Das erste Mal in Kontakt mit den Olympischen Jugendspielen kam ich im Sommer 2009. Ich war auf einem Sportjugendkongress in Japan zum Thema „Global Youth Exchange Programmes“.
Jugendbotschafterin freut sich auf Singapur – 1. Olympische Jugendspiele in Singapur.
Die Jugendbotschafterin Karolin Weber freut sich auf die 1. Olympischen Jugendspiele in Singapur.
Japan, China, Ungarn – als ehrenamtliche Sportfunktionärin ist Karolin Weber schon weit gereist. Nächster Halt: Singapur. Bei den Olympischen Jugendspielen 2010 vertritt die 23 Jahre alte Medizin-Studentin der Universität Saarbrücken den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als Jugendbotschafterin.
Aus sportpolitischer Sicht eine wichtige Aufgabe. Aber nicht nur das: Zusammen mit ihren 29 internationalen Kolleginnen und Kollegen sowie 60 Jugendlichen aus Singapur ist sie Ansprechpartnerin, Dolmetscherin, und Organisatorin in Personalunion – für Funktionäre und Sportler gleichermaßen. Bei diesen Aufgaben profitiert Karolin Weber von den Erfahrungen, die sie auf zahlreichen Kongressen gesammelt hat. Als Vorstandsmitglied der Sportjugend des Landessportbundes (LSB) Rheinland-Pfalz ist das internationale Umfeld kein Neuland für sie. Karolin Weber erzählt im Gespräch von Trommelkursen, dem „Cube“ und den weltoffenen Menschen in Singapur. Das Interview führte Maximilian Haupt.
Wenn du davon erzählst, dass du Jugendbotschafterin bist: Was stellen sich die Leute darunter vor?
Interessierte fragen erst einmal nach, für welchen Event ich das mache. Bei den meisten ist die Nachricht noch gar nicht angekommen, dass es auch Olympische Jugendspiele gibt. Ich muss also zunächst vermitteln, was die Spiele sind, worin der Sinn besteht. Nachdem das klar ist, geht es einfacher zu erklären, dass ich dafür zuständig bin, erst hier in Deutschland und dann auch in Singapur die Spiele zu promoten. Dazu kommt, dass der Altersunterschied zwischen dem Chef de Mission und den Athleten recht groß ist, da fungiere ich als Bindeglied und stehe beiden Seiten als Ansprechpartner zur Verfügung.
Gab es schon mal jemanden, der sich unter deiner Funktion etwas komplett anderes vorgestellt hat?
Nein, eigentlich nicht. Die meisten haben noch nie von einem Jugendbotschafter gehört und können damit nichts anfangen. Da macht es auch keinen Unterschied, ob ich mit Leuten aus Deutschland rede oder aus dem Ausland. Wir werden die Ersten sein, die diese Funktion mit Leben füllen.
Wie bist du Jugendbotschafterin geworden?
Das erste Mal in Kontakt mit den Olympischen Jugendspielen kam ich im Sommer 2009. Ich war auf einem Sportjugendkongress in Japan zum Thema „Global Youth Exchange Programmes“. Zusammen mit zwei Teilnehmerinnen – die eine arbeitet im Organisationskomitee für Singapur, die andere organisiert die Jugend-Winterspiele 2012 in Innsbruck mit – habe ich an einem Workshop zum Culture and Education Programm (CEP) teilgenommen. Als ich die Inhalte dann für die Deutsche Sportjugend (dsj) wiedergegeben habe, bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass bald die Ausschreibung für das Jugendbotschafterprogramm beginnt und ich die Augen offen halten solle. Das habe ich getan und mich beworben – es hat funktioniert.
War das mit einem Auswahlverfahren verbunden?
Ein persönliches Gespräch gab es nicht, die ganze Bewerbung lief schriftlich ab. Die Auswahlkriterien kenne ich nicht im Einzelnen, aber meine internationale sportpolitische Erfahrung und meine Sprachkenntnisse dürften eine Rolle gespielt haben. Dass ich neben so vielen anderen qualifizierten Ehrenamtlichen ausgewählt wurde, freut mich.
Ausgewählt worden bist du dann vom DOSB?
Ausgewählt wurde ich vom DOSB, ernannt hat mich dann aber das Internationale Olympische Komitee (IOC).
Was genau wird in Singapur deine Aufgabe sein?
Ich war Ende März bereits für fünf Tage in Singapur und habe dort als Probelauf mit den anderen 30 Jugendbotschaftern und den 60 CEP-Champions (Jugendliche aus Singapur, die ebenfalls als Bindeglied zwischen Athleten und Funktionären arbeiten, d. Red.) schon mal das Programm durchlaufen. Wir haben auch nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht und uns überlegt, wie wir dies den Athleten später näher bringen. Meine Hauptaufgabe im August wird dann sein, den Kontakt zwischen Athleten und dem CEP herzustellen und ihnen hierbei die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen. Bei Sprachproblemen werde ich auch notfalls übersetzen. Zu den Ausflügen fahre ich mit, bei den Veranstaltungen bin ich dabei – immer, um Ansprechpartner bei Fragen oder Problemen zu sein.
Nachdem du jetzt schon in Singapur warst und das Meiste gesehen hast: Gibt es etwas, auf das du dich besonders freust?
Die anderen Jugendbotschafter und CEP-Champions wieder zu sehen wird schön. Und natürlich interessiert mich, wie die Athleten auf die einzelnen Aktivitäten des Culture and Education Programme reagieren. Ob wir uns als Botschafter alles richtig vorgestellt haben, wissen wir erst, wenn die Reaktionen der Sportler kommen und wir zusammen das Programm erleben. Es kann ja auch sein, dass ein Programmpunkt, bei dem wir gedacht haben, der könnte etwas schwierig sein, bei den Athleten am Ende super ankommt.
Hast du ein Beispiel?
Ich hatte mir am Anfang Sorgen gemacht, ob „Community Drumming“ eine gute Idee ist. Auf dem Papier hat mich das gar nicht überzeugt. Eine Stunde Zeit, viele Sportler, viele Trommeln: Und am Schluss sollen sie zusammen Salsa-Rhythmen spielen. Da war ich sehr skeptisch. Aber als ich das selbst erlebt habe, das war super. Ich hoffe, den Sportlern geht es ähnlich.
Wie sieht deine persönliche Vorbereitung aus?
Ich versuche, immer auf dem Laufenden zu sein. Wir stehen über die neuen Medien, beispielsweise Facebook, in Kontakt mit den anderen Jugendbotschaftern. Vergangene Woche hatten wir auch eine Telefonkonferenz mit dem IOC. Da können wir uns gegenseitig austauschen und bekommen die neuesten Informationen. In Singapur startet am Freitag (7. Mai) etwa die Veranstaltung „99 days to go“, das wird dort groß gefeiert. Um über all die Dinge im Vorfeld erzählen zu können, muss ich auch davon erfahren – deshalb sind die verschiedenen Kommunikationswege wichtig. Dazu gebe ich viele Interviews, und bin in das dsj-Workcamp involviert, das in Singapur für 40 deutsche Jugendliche stattfinden wird. Außerdem werde ich mich mit DOA-Präsidentin (Gudrun Doll-Tepper, Deutsche Olympische Akademie, DOSB-Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung) treffen und schauen, wie im Vorfeld der Olympischen Jugendspiele in Deutschland Aktionen stattfinden können.
Das sind viele verschiedene Bereiche. Wie zeitintensiv ist deine Aufgabe?
Im Moment ist es sehr zeitintensiv. Es kommen viele Mails, die beantwortet werden wollen. Ich muss immer schauen, was es in unserer Gruppe auf Facebook Neues gibt. Ganz neu ist jetzt der „Cube“ online. Das ist eine Plattform auf der Seite Olympia.org, wo man sich Profile der qualifizierten Athleten anschauen kann. Da bin ich regelmäßig, es gibt oft etwas Neues. Auch wir Jugendbotschafter werden durch den „Cube“ vorgestellt, jeden Tag kommt einer dazu. Dafür haben wir Videointerviews gegeben, die zusammengeschnitten und hochgeladen werden. Es sind eigentlich nur Kleinigkeiten, die zusammen aber eine Menge Zeit in Anspruch nehmen.
Ab wann kann man dich auf dieser Seite sehen?
Durch den Tod von Juan Antonio Samaranch hat sich alles etwas verschoben. Das geht alphabetisch. Österreich (Austria) und Australien sind schon online, momentan wartet die Belgierin darauf, freigeschaltet zu werden.
Was ist denn das Spannende an Singapur, nachdem du dich schon ein bisschen umschauen konntest?
Das Tolle an Singapur ist, dass es eine vielfältige Mischung der Kulturen gibt, die man so sonst nirgends findet. Das kennt man gar nicht. Da ist der Inder der beste Freund des Chinesen, dazu kommt ein Deutscher, weil sie alle auf dieselbe Schule gehen – da ist es egal, wo man herkommt. Wichtig ist, wer man ist. Ich war sehr fasziniert davon, wie freundschaftlich-multikulturell eine einzige Stadt sein kann.