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25
07
2010

Deswegen kann es auch in Barcelona Überraschungen geben. Und daher ist es doppelt schade, dass Melanie Kraus (Bayer Leverkusen) nicht zur Nominierung vorgeschlagen wurde.

Keine große Favoritin beim EM-Marathon, Chance für Melanie Kraus vergeben – Vorschau auf die Langstreckenläufe bei den Europameisterschaften (Teil 3)

By GRR 0

Europas beste Marathonläuferin startet bei den kontinentalen Titelkämpfen über eine andere Strecke: Liliya Shobukhova wird in Barcelona am Mittwoch die 10.000 m rennen und sich danach auf ihre Titelverteidigung beim Chicago-Marathon vorbereiten.

Gewinnt die Russin im Oktober in den USA, ist sie auch die Siegerin der World Marathon Majors (WMM). Das ist vom Prestige her und natürlich auch finanziell deutlich mehr wert als eine Goldmedaille bei Europameisterschaften. Es gibt nicht viele europäische Weltklasseläuferinnen im Marathon – in Barcelona steht keine von ihnen auf der Startliste. Das ist nicht überraschend für ein EM-Rennen über die 42,195 km.

Deswegen kann es auch in Barcelona Überraschungen geben. Und daher ist es doppelt schade, dass Melanie Kraus (Bayer Leverkusen) nicht zur Nominierung vorgeschlagen wurde. Sie hatte die deutsche Norm beim Düsseldorf-Marathon im Mai nach einer längeren Verletzungspause zwar klar verpasst, doch der europäische Verband (European Athletics) hat für die Marathonrennen überhaupt keinen Richtwert festgesetzt. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hätte also Melanie Kraus aufgrund ihrer Erfolge in den Jahren vor ihrer verletzungsbedingten Pause 2009 ohne weiteres nominieren können.

Sowohl bei der WM in Osaka als auch bei Olympia in Peking hatte sie sich ordentlich geschlagen (Platz 20 bzw. 38) und dabei vor allem bewiesen, dass sie mit Hitze gut klarkommt, die auch in Barcelona zu erwarten ist. In Spanien dürften Läuferinnen unter den besten zehn sein, deren Leistungsvermögen nicht unbedingt besser ist als jenes von Melanie Kraus.

Ohne deutsche Läuferin wird damit der EM-Marathon stattfinden. Denn die Sensations-Siegerin von Göteborg 2006, Ulrike Maisch (LAV Rostock), ist in diesem Frühjahr nach immer wieder neuen Verletzungsproblemen keinen Marathon gelaufen.  

Die Favoritinnen kommen am Sonnabend aus drei Ländern: Russland, Italien und Portugal. Da bei dem Rennen der Marathon-Europacup integriert ist, kann jedes Land bis zu sechs Läuferinnen starten lassen. Die besten drei kommen dann in die Cup-Wertung. Russland hat dieses Kontingent voll ausgeschöpft. Doch unabhängig davon sind die Russinnen bei Meisterschafts-Marathonrennen meist stark. Irina Timofeyeva hat eine Bestzeit von 2:24:14 Stunden und belegte vor zwei Jahren beim Olympia-Marathon einen starken siebenten Platz. Ob sie allerdings im Alter von inzwischen 40 Jahren noch ganz vorne mitmischen kann, ist fraglich. Ihre Landsfrauen Tatyana Pushkareva (Bestzeit: 2:26:14) und Silviya Skvortsova (2:26:24) sind wohl stärker einzuschätzen.

Zu beachten sind die Italienerinnen, die mit der früheren Wien-Marathon-Siegerin Rosaria Console (Bestzeit: 2:26:45 als Vierte des Berlin-Marathons 2009), Anna Incerti (2:27:42) und Deborah Toniolo (2:28:31) antreten. Incerti galt nach einem starken Jahr 2008 als die große italienische Hoffnung im Marathon. Nach einem beachtlichen 14. Platz bei Olympia gewann sie den Mailand-Marathon mit ihrer noch aktuellen Bestzeit. 2009 musste die 30-Jährige jedoch Rückschläge hinnehmen. Sie könnte ebenso wie Console bei der EM eine gute Rolle spielen.

Eine Läuferin, die ebenfalls zu den Favoritinnen zählt, ist Marisa Barros. Die Portugiesin steigerte sich im Januar als Zweite beim Osaka-Marathon auf 2:25:44 Stunden. Portugal schickt außerdem Ana Dias (2:28:49) und die 10.000-m-Olympiasiegerin von 1996, Fernanda Ribeiro (2:29:48), ins Rennen. Ribeiro ist aber mit 41 Jahren längst über den Zenit ihrer Laufbahn hinweg.

Gleiches gilt für Lidia Simon, obwohl sie mit 36 Jahren noch jünger ist. Die Rumänin ist mit 2:22:54 Stunden die Athletin mit der schnellsten Bestzeit im Feld. Dieses Ergebnis erzielte sie jedoch bereits vor zehn Jahren.

race-news-service.com
 

author: GRR

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