
Startfoto für die 38km-Frauenstrecke im Jahre 1975 nahe dem Bahnhof Rennsteig vom Beitrag des DDR-Fernsehfunks abfotografiert. - Foto: Hans-Georg Kremer
Jubiläum beim Rennsteiglauf 2025 – vor 50 Jahren erste Teilnahme von Frauen – Dr. Hans-Georg Kremer
Das Jahr 1975, also vor 50 Jahren, war ganz entscheidend für die Entwicklung des GutsMuths-Rennsteiglaufs zum größten Crosslauf Europas.
Nach der Gründung des Laufs im Jahre 1973 mit vier Teilnehmern aus Jena und der ersten öffentlichen Ausschreibung 1974, mit acht Läufern aus Jena, Leipzig und Karl-Marx-Stadt wurde bereits Ende Mai 1974 eine erste Ausschreibung für 1975 veröffentlicht. Darin wurde eine „100km-Leistungswanderung für Studenten“ für den 9./10. Mai angekündigt.
Hintergrund war, wie man in dem Jubiläumsbuch „50 Jahre Rennsteiglauf“ nachlesen kann, dass dies damals die einzige Möglichkeit war, mit der Veranstaltung in den offiziellen Terminkalendern eines Fachverbandes aufgenommen zu werden. Das Präsidium für Hoch- und Fachschulsport (PHFS), mit seiner Fachgruppe Orientierungslauf bot dafür die Grundlage. Nachdem dies von den zuständigen Gremien genehmigt worden war, wurde Anfang Dezember 1974 in einer überarbeiteten Fassung, die an alle Hochschulen der DDR und an interessierte Betriebssportgemeinschaften und Läufer verschickt wurde, bereits vom „50 Meilen GutsMuths-Gedenklauf“ gesprochen. Veranstalter war das oben genannte PHS, der zentrale Sportverband für Studentinnen und Studenten in der DDR, der die Hochschulsportgemeinschaft (HSG) Uni Jena, Sektion OL und die Sportgemeinschaft (SG) Beerberg mit der Durchführung beauftragte.
Ausgeschrieben war ein 50 Meilen Lauf in zwei Wertungsklassen: A-Wertung = Läufer, die die Strecke nach Zeit laufen wollten und B-Wertung = Läufer und Wanderer, die die Strecke nur durchhalten und in der Limitzeit von 24 Stunden schaffen wollten.
Die Meilenbezeichnung kam aus der von Sportjournalisten der DDR Anfang der 1970er Jahre initiierten Meilenlaufbewegung, nach der die Meile jeweils den Metern der Jahreszahl entsprach. Für 1975 würde dies 98,75 km entsprechen. Das war nahe der 100km, die anfangs als Distanz ausgegeben waren und die in der Wanderbewegung damals eine feste „Wettkampfgröße“ gewesen ist.
Was in der ersten und dem Zwischenstufen bis Dezember 1974 in den Ausschreibungen nicht vorgesehen war, war eine Differenzierung nach Geschlechtern. International wurden erst Ende der 1960 Jahre Marathonläufe für Frauen angeboten. In der DDR fanden sogar erst 1982 die ersten Frauen-Marathonmeisterschaften statt.
Dass eine Frauenstrecke in den Lauf aufgenommen wurde, dafür hatte der Verantwortliche der SG Beerberg Goldlauter, Herbert Weiß, der gleichzeitig der technische Leiter des GutsMuths-Gedenklaufs gewesen ist, gesorgt. Er hatte vorgeschlagen eine Frauenstrecke mit aufzunehmen und diese auf der Hälfe der „Männerdistanz“ zu starten. Diese „25 Meilen“ waren 1975 Frauen vorbehalten.
Am Ende entsprachen die beiden Strecken in Kilometern 82 km für Männer und 38 km für Frauen, da sowohl die Start- und Zielorte und auch die verschiedenen Verpflegungspunkte den genauen Streckenverlauf, der nahe dem Originalrennsteig verlaufen sollte.
Der „38km-Frauenlauf“ war damit der erste offizielle Langstreckenlauf in der DDR für Frauen überhaupt. Leider sind davon bisher keine Fotos gefunden worden. Aber da es im DDR-Fernsehen einen fast 30minütigen Bericht über den 1975er-Rennsteiglauf gab, kann ein Startfoto mit veröffentlicht werden. Überhaupt ist bemerkenswert, dass 1975 und 1976 sehr ausführliche Beiträge im DDR-Fernsehen über den Rennsteiglauf liefen, was die ARD und das ZDF seit 1990 noch nicht geschafft haben.
Mit 108 Frauen auf der 38km-Strecke kann man von einem Rekordergebnis auf so einer langen Strecke sprechen. Dazu kamen noch 12 Frauen auf der 82km-Strecke, denen die Teilnahme nicht verwehrt wurde.
Zum Vergleich lagen bei einem der längsten Straßenläufe der DDR, dem 25km-Buchenwald-Gedenklauf, wo seit 1975 Frauen mitlaufen durften, die Anzahl Teilnehmerinnen bis 1980 unter zehn.
Dr. Hans-Georg Kremer
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