Frage zu stellen." Nur eine Humanisierung des Sports führe zu einer Optimierung im Kampf gegen das Doping, folgerte Wellensiek.
Versuchungen zu widerstehen, sei erlernbar, und zwar schon im Kleinkindalter und lebenslang, sagte Professor Spitzer und bezog dieses im US-amerikanischen Marshmallow-Test gewonnene Forschungsergebnis auf den Kampf gegen Drogen aller Art. Spitzer stellte fest: "Wer früh gelernt hat, Versuchungen lange zu widerstehen, ist später ein besserer Schüler, ein erfolgreicherer Mensch, und er lebt gesünder und länger." Die wichtigsten Schulfächer seien "Musik, Sport, Theaterspielen und Kunst, denn dabei wird das Leben trainiert. Wer sich für das Leben stark fühlt, braucht kein Doping."
Am zweiten Konferenztag hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit in sieben Arbeitskreisen ihren Wissenshorizont zu erweitern. So stellten u.a. Professor Wolfgang Knörzer und Robert Rupp von der PH Heidelberg den Arbeitskreis zum Thema „Mentale Stärke entwickeln“ vor. NADA-Präventionsleiter Dominic Müser referierte über „Beratung und Schulung von Dritten. Warum Eltern, Lehrer und Arzte und Apotheker Bescheid wissen müssen.“ Professor Gerhard Treutlein präsentierte seinem Arbeitskreis den Vortrag „Sport ohne Doping – Reflektieren, Positionieren und Bewegen“.
Der NADA-Aufsichtsratsvorsitzende Professor Hanns Michael Hölz hatte zu Beginn der Konferenz angemahnt: „Wir müssen noch mehr in die Prävention investieren, um im Kampf gegen den Sportbetrug durch Doping weitere Fortschritte machen zu können.“ Hölz stellte die strukturell veränderte NADA vor und formulierte ein großes Ziel: "Der Sport muss besser sein als die Gesellschaft, in der der Athlet lebt." Die neue Vorstandsstruktur der NADA mit zwei hauptamtlichen und voll verantwortlichen Vorsitzenden mit jeweils unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen sei eine Verbesserung. Entscheidungswege seien durch die Verschlankung der Struktur kürzer geworden.
Neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden präsentierte sich auch die neue Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann und berichtete über die tägliche Arbeit der NADA. Sie erläuterte, welche Herausforderungen der Präventionsarbeit der NADA bevorstehen. „Eines der wichtigsten Ziele ist die Schulung von Multiplikatoren. Nur so werden wir in die Lage versetzt, das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven in die tieferen Verbandsstrukturen zu transportieren“, sagte Gotzmann.
Auch der Aspekt Datenschutz wurde seitens der NADA thematisiert. Hierzu äußerte sich Lars Mortsiefer (Vorstandsmitglied NADA) auf der Vollversammlung der Athletenvertreter des DOSB, die ebenfalls an diesem Wochenende stattgefunden hat: „Der Datenschutz ist ein zentrales Thema der NADA. Wir stehen in enger Verbindung mit dem zuständigen Datenschutzbeauftragten und den Athleten zur Optimierung des Standards.“ Mit dem WADA-Code 2009 sei ein großer Schritt vorwärts erfolgt.
Schnell vergriffen waren die Lehrmaterialien zur Dopingprävention der dsj und der NADA an deren Gemeinschaftstand.
Quelle: dsj