Deutscher Berglaufmeister Maximilian Zeus ©Wilfried Raatz/ wus-media
Jugend forsch am Berg – Sarah Kistner und Maximilian Zeus neue Titelträger am Großen Arber – Wilfried Raatz berichtet
Ein Ausrufezeichen besonderer Art setzten zwei junge Berglauftalente im Duell gegen die Arrivierten bei den Deutschen Berglauf-Meisterschaften mit Start in Bayerisch Eisenstein und Ziel am Großen Arber.
Auf der wegen anhaltender Regenfälle in der Nacht zuvor kurzfristig in einem Abschnitt geänderten Meisterschaftsstrecke mit nunmehr 13,8 km und 887 Höhenmetern setzten mit dem 22jährigen Maximilian Zeus (DJK Weiden) und der 20jährigen Sarah Kistner (MTV Kronberg) zwei talentierte und vor allem zielstrebige junge Athleten durch.
Vor allem der Erfolg für die U20-Berglauf-Weltmeisterin des vergangenen Jahres ist eine echte Überraschung, denn aufgrund einer hartnäckigen Fußverletzung trainierte die Mathematik-Studentin der Uni Frankfurt vor allem auf dem Mountainbike und in Ausnahmefällen mit Laufschuhen in ihrem geliebten Trainingsterrain am Altkönig und Feldberg im hessischen Taunus.
„Die Strecke kam mir natürlich entgegen, da ich derartiges Gelände von Zuhause her gewohnt bin. Wären wir die steile Bergabpassage gelaufen, dann hätte ich nichts riskiert und wäre vorsichtig heruntergewandert. Aber so konnte ich von Beginn an mein Rennen laufen und habe in keiner Phase des Rennens am Fuß Probleme gespürt“, freute sich Sarah Kistner über ihren Coup gleich in ihrem ersten Saisonrennen.
In 1:06:17 Stunden lag Sarah gleich um über viereinhalb Minuten vor gleich drei in der Berglaufszene bislang noch nicht oder nur gelegentlich in Erscheinung getretenen Läuferinnen wie Gesa Bohn (LAC Quelle Fürth/ 1:10:44), die Skilangläuferin Julia Belger (OSC Löbau/ 1:11.27) und Lisa Wirth (LAC Quelle Fürth/ 1:11:35).
Das Nachsehen hatte dabei die beiden Nationalmannschaftsläuferinnen Melanie Noll (TuS Heltersberg/ 1:11:41) und die nicht zuletzt wegen des Heimvorteils als Favoritin gehandelten Tina Fischl (WSV Otterskirchen/ 1:11:44).
Hoch spannend ging es hingegen bei den Männern zwischen dem Favoriten Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn), Maximilian Zeus (DJK Weiden) und Marcel Krieghoff (GutsMuths Rennsteiglaufverein) zu.
Nach wechselnder Führung fiel die Entscheidung an der steilen, rustikalen Treppenpassage hinauf zum 1455 m hohen Arbergipfel. Hier hatte der in diesem Frühjahr vor allem bei flachen Bahnläufen in Erscheinung getretene 22jährige Maximilian die „besten Beine“ und legte Meter um Meter zwischen sich und dem in der Vorbereitung auf die in zwei Wochen in Berlin durchgeführten 100 km-Meisterschaften befindlichen Benedikt Hoffmann und hatte bei einer Siegerzeit von 57:56 Minuten einen Rückstand von 14 Sekunden im Ziel.
„Wir haben alles richtig gemacht“, freute sich Maximilian Zeus im Ziel, der seit vier Jahren als U20-Athlet bereits bei EM- und WM-Einsätzen internationale Luft schnuppern konnte. Vor zwei Wochen hatte der BWL-Student der Uni Bayreuth bei den offenen italienischen Meisterschaften als Elfter bei seinem diesjährigen Berglaufdebüt bereits aufhorchen lassen.
Rennsteigmarathon-Sieger Marcel Krieghoff freute sich über seine erste Meisterschaftsmedaille nach 58:28 Minuten und darf nun sogar auf einen Start bei den Berglauf-Europameisterschaften im slowenischen Kramnik hoffen.
Mit einem couragierten Auftritt holte sich der erst 20jährige Aaron Davor Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach/ 59:30) Rang vier vor dem einstigen Langstreckenass Sebastian Hallmann (LG Telis Finanz Regensburg/59:43), der sich im September 2016 in seiner zweiten Karriere mit einer exzellenten Leistung beim Transalpine Run quer durch die Alpen zurückmeldete und Anfang Mai die deutsche Austragung des weltweiten Charity-Spektakel Wings for Life World Run in München gewann. Überhaupt nicht zurecht kam der als Mitfavorit gestartete Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) auf Rang sechs.
Am Großen Arber gab es übrigens ein Wiedersehen mit den früheren Berglaufassen wie Timo Zeiler (LG Brandenkopf) und Uli Steidl (SSC Hanau-Rodenbach), die sich in ihren Altersklassen M 35 und M 45 durchsetzen konnten.
Gleiches gilt bei den Frauen, wo Anja Carlsohn (LG Brandenkopf) und Marie-Luise Heilig-Duventäster (LG Welfen) die W 35 bzw. W 55 für sich entscheiden konnten.
Mannschaftsmeister wurden der SSC Hanau-Rodenbach vor der LG Brandenkopf und SSC Hanau-Rodenbach II (Männer) bzw. LAC Quelle Fürth vor SC Gaissach und dem ASC Darmstadt (Frauen).
Wilfried Raatz