Über 33.000 Teilnehmer werden heute am Sonntag in Berlin den Halbmarathon laufen. - Foto: SCC EVENTS / Petko Beier
Kenianer peilen Streckenrekorde heute beim Berliner Halbmarathon an, Amanal Petros jagt die Stunden-Barriere
33.336 Meldungen aus 121 Nationen liegen dem Veranstalter SCC Events vor.
Zwei der schnellsten Läufer aller Zeiten werden heute beim Generali Berliner Halbmarathon an den Start gehen: Die Kenianer Abel Kipchumba und Sheila Kiprotich Chepkirui führen die Startlisten des größten und hochklassigsten deutschen Rennens über die 21,0975-km-Distanz an.
Während sie die Streckenrekorde und damit Weltklassezeiten anstreben, könnte der deutsche Halbmarathon- und Marathon-Rekordhalter Amanal Petros als erster Deutscher eine Zeit von unter einer Stunde erreichen. Die Veranstalter registrierten 32.267 Läufer aus 121 Nationen für das Rennen.
Es spricht viel dafür, dass Kenia seine Dominanz beim größten deutschen Halbmarathon fortsetzen wird. Seit der Jahrtausendwende gab es 18 kenianische Sieger bei dem Rennen. Die fünf schnellsten Läufer auf der Startliste kommen aus dem ostafrikanischen Land, so dass es eine große Überraschung wäre, wenn es nicht den sechsten Sieg in Serie eines Kenianers geben würde. Abel Kipchumba hat sich bei seinem Sieg beim Valencia-Halbmarathon im vergangenen Oktober auf 58:07 Minuten verbessert und ist damit der sechstschnellste Läufer aller Zeiten. Damit ist er deutlich schneller als der derzeitige Kursrekord von 58:42, den sein Landsmann Eric Kiptanui 2018 in Berlin aufstellte. In diesem Jahr zeigte der 28-jährige Abel Kipchumba beim Rennen in Ras Al Khaimah in den Vereinigten Arabischen Emiraten gute Form und erreichte eine Zeit von 59:47. „Mein Ziel ist es, am Sonntag den Kursrekord zu brechen“, sagte Abel Kipchumba.
Vier weitere Athleten aus Kenia gehen mit Bestzeiten von unter einer Stunde an den Start: Alex Kibet lief in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) vor vier Jahren seine Bestzeit von 59:06 und ist damit der zweitschnellste auf der Liste. Joshua Belet (59:28), Josphat Kemei (59:32) und Geoffrey Koech (59:36) sind die anderen drei.
Vier Athleten mit vier unterschiedlichen Rekord-Zielen beim Generali Berliner Halbmarathon am Sonntag: Sheila Chepkirui Kiprotich, Katharina Steinruck, Abel Kipchumba und Amanal Petros. – Foto: Horst Milde
Bereits an siebter Stelle in der nach Bestzeiten sortierten Startliste steht Amanal Petros. Der Läufer des TV Wattenscheid verbesserte im vergangenen Jahr in Valencia den deutschen Uralt-Rekord von Carsten Eich, der in Berlin 1993 mit der damaligen Europarekordzeit von 60:34 Minuten gewonnen hatte, auf 60:09. Amanal Petros könnte somit in Berlin eine sehr gute Platzierung erreichen. Doch noch wichtiger ist für ihn, als erster deutscher Läufer die Stunden-Barriere im Halbmarathon zu unterbieten. Der einzige europäische Läufer, dem dies bisher in Berlin gelang, ist Fabián Roncero, der 2001 mit 59:52 einen kontinentalen Rekord aufstellte und damals als erster Europäer unter 60 Minuten blieb. „Wenn es gut läuft am Sonntag, dann will ich probieren, die Stunden-Marke zu unterbieten. Das wäre natürlich etwas besonderes, das als erster Deutscher zu schaffen“, sagte Amanal Petros.
Mit persönlichen Rekorden im Bereich von rund 63:00 Minuten gehen drei weitere deutsche Läufer an den Start, die auch gute Platzierungen erreichen können: Johannes Motschmann (Marathon Team Berlin) zeigte zuletzt einen guten Aufwärtstrend und steigerte sich 2021 auf 62:42. Im Marathon hat er gute Chancen, zum deutschen Team bei den Europameisterschaften im Sommer in München zu gehören. Der Halbmarathon am Sonntag ist für ihn ebenso ein Vorbereitungsrennen für einen Frühjahrs-Marathon wie für Philipp Pflieger (Marathon Team Berlin) und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock). Die erfahrenen Straßen-Langstreckler gehen mit Bestzeiten von 62:50 beziehungsweise 63:07 ins Rennen.
Über viele Jahre hinweg war der Streckenrekord des Generali Berliner Halbmarathon praktisch unantastbar. Im Jahr 2006 hatte die Kenianerin Edith Masai in 67:16 Minuten triumphiert. Es dauerte 13 Jahre bis diese Bestzeit schließlich fiel: 2019 lief Sifan Hassan (Niederlande) 65:45. Doch schon bei der nächsten Auflage des Rennens verbesserte Joyciline Jepkosgei (Kenia) im August 2021 die Marke auf 65:15. Jetzt ist die Besetzung in der Spitze des Frauen-Rennens so gut, dass der Streckenrekord sogar zum dritten Mal in Folge gebrochen werden könnte.
Angeführt wird das Feld von Sheila Kiprotich Chepkirui. Nachdem sich die Kenianerin im vergangenen Herbst in Valencia zunächst auf 64:54 Minuten verbesserte, steigerte sie sich nun im Februar in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) auf 64:36. Damit ist sie die siebtschnellste Halbmarathonläuferin aller Zeiten und war bereits deutlich schneller als der Berliner Kursrekord. Ihre neue persönliche Bestzeit macht natürlich Hoffnung auf ein weiteres starkes Rennen in Berlin. „Ich habe gut trainiert und will mich am Sonntag mit einem persönlichen Rekord weiter steigern“, sagte Sheila Kiprotich Chepkirui.
Während die 31-jährige Kenianerin aufgrund ihrer aktuellen Form als Favoritin gilt, könnten aber zwei Landsfrauen sie herausfordern: Irene Kimais und Joyce Chepkemoi weisen mit 66:03 beziehungsweise 66:19 Minuten ebenfalls hochkarätige Bestzeiten auf.
Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) sind mit persönlichen Bestzeiten von 70:05 beziehungsweise 70:49 die schnellsten deutschen Läuferinnen auf der Startliste. „Ich hoffe, dass ich nun in Berlin eine Zeit von unter 70 Minuten erreichen kann“, sagte Katharina Steinruck, die sich vor kurzem in Lille um eine gute halbe Minute auf 70:05 verbesserte.
Mit Deborah Schöneborn (SCC Berlin) ist auch eine aussichtsreiche Athletin dabei, die für den Veranstalter-Klub des Rennens startet und dort zum „Marathon Team Berlin“ gehört. Bei Olympia in Japan im vergangenen Sommer hatte die Berlinerin mit einem starken 18. Platz im Marathon überrascht. Deborah Schöneborn, die eine Bestzeit von 71:37 Minuten über die 21,0975-km-Distanz aufweist, nutzt den Generali Berliner Halbmarathon als Vorbereitungsrennen für ihren Start beim Hamburg-Marathon am 24. April. „Ich hatte keinen so guten Winter“, sagte Deborah Schöneborn, die lange mit einer Verletzung zu kämpfen hatte. „Jetzt geht es darum, wieder ins Rollen zu kommen, um dann beim Hamburg-Marathon die Qualifikation für die Europameisterschaften zu schaffen.“
Favoriten und deutsche Topläufer mit Bestzeiten
MÄNNER
Abel Kipchumba KEN 58:07
Alex Kibet KEN 59:06
Joshua Belet KEN 59:28
Josphat Kemei KEN 59:32
Geoffrey Koech KEN 59:36
Zerei Mezngi NOR 60:07
Amanal Petros GER 60:09
Mathew Samperu KEN 61:04
Napoleon Solomon SWE 61:17
David Nilsson SWE 61:40
Girmaw Amare ISR 62:03
Pietro Riva ITA 62:19
Johannes Motschmann GER 62:42
Philipp Pflieger GER 62:50
Tom Gröschel GER 63:07
Frauen
Sheila Kiprotich Chepkirui KEN 64:36
Irene Kimais KEN 66:03
Joyce Chepkemoi KEN 66:19
Samantha Harrison GBR 70:05
Katharina Steinruck GER 70:43
Laura Hottenrott GER 70:49
Giovanna Epis ITA 71:00
Bojana Bjeljac CRO 71:12
Deborah Schöneborn GER 71:37
Jill Holterman NED 71:41