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17
07
2012

KipKeino High School ©Horst Milde

Kip Keino will die Sonne aufs Dach – Bitterfeld bringt die Fotovoltaik nach KENIA – Robert Hartmann berichtet

By GRR 0

Abgesichert von zwei Helfern kletterte der deutsche Ingenieur eine lange wacklige Holzleiter hinauf, und als er an der letzten Stufe ankam, krabbelte er von da aus aufs Dach der Mensa. Er war schwindelfrei  und wollte wissen, wie er die Module am besten anbringen müsste. Sein Spezialgebiet war die Fotovoltaik.

Dafür hatte er einen langen Weg zurück gelegt, fast 7000 Kilometer. Oder rund neun Flugstunden von Berlin über Amsterdam nach Nairobi, der kenianischen Hauptstadt.

Am Ende fuhr er mit weiteren fünf Joggingfreunden aus Bitterfeld in einem angemietenden Kleinbus die 320 Kilometer bis nach Eldoret. Die Straße war gut geteert und, oh Wunder, so gut wie schlaglöcherfrei. Die Halbemillionen-Großstadt im Nordwesten wirbt nicht unbescheiden damit, sie sei die Läufer-Hauptstadt der Welt.

Der Ingenieur befand sich auf dem Gelände der idyllisch gelegenen Kipkeino-Highschool. Sie liegt acht Kilometer von Eldoret entfernt, und da dieses ostafrikanische Land nicht nur Mittel- und Langstreckenläufer im Überfluss hat, sondern auch Sonne und Wind, schien es ihm, als befinde er sich hier in einem Paradies.

Zusammen mit Kipchoge Keino verständigte er sich darüber, dass sie auf seiner weitläufigen Farm – sie liegt übrigens über 2100 m hoch – auf der Größe von zwei Fußballfeldern eine Solar-Anlage errichtet werden. Zwei Tage danach fuhr die Gruppe hundert Kilometer weiter in den Norden nach Kapenguria, um Tegla Loroupes Privatschule Pease Akademy zu begutachten. Auch die frühere Weltrekordlerin im Marathonlauf möchte auf Sonnenenergie setzen.

Das war im März dieses Jahres. Es war ein glücklicher Nebeneffekt, dass der Leichtathletikverband "Athletics Kenya" für seine besten Läufer über 5000 m und 10 000 m gerade ein mehrwöchiges Höhentrainingslager auf Keinos Kazi-Mingi-Farm abhielt. Also teilte der Ingenieur allen mit, er werde eine Einführung über die Solarenergie geben. Zum vereinbarten Zeitpunkt kamen alle Trainer und über 100 Läufer. Jeder war sehr neugierig und die sich anschließende Fragestunde ließ keinen Wunsch mehr offen.

Das große Geld verdienen die Marathonläufer. Aber die Weltklasse-Bahnläufer, und das waren alle Anwesenden, besaßen wenigstens eine kleine Farm oder Shamba. Sie erfuhren, dass ein Modul (Baustein) 1mal 1,5 m messe, und für eine Hütte würden drei davon ausreichen. Damit, für 1500 Watt, könnten etwa ein Computer, ein Kühlschrank, ein Fernseh-Apparat und das Licht unterhalten werden.

Die Bitterfelder haben als nächsten Schritt vor, einige Läufer in der Photovoltaik auszubilden. Peter Junge, der Vorsitzende des SV Bitterfeld 2000, hat sich an die Spitze der Bewegung gesetzt. Er, ein Ingenieur, hat die Stiftung „Sportler helfen Sportler“ ins Leben gerufen. Örtliche Sponsoren kommen für die Kosten der dreimonatigen Lehrzeit in Bitterfeld auf. Dabei sollen die afrikanischen Gäste angehalten werden, die deutsche Sprache zu lernen, auch der Fachausdrücke wegen. Sie sollen dann für die Wartung der Anlagen zuständig sein.

Das große Thema ist Hilfe zur Selbsthilfe.

Die zwei Marathonläufer, die schon seit einigen Jahren die 42,195 km in Halle und Bitterfeld gelaufen und auch gewonnen haben, erhielten die erste Option. Paul Thuo (Bestzeit 2:15:53) und Isaak Sang. Aber mindestens zwei der Lehrgangs-teilnehmer hatten ebenfalls ihr Interesse gezeigt.

Zum Einstieg in die Photovoltaik kann es mit Eldoret keinen besseren Platz geben. Mit Kipchoge Keino als Leitfigur ist der ideale Mann gefunden. Ihn kennt jeder, und jeder weiß, wie seriös er ist.

Erst kürzlich wurde der frühere Mittel- und Langstreckenläufer durch die Internationale Leichtathletik-Föderation (IAAF) in ihre Hall of Fame aufgenommen.

 

Robert Hartmann

 

Kip Keino High School

 

Tegla Loroupe Peace Foundation

author: GRR

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