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05
10
2009

Hat sich der Mitgliedsbeitrag über die Jahre erhöht oder ist er gesunken? Hat das ehrenamtliche Engagement zu- oder abgenommen? Hat sich die Sportstätteninfrastruktur verbessert oder verschlechtert? Solche und viele andere Fragen lassen sich jetzt über „Indexentwicklungen“ beantworten.

KOMMENTAR – Der Sportverein – (k)ein unbekanntes Wesen? Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

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Der Sportverein – (k)ein unbekanntes Wesen? Zugegeben, diese Frage ist forsch formuliert. Die Antwort lässt sich aber eindeutig einordnen – denn: Zum einen haben Sportvereinsanalysen bei uns längst eine Tradition, und zum anderen verfügen wir jüngst durch die beiden sog. Sportentwicklungsberichte 2005/2006 und 2007/2008 sogar über eine längsschnittliche „Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland“.

So lautet jeweils der Untertitel der beiden dicken roten Bände, die in der Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) erschienen sind.  

Die Tradition von Sportvereinsanalysen in (West-) Deutschland lässt sich im Grunde zurückverfolgen bis in die frühen 1960er Jahre und ist dann prominent verbunden mit dem Sozialphilosophen und Ruder-Olympiasieger Prof. Dr. Hans Lenk, der anlässlich des 150-jährgen Bestehens des ältesten deutschen Turn- und Sportvereins, der Hamburger Turnerschaft von 1816 erstmals bis dahin unveröffentlichte Ergebnisse von Vereinsbefragungen publizierte, die seinerzeit an der Universität zu Kiel, an der Deutschen Sporthochschule Köln und von der Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg erhoben worden waren.

In der Folge sind Sportvereinserhebungen stets mit dem Kürzel „FISAS“ verbunden, der Finanz- und Strukturanalyse des deutschen Sports. Diese Tradition ist jedoch brüchig geworden, aber die beiden neuen Sportentwicklungsberichte sind dafür jetzt insofern zum Trendsetter geworden, als mit ihnen erstmals im zeithistorischen Vergleich anhaltende Trends in der Entwicklung bzw. Veränderung von Sportvereinen über mehrere Messzeitpunkte abzulesen sind:

Hat sich der Mitgliedsbeitrag über die Jahre erhöht oder ist er gesunken? Hat das ehrenamtliche Engagement zu- oder abgenommen? Hat sich die Sportstätteninfrastruktur verbessert oder verschlechtert? Solche und viele andere Fragen lassen sich jetzt über „Indexentwicklungen“ beantworten.

Der Sportentwicklungsbericht ist eine Koproduktion des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der Landessportbünde, des BISp und nicht zuletzt der „Macher“ vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln.

Der Sportentwicklungsbericht möchte Entscheidungsträger im organisierten Sport mit Informationen zur Vereinsentwicklung versorgen. Das Buch ist, so schreibt schon der DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach im Vorwort, eine wichtige Handreichung für Vereine und Verbände, damit diese zusammen mit ihren knapp 28 Mio. Mitgliedern auch künftig der großen gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht werden können. Wer wollte sich diese Handreichung nicht sofort zunutze machen?

Zum Schluss noch einmal zurück an den Anfang: Der Sportverein – (k)ein unbekanntes Wesen? Diese Frage müssen die Vereinsverantwortlichen zu allererst für ihren „eigenen“ Klub beantworten. Der jetzt erschienene Sportentwicklungsbericht 2007/2008 kann auf jeden Fall eine wertvolle Hilfe sein, seinen Lieblings-Sportverein mit den vorliegenden Daten zu spiegeln … und womöglich ganz neu zu entdecken.

Die achtteilige Serie, die in dieser Ausgabe beginnt, sollte dabei als „Appetit-Häppchen“ dienen.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

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