Korbinian Schönberger (SWC Regensburg) ©wus-media - Wilfried Raatz
Klare Angelegenheit für die Favoriten – Korbinian Schönberger und Melanie Noll gewinnen Osterfelder Berglauf – 160 trotzen in Garmisch-Partenkirchen dem strömenden Regen – Ludwig Reiser berichtet
Wenn das Wetter verrückt spielt…, dann ist ein alpiner Berglauf eine besondere Herausforderung. Und Läufer wie auch Organisatoren stehen bei Starkregen auf dem Prüfstand. Um es vorweg zu nehmen, beim Osterfelder Berglauf in Garmisch-Partenkirchen lief alles programmgemäß, ein Rennabbruch oder Streckenverkürung standen ehedem nicht zur Diskussion.
Und am Ende standen nach 11,92 km und 1297 Höhenmetern mit Korbinian Schönberger (SWC Regensburg) und Melanie Noll (TSV Annweiler) mit zwei außergewöhnlich schnellen Resultaten zwei prominente Sieger auf dem „Stockerl“.
Bei strömendem Regen, bei dem gemäß der Volksmeinung „kein Hund vor die Tür gejagt“ wird, ging die 34. Auflage des Osterfelder Berglaufes über die Runden bzw. von der Talstation der Alpspitzbahn zum Bergrestaurant auf dem Osterfelder Kopf über herausfordernde 1297 Höhenmeter. Trotz dieser eher Negativbedingungen gab es mit 160 Einschreibungen ein selbst für den Rennleiter Wolfgang Plümpe überaus gutes Melderesultat.
Darunter auch zwei Handvoll Nordic Walker mit dem bekannten Instruktor Michael Epp, der auf der gut präparierten Strecke gerade einmal eineinhalb Stunden benötigte, was letztlich im Laufwettbewerb noch eine Platzierung am Ende des ersten Drittels bedeutet hätte. Dem Wetter entsprechend streikte zum Start das Megaphon ebenso wie die Startpistole, dafür stürmten die Bergläufer los als wären die allerbesten Laufbedingungen vorhanden.
Waren sie offensichtlich auch, denn die Siegerzeiten von Korbinian Schönberger und Melanie Noll gehören zu den allerschnellsten in der 34jährigen Geschichte der kleinen, aber feinen Veranstaltung. So stürmte der Regensburger nach 1:04:56 Stunden patschnass über die Ziellinie und hatte dabei gleich zweieinhalb Minuten vor dem achtfachen Rennsteiglaufsieger Christian Seiler. Die weitere Konkurrenz folgte hinter den beiden Nationalmannschaftsläufern in weiterem Respektabstand. „Ich denke, dass ich in diesem Jahr deutlich besser drauf bin als vor einem Jahr“, gestand der 30jährige Landschaftsarchitekt mit Blick auf die Siegerzeit. „Schon vor der Tonihütte konnte ich mich von Christian absetzen. Allerdings kannst du dir nie sicher sein, dass nicht doch noch jemand nach vorne läuft!“
Vor einem Jahr hatte er diesen Traditionslauf bei ungleich besseren Bedingungen in 1:05:09 Stunden gewinnen können. Sicherlich war Schönberger auch durch den Start von Christian Seiler zusätzlich motiviert, der sich mit Rang zwei das Ticket für die WMRA Long Distance Mountain Running Challenge am Pikes Peak in Manitou Springs im US-Staat Colorado sichern konnte. Doch Seiler war nicht in der Lage, bis zur steilen Schlusspassage an der Bergstation der Osterfelder Kopf-Bahn in 2050 m zu kontern. „Mir fehlen bislang die steilen Bergeinheiten“, analysierte der Thüringer nüchtern, der erst im Mai einen Sensationsrekord beim Rennsteiglauf über 72,2 km aufgestellt hatte. „Diese Form sollte ich mir jedoch in den kommenden Wochen beim Höhentrainingslager in der Schweiz erarbeiten können!“
Im gutklassigen Feld wurde der zweifache Sieger Richard Obendorfer (Österreich) mit 1:09:56 Stunden Dritter vor dem ersten Flachländer, dem für die LGO Bochum startenden Tobias Severin (1:10:27).
Bei den Frauen war Melanie Noll, die deutsche Meisterin 2012, eine Klasse für sich. Nach 1:16:14 Stunden überquerte die 30jährige Bankangestellte aus Annweiler in der Pfalz die Ziellinie und schaffte dabei die zweitschnellste Zeit in der langen Geschichte dieses Berglaufes. Zum Vergleich mit den aktuellen Tagesschnellsten am Osterfelder Kopf: Die Streckenrekorde werden von Ellen Schöner mit 1:14:33 (2002) und Dieter Ranftl mit 1:01:03 (1991) gehalten und sind allerdings schon lange Historie.
Wiederum ein klasse Rennen lief die erst 17jährige Sarah Kistner aus dem hessischen Kronberg, die überraschend vor einem Jahr an gleicher Stelle triumphiert hatte. Mit 1:20:23 steigerte sie sich gegenüber dem letzten Jahr um fünf (!) Minuten und ist somit eine Anwärterin auf einen Startplatz in der U 20-Mannschaft des DLV für die Berglauf-Weltmeisterschaften am 14. September in Casette di Massa (Italien). Als Dritte sicherte sich Lea Bäuscher (TSV ovag Friedberg-Fauerbach) nach Rang zwei beim LGT Alpin Marathon in Liechtenstein vor gerade einmal zwei Wochen das Ticket für die Langdistanz-WM.
Für den DLV-Berglaufchef Wilfried Raatz brachte die zweite offizielle Qualifikation für die Langdistanz-WM am Pikes Peak wenig Aufklärung, denn alleine Christian Seiler und Lea Bäuscher konnten die gesetzten Erwartungen erfüllen. „Leider haben wir derzeit einige Verletzte, sodass in den nächsten Tagen noch einige Gespräche anstehen, bevor die Langdistanz-Mannschaft nominiert werden“. Nicht zuletzt ist Stefan Hubert (SV Sömmerda) nach seinem Sieg beim LGT Alpin Marathon gesetzt.