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Kampf gegen Doping: „Sportler wollen sauberen Sport“ – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur ist beeindruckt von einer „Bewusstseinsänderung“ bei Athleten und Athletinnen. Das ist nicht überall im Sport der Fall.
Um eine Bilanz ihrer vierzig Jahre in der Dopingbekämpfung gebeten, hat Andrea Gotzmann, die scheidende Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), denjenigen, denen ihre Arbeit galt, ein bemerkenswertes Lob ausgesprochen.
„Am beeindruckendsten ist die Bewusstseinsänderung von Athletinnen und Athleten“, sagte sie am Dienstag bei der Jahres-Pressekonferenz der NADA in Berlin: „Sie wollen sauberen Sport, sie verstehen uns als Partner eines sauberen Sports, und sie unterstützen uns.“ In den vergangenen Jahren habe sich in dieser Hinsicht sehr viel getan.
Gotzmann, seit zwölf Jahren an der Spitze der NADA, erlebte über die Jahre die Gründung der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada/1999) mit, die Verabschiedung der UNESCO-Konvention gegen Doping (2005) und des Anti-Doping-Gesetzes in Deutschland (2015). Den offenkundigen Widerspruch zwischen der Haltung von Sportlerinnen und Sportlern und einem Sportverständnis, das zuallererst auf der Abrechnung von Goldmedaillen beruht, kommentierte die Sportwissenschaftlerin und promovierte Biochemikerin Gotzmann mit dem Hinweis, dass bei Athleten ein Generationswechsel natürlich sei, während es bei denjenigen, die Verbände administrativ führten, Amtszeiten von bis zu vierzig Jahren gebe.
Die aktuelle Krise, in der jeder fünfte Dopingtest wegen Preissteigerungen von bis zu dreißig Prozent ausfällt, soll dadurch bekämpft werden, dass rund eine halbe Million Euro, die im vergangenen Jahr nicht ausgegeben wurde, ins aktuelle Budget von zwölf Millionen Euro übertragen wird. 2022 hat die NADA bei 12.387 Kontrollen 15.465 Proben nehmen lassen.
Aus 79 möglichen Verstößen – darunter eine wachsende Zahl von Cannabis-Nachweisen – ergaben sich in 25 Fällen Sanktionen. Aus mehr als fünfhundert verpassten Kontrollen leitet die NADA ab, dass administrative Hindernisse abgebaut werden müssten. Hinweise und Ermittlungen führten zu 32 Strafanzeigen und Zielkontrollen.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 13. Juni 2023