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08
04
2022

Johannes Motschmann im Ziel des Berliner Halbmarathon - Foto: Horst Milde

Johannes Motschmann: Über „Running with the Legends“ nach Berlin

By GRR 0

Johannes Motschmann konnte noch vor eineinhalb Jahren niemand auf dem Zettel haben bezüglich eines möglichen Marathon-Startplatzes bei einer großeninternationalen Meisterschaft.

Doch inzwischen hat der 27-Jährige die Norm für die Europameisterschaften mit 2:12:18 Stunden bereits klar unterboten und will bei seinem nächsten Marathon auch den Richtwert für die Weltmeisterschaften, die ebenfalls im Sommer stattfinden, knacken. Hier steht die internationale Norm bei 2:11:30 Stunden.

Wenn Johannes Motschmann am 24. April in Hamburg seinen dritten Marathon laufen wird, ist ihm eine weitere klare Steigerung zuzutrauen. Sein Ziel ist ein Ergebnis von unter 2:11 Stunden.

Magdeburg, New York, Berlin und Bochum – das sind die wichtigen Stationen von Johannes Motschmann. Der 27-jährige Langstreckenläufer stammt aus Magdeburg, studierte mit einem Sport-Stipendium dann Psychologie am Iona College nördlich von New York City, startet für den SCC Berlin und ist im vierten Semester seines Medizinstudiums an der Universität Bochum. Die Semesterferien verbringt er dabei meist in New York, da dort seine Freundin zu Hause ist. „Laufen und Studium – das ist ganz schön anstrengend“, sagt Johannes Motschmann während eines Telefonates aus New York.

Dass er aus New York am Ende seines ersten Studiums den Weg zum SCC Berlin und dort zum damaligen SCC Events Pro-Team, das jetzt Marathon Team Berlin heißt, gefunden hat, basiert auf einem großen Zufall. Die Großeltern seiner Freundin schenkten Johannes Motschmann vor drei Jahren ein Buch: „Running with the Legends“. „In einem Kapitel ging es um Uta Pippig und Dieter Hogen. Kurz nachdem ich das gelesen hatte, sah ich einen Artikel zum Berliner Pro-Team und las, dass Dieter dort der Cheftrainer ist“, erzählt Johannes Motschmann. „Danach stand für mich fest: Wenn ich zurück nach Deutschland komme, will ich zu Dieter Hogen.“

 

Johannes Motschmann wird nach seinem erfolgreichen Lauf beim Berliner Halbmarathon von René Hiepen interviewt – Foto: Horst Milde

Als Johannes Motschmann nach Berlin kam, waren die 3.000 m Hindernis seine Hauptstrecke. „Das passte aber nicht, denn seine Technik war nicht gut genug“, sagt Dieter Hogen. Und der Läufer fügt hinzu: „Verglichen zum Trainingsaufwand lief es schlecht.“ Noch bevor die Zusammenarbeit mit einer neuen Zielsetzung in Richtung Marathon wirklich beginnen konnte, erhielt Johannes Motschmann jedoch die Zulassung zum Medizinstudium in Bochum. Dort wohnt er nun während des Semesters, sofern die Kurse nicht aufgrund der Corona-Pandemie online stattfinden. 2020 und 2021 war das der Fall, so dass Johannes Motschmann zeitweilig in Magdeburg bei seiner Mutter lebte.

Im Juni 2020 ließ er bereits einmal aufhorchen, als er das Berlin 10k Invitational-Rennen unerwartet mit einer Bestzeit von 29:11 Minuten gewann. Einige Monate später verbesserte er diese Zeit in Dresden auf 28:51. In Magdeburg trainierte Johannes Motschmann damals zusammen mit dem Marathonläufer Frank Schauer (Bestzeit: 2:14:43). „Eigentlich wollte ich bei Crossrennen starten, aber die fielen alle aufgrund der Corona-Pandemie aus“, erzählt Johannes Motschmann. „Ich hatte schon immer im Kopf, dass ich eines Tages mal einen Marathon laufe. Das war dann eine neue Herausforderung im Herbst 2020.“

In Wien lief er im Dezember 2020 sein Debüt und überzeugte mit 2:14:38 Stunden. Im Oktober 2021 steigerte sich Johannes Motschmann dann in Rotterdam auf 2:12:18, nachdem er zuvor seine Halbmarathon-Bestzeit in Valley Cottage (New York) auf 62:42 verbessert hatte. Über die „halbe Distanz“ war er nun am vergangenen Sonntag in Berlin überraschend der beste deutsche Läufer und steigerte sich auf 61:45 Minuten. Damit wurde er in dem internationalen Feld Zehnter und schob sich auch in der Liste der schnellsten deutschen Läufer aller Zeiten über die 21,0975 km auf Rang zehn nach vorne. Angesichts dieser Steigerung scheint ein Ergebnis von unter 2:11 Stunden in Hamburg tatsächlich möglich, sofern die Wetterbedingungen passen.

Sein Training steuert Johannes Motschmann in der Zwischenzeit weitestgehend alleine. „Wenn ich Fragen habe, kann ich mich jeder Zeit an Dieter wenden. Aber ich habe zudem in Bochum auch den Bundestrainer Tono Kirschbaum und seine Läufer-Gruppe vor Ort“, sagt Johannes Motschmann.

Entweder bei den Europa- oder den Weltmeisterschaften im Sommer zu starten, ist das große Saisonziel. „Johannes ist ein sehr guter Wettkämpfer, der sehr zielgerichtet ist und verlässlich“, sagt Dieter Hogen.

race-news-service.com

 

author: GRR