„Solche Bedingungen hatten wir noch nicht“, freute sich Andrea Tuffli, der „Erfinder“ des Swiss Alpine Marathon und seit dem Auftakt 1986 OK-Präsident der hochalpinen Ultramarathon-Veranstaltung
Jonas Buud zum Vierten, Jasmin Nunige zum Dritten – Großartige Leistungen beim 25. Swiss Alpine Marathon in Davos – Timo Zeiler im Duell gegen Dario Cologna knapp zurück . Rekordbeteiligung und Traumwetter in der Landschaft Davos – Wilfried Raatz berichtet
Traumwetter, Rekordbeteiligung und herausragende Leistungen, das sind die hervorstechenden Schlagworte beim 25. Swiss Alpine Marathon in Davos, dem exzellenten Hochgebirgsspektakel in der Landschaft Davos. Der Schwede Jonas Buud überzeugte auf der 78 km langen, mit 2 320 m Höhendifferenz umfassenden Königsdistanz mit dem vierten Sieg in Folge genau wie die einheimische Jasmin Nunige, die nach 2005 und 2008 mit ihrem dritten Sieg und einem zweiten Rang 2003 auf eine kaum geringere Ausbeute verweisen kann.
Unter den absoluten Melderekord aufweisenden 5 910 Teilnehmern (in insgesamt acht Wettbewerben) auch der Schweizer Skilanglauf-Olympiasieger Dario Cologna, der sich auf der 21 km langen Strecke von Klosters nach Davos im Schlussspurt (!) im Sportzentrum Davos den deutschen Berglaufmeister Timo Zeiler (LG Eintracht Frankfurt) bezwingen konnte.
„Solche Bedingungen hatten wir noch nicht“, freute sich Andrea Tuffli, der „Erfinder“ des Swiss Alpine Marathon und seit dem Auftakt 1986 OK-Präsident der hochalpinen Ultramarathon-Veranstaltung. Und mit Blick auf die Rekordbeteiligung, die großartigen Leistungen in den einzelnen Wettbewerben, aber vor allem beim K 78, dem Ultralauf von Davos über Filisur, Bergün, der Keschhütte und dem Scalettapass, weiter durch das malerische Dischmatal zurück nach Davos. „Diese Veranstaltung ist nicht zu toppen!“ In diesen Tenor wollen natürlich auch die Athleten, die sich zur Abschluss-Pressekonferenz im Steigenberger Belvedere, zum Gespräch stellten, einstimmen. Denn der Blick auf die Startlisten bestätigte, dass die Jubiläumsausgabe des Swiss Alpine Marathon die bislang beste Besetzung als heuer aufzuweisen hatte.
Mit dem IAU-Ultralauf-Weltmeister Thomas Lorblanchet hatte dabei der schwedische dreimalige Sieger Jonas Buud einen überaus hartnäckigen Konkurrenten, der sich allerdings von den zugleich gestarteten K 31-Läufern zu einer sehr schnellen Gangart verleiten ließ. „Ich bin drei Minuten schneller als im Vorjahr angelaufen“, bilanzierte der Schwede, der im Aufstieg zur Keschhütte den schwächelnden Franzosen einholen konnte und von dieser Minute an die Führung nicht mehr abgab. „Ich war zwar auch an dieser Stelle müde, aber scheinbar der schnellere Wanderer“, wertete Buud den im Berggang absolvierten Aufstieg zur Keschhütte. Mit einer gerade um 27 Sekunden schwächeren Endzeit von 5:49:11 Stunden war Jonas Buud der Sieg allerdings nicht mehr zu nehmen, der Franzose folgte mit 6:04:35 letztlich überaus klar zurück. „Die vier Siege in Davos stelle ich auf eine Ebene mit meiner 100 km-Europameisterschaft 2007“, wertete der frühere Orientierungsläufer den neuerlichen Erfolg in Davos. „Im nächsten Jahr kenne ich die Eigenheiten mit dem gemeinsamen Start, dann werde ich anders agieren“, kündigte Thomas Lorblanchet eine Revanche für 2011 an.
Die beste Jasmin Nunige, die es jemals gab, erlebte der Swiss Alpine Marathon im Jahr 2010. Mit 6:39:25 Stunden war das einstige Skilanglaufass aus Davos fünfzehn Minuten schneller als bislang bei ihren insgesamt drei Starts im Kanton Graubünden. „Ja, es lief super!“ gestand die 37jährige nach 6:39:25 Stunden im Ziel. „Ich konnte mich ganz auf mein Rennen konzentrieren, weil die Konkurrenz bis auf die Anfangsphase immer hinter mir lief“. Und die Konkurrenz war gewiss vom feinsten, denn mit den zweifachen Siegerinnen Lizzy Hawker und Monica Casiraghi standen zwei Topfavoriten neben ihr an der Startlinie. Doch beide spielten im schnellsten Rennen bislang keine Rolle, denn mit Maja Meneghin-Piska (6:43:48) und Corinne Zeller (6:44:23) zeigten sich zwei Schweizerinnen in einer sensationell starken Verfassung, die wohl niemand erwarten konnte.
„Vielleicht habe ich in der Vorbereitung vieles anders gemacht, das sich heute ausgezahlt hat“, und blickte auf ihren Verzicht auf einen Skilanglaufwinter und stattdessen auf eine Laufphase im Januar im deutlich wärmeren Andalusien, aber auch auf Unterdistanzrennen in Kerzers und Bern. „Leider musste ich beim Zermatt-Marathon aus dem Rennen gehen, so dass ich für den Marathon-Mountain-Cup keine Chance mehr habe, aber dennoch noch den Jungfrau-Marathon laufen werde“, blickt sie zugleich in die nahe Zukunft, denn nach einer kurzen Regeneration muss die Vorbereitung auf den Mitte September in Interlaken an stehenden Wettbewerb beginnen.
Spannende Positionskämpfe bestimmten den K 21, den Halbmarathon von der Sunneggabrücke vor Klosters bis ins Sportzentrum nach Davos. Vom Start weg bestimmte der Berglauf-EM-Vierte und WM-Berglauf-Siebte Timo Zeiler das Tempo, im Schlepp der wohl prominenteste Starter der Jubiläumsveranstaltung in der Landschaft Davos, der Skilanglauf-Olympiasieger Dario Cologna sowie der Vorjahressieger Florian Reichert aus Kirchdorf bei Hannover und der Langdistanz-WM-Fünfte Marco Sturm.
Die „Einerverfolgung“ bestimmte Zeiler – bis 300 m vor dem Ziel, als das im Windschatten laufende Skilanglaufass den Berglaufspezialisten überspurten und mit vier Sekunden Vorsprung in 1:20:48 gewinnen konnte. Der Deutsche kam geradewegs aus einem dreiwöchigen Höhen-Trainingslager und nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. „Es geht mit meiner Formkurve weiter aufwärts, ich bin dennoch sehr zufrieden!“ äußerte sich der Trochtelfinger im Trikot der LG Eintracht Frankfurt. „Schließlich haben wir pro Woche 160 bis 180 km und 5 600 Höhenmeter zurückgelegt!“
Auch Diana Lehmann vom Potsdamer Laufclub kam als dreifache K 42-Siegerin gerne wieder nach Davos, doch nach dem Höhen-Trainingslager blieb allenfalls der Start über die Halbmarathondistanz. Gegen die „ausgeruhten“ Lea Vetsch und der Skilangläuferin Seraina Boner hatte sie letztlich doch mit geringem Rückstand das Nachsehen.
Deutsche Siege gab es im umfangreichen Wettkampfprogramm für Marion Hebding (Mannheim) im C 42-, Jochen Kümpel (Köln) im C 42- sowie durch Marek Glaser (Zeitz) im K 31-Lauf.
Wilfried Raatz
K 78 (78,5 km/ HD +- 2320 m): Männer: 1. Jonas Buud (Swe) 5:49:11, 2. Thomas Lorblanchet (Fra) 6:04:35, 3. Jean-Yves Rey (Sui) 6:08:59, 4. Johan Oosthuizen (Rsa) 6:14:55, 5. Bruno Heuberger (Sui) 6:16:55, 6. Matthias Dippacher (Ger) 6:19:38, 7. Beat Ritter (Sui) 6:20:21, 8. Csaba Nemeth (Hun) 6:27:09, 9. Thomas Engeli (Sui) 6:40:12, 10. Gion-Andrea Bundi (Sui) 6:43:18, 11. Gille Guichard (Fra) 6:44:12, 12. Felix Schenk (Sui) 6:45:55, 13. Giorgio Calcaterra (Ita) 6:47:58, 14. Mohamed Ahansal (Mar) 6:52:58, 15. Manuel Heller (Ger) 6:57:36.
Frauen: 1. Jasmin Nunige (Sui) 6:39:25, 2. Maja Meneghin-Pliska (Sui) 6:43:48, 3. Corinne Zeller (Sui) 6:44:23, 4. Gloria Vinstedt (Swe) 7:19:16, 5. Denise Zimmermann (sui) 7:23:47, 6. Jeanette Dalcomo (Sui) 7:26:22, 7. Gaby Steigmeier (Sui) 7:26:35, 8. Zelah Morrall (Gbr) 7:41:16, 9. Anita Lehmann (Sui) 7:54:03, 10. Miriam Schmidt (Ger) 8:00:14.
K 42 (42,2 km/ HD +1890m, -1710 m): Männer: 1. Huw Lobb (Gbr) 3:16:00, 2. Thierry Breuil (Fra) 3:18:23, 3. Dirk Strothmann (Ger) 3:23:21, 4. Dirk Schwarzbach (Ger) 3:37:37, 5. André Marti (Sui) 3:39:01, 6. Athur von Siebenthal (Sui) 4:40:10, 7. Kaspar Schübbach (Sui) 3:43:44, 8. Konrad von Allmen (Sui) 3:43:50, 9. Stephan Hugenschmidt (Ger) 3:45:24, 10. Markus Fecker (Ger) 3:48:10.
Frauen: 1. Maud Girard (Fra) 4:04:21, 2. Manuela Jenny (Sui) 4:13:43, 3. Regula Meier (Sui) 4:16:17, 4. Iona Robertson (Gbr) 4:19:03, 5. Claudia Gmür (Sui) 4:24:20, 6. Céline Koch (Sui) 4:25:15, 7. Manuela Traina (Sui) 4:25:23, 8. Alexandra Schlegel (Sui) 4:34:43.
C 42 (42,2 km/ DH +470 m, -1080 m): Männer: 1. Jochen Kümpel (Ger) 2:43:03, 2. Rune Kvlkstad (Nor) 2:49:43, 3. Gert Mertens (Bel) 2:55:36, 4. Michel Jobin (Sui) 3:05:39, 5. Detlef Peters (Ger) 3:07:51, 6. Beri Litscher (Sui) 3:12:24, 7. Lukas Cotti (Sui) 3:14:15, 8. René Walker (Sui) 3:14:25.
Frauen: 1. Marion Hebding (Ger) 3:09:39, 2. Edith Zwahlen (Sui) 3:15:19, 3. Mari Kauri (Chn) 3:16:27, 4. Bianca Schödler (Sui) 3:19:50, 5. Jacqueline Keller (Sui) 3:21:59, 6. Claudia Bergmann (Sui) 3:22:08, 7. Daniela Keller (Sui) 3:25:53, 8. Regula Reinhard (Sui) 3:26:12.
K 31 (30,7 km/ HD +370 m, -870 m): Männer: 1. Marcel Glaser (Ger) 1:56:10, 2. Markus Merz (Sui) 1:57:41, 3. Yves van Hoeck (Bel) 2:01:42.
Frauen: 1. Teres Gaillard de Laubenque (Gbr) 2:15:12, 2. Astrid Müller (Sui) 2:17:01, 3. Katja Vera Stöckli (Sui) 2:18:33.
K 21 (21,1 km/ HD +680 m, -190 m): Männer: 1. Dario Cologna (Sui) 1:20:48, 2. Timo Zeiler (Ger) 1:20:52, 3. Florian Reichert (Ger) 1:22:54, 4. Marco Sturm (Ger) 1:24:10, 5. Lukas Stähli (Sui) 1:25:10, 6. Andrew Liston (Gbr) 1:26:57.
Frauen: 1. Lea Vetsch (Sui) 1:35:24, 2. Seraina Boner (Sui) 1:35:52, 3. Diana Lehmann (Ger) 1:37:13, 4. Seraina Mischol (Sui) 1:38:38, 5. Juliette Minter (Gbr) 1:41:54, 6. Anja Carlsohn (Ger) 1:42:21.
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