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14
05
2014

Tobias Dollase in SPORT in BERLIN - Kinderschutz ist eine Daueraufgabe LSB-Erklärung bisher von162 Vereinen und 30 Verbänden unterschrieben ©privat

Kinderschutz ist eine Daueraufgabe – LSB-Erklärung bisher von 162 Vereinen und 30 Verbänden unterschrieben – Tobias Dollase in SPORT in BERLIN

By GRR 0

Nein, es gibt keinen konkreten Anlass, keinen „Fall", der den Leitartikel nötig gemacht hätte. Heißt das aber, dass es im organisierten Sport aktuell nichts zu sagen gibt zum Thema „Kinderschutz in den Vereinen"?

Nein, ganz sicher nicht.

Das Problem ist und bleibt ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das mit einer kollektiven Sensibilisierung in Politik und Wirtschaft, in Sport und Kultur, in Schule und Beruf ins Bewusstsein gerückt statt wie lange Zeit schamhaft unter den Teppich gekehrt werden muss. Als vor fünf Jahren Schlagworte wie Canisius-Colleg, Odenwaldschule und andere das Thema der sexualisierten Gewalt auf die Agenda setzten, da waren Erschrecken, Entsetzen, Empörung und Aktionismus groß. Quasi reflexartig, wie in unserer Gesellschaft leider ebenso üblich wie das schnelle Vergessen danach.

Auch im Sport hatte es Defizite und Versäumnisse in der Prävention gegeben, die Reaktion aber war in vielen Schritten seit 2010 konsequent, nachhaltig, energisch. Wenngleich noch viel Luft nach oben ist. Bildungs- und Jugend-Senatorin Sandra Scheeres hat das Mühen der Vereine bei einer Infotour vor kurzem ausdrücklich anerkannt. „Der Sport hat sich auf den Weg gemacht, da hat sich absolut was getan", lobte sie die Aktivitäten im Kinderschutz. Klar ist, dass sich der Schutz von Kindern nicht auf Aktionismus nach besonders tragischen Fällen beschränken darf, sondern dass er als Daueraufgabe der gesamten Gesellschaft wahrgenommen werden muss.

Das Problem wird im klassischen Sinne nie „gelöst" sein, das Thema nie als „erledigt" abgehakt werden können.

Deshalb widmet sich diese Ausgabe von „Sport in Berlin" schwerpunktmäßig diesem Thema – ohne „akuten Fall". Die jüngsten Vorgänge in der Bundespolitik, die sogar zum Ministerrücktritt führten, haben gezeigt, dass man sich gesamtgesellschatlicher im Umgang mit dem Thema immer noch schwer tut. Und weniger über die direkt oder indirekt Betroffenen redet, als vielmehr über Schadensbegrenzung und taktische Winkelzüge. Nicht unmittelbar vergleichbar, aber in den Verhaltensweisen sind durchaus Synergien erkennbar – auch im Sport standen lange verkrustete Strukturen einer offensiven Öffnung für dieses Thema im Wege.

Die aber ist spätestens seit 2009 vollzogen, es gibt seit 2010 eine Kinderschutzerklärung des LSB, die bislang von 162 Sportvereinen und 30 Fachverbänden unterzeichnet ist. Eine ganze Menge, aber – nimmt man die ganze Organisation – natürlich bei weitem nicht genug.

Im Landessportbund gibt es mit Iris Jensen eine Kinderschutzbeauftragte, seit 2012 unterschiedlichste Formen von Übungsleiterfortbildungen zu „Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt". Diese werden zunehmend wahrgenommen. Der LSB hatte damit als einer der ersten Landesverbände eine Vorgabe des DOSB umgesetzt. Da der Sport vieles, aber nicht alles kann, wird beim anspruchsvollen Thema des Kinderschutzes vielfach mit dem Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) und anderen Beratungseinrichtungen kooperiert.

2012 wurde unter Federführung der Gesundheit/Soziales-Staatssekretärin Emine Demirbüken Wegner das Berliner Netzwerk gegen sexuelle Gewalt gegründet, an dem sich der LSB aktiv beteiligt. LSB und Sportjugend haben einen Leitfaden „Kinderschutz im Berliner Sport" entwickelt, der in einem Ringordner Infos, Musterformulare und Literaturhinweise rund um das Thema in seiner ganzen Vielfalt enthält.

Ganz wichtig: Im Dezember 2013 hat das Präsidium auf seiner letzten Tagung im Vorjahr beschlossen, in sämtlichen LSB-Programmen künftig wirksamen Kinderschutz zur Voraussetzung einer Förderung zu machen. Alle Richtlinien werden entsprechend überarbeitet. Eine Auflistung nach dem Motto „Wir tun ja schon so viel, mehr geht nicht!" soll das keineswegs sein. Im Gegenteil: Mein Anliegen ist es, aufzufordern, dranzubleiben bei diesem Thema, noch mehr zu erreichen, nicht locker zu lassen. Schließlich geht es direkt und indirekt um unsere Zukunft. Bleiben wir dabei auf halber Strecke stehen, gelangen wir nicht ans Ziel. Meine ausdrückliche Aufforderung an die Politik ist es deshalb, alle Maßnahmen zum Kinderschutz auch finanziell zu fördern und die diesbezüglichen Förderungen nicht nur aufrecht zu erhalten, oder gar zurückzuschrauben, sondern sie weiter auszubauen.

Wir als organisierter Sport wollen alles dafür tun, mit unserer Kompetenz, Man- und Woman-Power, mit Leidenschaft, Ideen und Einsatz dazu beizutragen, dass der Sport für alle Altersgruppen eine der schönsten „Nebensachen" der Welt bleibt. Das ist jedes Bemühen wert, wir dürfen darin nicht nachlassen. Denn Eltern sollen einfach in jedem Moment die Gewissheit haben, dass ihre Kinder in unseren Vereinen bestens aufgehoben sind und einen sicheren Schutzschirm haben.

 

 
Tobias Dollase in SPORT in BERLIN – März 2014
LSB-Vizepräsident Jugend, Vorsitzender der Sportjugend Berlin

 

 

author: GRR

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