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21
02
2008

Eberhard Kilian, Vizepräsident Jugend des DHB, machte deutlich: „Wir bringen die 30- bis 40-Jährigen nicht mehr dazu, 120 Stunden ihrer Freizeit für den Unterricht zum Erwerb der Übungsleiterlizenz zu opfern.

Kinder stark machen: Jugendliche Betreuer sind die besten Vorbilder – Prof. Pott: Sport bietet die besten Voraussetzungen für Primärprävention

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(DOSB PRESSE) „Suchtvorbeugung ist eine Erziehungs-, aber auch eine Gemeinschaftsaufgabe.“ Das erklärte die Direktorin der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung, Prof. Elisabeth Pott, im Sportausschuss des Deutschen Bundestages. „Der Sport bietet die besten Voraussetzungen, wirksam in der Primär-Prävention zu arbeiten.“

Pott stellte dem Par-lamentsgremium das seit 1995 laufende Aktionsprogramm „Kinder stark machen“ vor, das aus dem Etat für Suchtprävention im laufenden Jahr mit 850.000 Euro für Sportprojekte gefördert wird. „Alle sozialen Schichten sind im Sport erreichbar“, stellte sie als weiteres positives Kriterium heraus. Elisabeth Pott wies auch auf die veränderten Zeiten hin: „Wir wissen, dass 70 Prozent der Jugendlichen zumindest phasenweise in Sportvereinen organisiert sind. Dennoch hat sich der Sport weiterentwickelt:

Straßenfußball, Skateboarding und viele neue Trends des jugendlichen Zeitgeistes, die unorganisiert ablaufen. Deshalb gibt es durchaus Schwierigkeiten, dass wir mit unseren Anti-Tabak- und Anti-Alkoholprogrammen Jugendliche erreichen können. Da muss noch mehr passieren. Der Ansatz sollte lauten: Bei den Erwachsenen müssen wir deutlich machen, dass Alkohol verantwortlich getrunken werden muss. Und dann geben Eltern ihren Kindern weiter, nicht so früh mit dem Alkoholtrinken zu beginnen. Fast alles, was mit Gewaltaktionen im Umfeld des Sports passiert, etwa Ausschreitungen am Rande von Fußballspielen, geschieht unter Alkoholeinfluss.“

Dr. Harald Schmid, ehemaliger Hürdenläufer, stellte seine Tätigkeitsfelder im Rahmen der Kampagne vor und wies darauf hin, dass die Qualifizierung von Übungsleitern und Trainern nach wie vor stark nachgefragt sei. „Ich betreue die Kampagne als Botschafter schon seit gut zwölf Jah-ren“, sagte der gelernte Beamte des gehobenen Dienstes bei der Stadtverwaltung Gelnhausen. „Bei den Sportverbänden haben wir stets offene Türen gefunden. So ist zum Beispiel der Deutsche Handball-Bund (DHB) auf uns zugekommen und hat klipp und klar gesagt: Auch wir wollen mitmachen.“

Eberhard Kilian, Vizepräsident Jugend des DHB, machte deutlich: „Wir bringen die 30- bis 40-Jährigen nicht mehr dazu, 120 Stunden ihrer Freizeit für den Unterricht zum Erwerb der Übungsleiterlizenz zu opfern. Deshalb greift der organisierte Sport verstärkt auf die 14- bis 18-Jährigen zurück. Und es ist in der Tat so: Die Jugend hat ein Fingerspitzengefühl dafür, Präventionsaufgaben wahrzunehmen – ohne erhobenen Zeigefinger, mit dem richtigen Feeling. Junge Leute müssen allerdings ganz anders geschult werden als erwachsene Übungsleiter. Die Anforderungen sind dabei natürlich quartiersbedingt unterschiedlich: In Hamburg-Steilshoop kommen die Betreuer aus einem anderen Umfeld als die ehrenamtlich Mitwirkenden in Berlin-Dahlem.“

Blickpunkt Fußballplatz: Wie Eltern an Samstagnachmittagen sich gegenüber den spielenden Kindern, den eigenen oder fremden, verhalten „spottet jeglicher Beschreibung“, unterstrich Kilian. Dagmar Freitag, Sportobfrau der SPD-Fraktion, beanstandete, dass gerade beim Fußball, aber auch in anderen Mannschaftssportarten, Erwachsene „an der Bande qualmen und mit einer Bierflasche in der Hand herumstehen“.

„Man könnte formulieren: Wir müssen erst mal die Übungsleiter stark machen. Weißbierduschen etwa nach einem Pokalgewinn sind ein genauso schlimmes Bild“, sagte die Abgeordnete aus Iserlohn. Zu ihrer Forderung, das Zigarettenrauchen in Fußballstadien zu verbieten, erwiderte Detlef Parr von der FDP: „Wir sollten die Menschen in ihrer Privatsphäre nicht noch weiter gängeln.“

Die Aktion „freiwilliger Rauch-Verzicht“ bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sei vom Deutschen Fußball-Bund nicht fortgesetzt worden, akzentuierte der Parlamentarier aus Ratingen, Sport- und Suchtexperte der Liberalen: „Botschaften über die Videoleinwände sollten vom Fußball genutzt werden. Es geht nicht um eine simple Verbotspolitik, nicht um Bevormundung – wir wollen Aufklärung, Prävention und Bewusstseinswandel.“

Als offizieller Partner der Kampagne „Kinder stark machen“ stellte die DJK-Sportjugend, eigenständige Jugendorganisation des katholisch geprägten und ökumenisch offenen DJK-Sportverbandes mit 250.000 Mitgliedern, ihre Aktivitäten vor. In einem verteilten Flyer heißt es: „Wer gelernt hat, selbständig zu sein, Konflikte durchzustehen und mit Misserfolgen umzugehen, der ist stark genug, das Leben zu meistern und in schwierigen Situationen auf Drogen und Suchtmittel zu verzichten.“

Besser kann man es gar nicht formulieren.

Holger Schück

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