Der Sport wiederum leistet als bedeutende Freizeitbewegung und freiwillige Organisation in der Zivilgesellschaft einen wichtigen Beitrag zu ihrem Zusammenhalt und zum Gemeinwohl".
Kirche und Sport als „Mobile der Gesellschaft“? – Prof. Detlef Kuhlmann berichtet
Vom 1. bis 5. Juni findet in Dresden der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die 6. FIFA Frauen-Weltmeisterschaft statt. Vier Spiele werden dabei sogar in Dresden ausgetragen. Gibt es noch weitere verbindende Klammern zwischen diesen beiden Events, außer dass sie jeweils für sich große nationale oder internationale Resonanz beanspruchen dürfen? Soviel steht fest: Bei dem einen Ereignis geht es überwiegend um Rhetorik, bei dem anderen steht mehr Motorik im Zentrum.
Schaut man sich allerdings das Programm zum Kirchentag mit rund 2.500 Veranstaltungen etwas genauer an, kommt man rasch zu der Erkenntnis, das es auch hier sportlich zugeht – sei es tanzend und laufend, sei es kletternd oder anderswie bewegend, ganz abgesehen vom disziplinierten Diskurs über den Sport. Ach so: Fußball wird natürlich auch gespielt – nämlich bei der Deutschen Fußballmeisterschaft für Pfarrer, den „German Popen Open" mit acht Auswahlteams aus den Landeskirchen.
Und was ist nun mit der Fußball-WM der Frauen? Wenn am 26. Juni im Berliner Olympiastadion das Eröffnungsspiel angepfiffen wird, dann sind die Kirchen-Kicker schon fertig: Einen Tag vorher steigt ebenfalls in Berlin das erstmals bundesweit ausgetragene Abschlussturnier um den „Konfi-Cup" mit gemischtgeschlechtlichen Teams von jungen Konfirmanden und Konfirmandinnen aus den Landeskirchen unter der Schirmherrschaft von DFB-Präsident Theo Zwanziger und Präses Nikolaus Schneider, dem Vorsitzenden des Rates der EKD.
Doch damit nicht genug: Beim ökumenischen Open-Air-Gottesdienst am Pfingstmontag auf dem Frankfurter Römerberg wirkt zur Einstimmung auf die WM deren OK-Präsidentin Steffi Jones mit. An den einzelnen Spielorten sind die Kirchen während der WM jeweils mit Begleitprogrammen bis hin zum Public Viewing beteiligt.
Als vorsichtiges missionarisches Fazit zunächst soviel: Kirche und Sport verbindet mehr als nur die nahe kalendarische Verbindung von zwei bedeutenden Großereignissen in diesem Jahr. Beide Bereiche verbindet in permanenter Konstanz das Engagement für den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit. Wie heißt es doch dazu in der gemeinsamen Erklärung vom 21. August 2009, in der die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Deutsche Bischofskonferenz und der DOSB ihre institutionelle Zusammenarbeit zuletzt bekräftigten: „Die Kirchen wenden sich an den ganzen Menschen, mit Leib und Seele, Gewissen, Vernunft und Willen (…) Der Sport wiederum leistet als bedeutende Freizeitbewegung und freiwillige Organisation in der Zivilgesellschaft einen wichtigen Beitrag zu ihrem Zusammenhalt und zum Gemeinwohl".
Etwas abseits pastoraler Prosa könnte man das auch so übersetzen: Kirche und Sport sind mittendrin in unserer Gesellschaft – eben dort, wo sich die Menschen bewegen. Und mit dem, was sie bewegt.
Taugt dabei vielleicht sogar das Bild von Kirche und Sport als „Mobile der Gesellschaft"?
Prof. Detlef Kuhlmann in der DOSB Presse
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