Vernetzung und Kommunikation waren dagegen die zentralen Stichworte, die auf dem Symposium Verwendung fanden.
Jogger zum TÜV – Ein Berliner Symposium zur Vernetzung der Notfallversorgung bei Läufen – Klaus Weise in der Jungen Welt
Laufen ist gesund, mit Kopf laufen ist gesünder.« Das zeigte sich ja unlängst auf der Zugspitze, und das sagt auch Horst Milde. Dem Endsechziger kann man das auf jeden Fall glauben. Zum einen war er selbst ambitionierter Leistungssportler, bevor er zum passionierten Freizeitläufer wurde.
Zum anderen war der gelernte Konditormeister 30 Jahre lang »Race Director« des Berlin Marathons, den er Anfang der siebziger Jahre auch mit aus der Taufe gehoben hatte.
Seit 1995 besteht German Road Races (GRR), eine Vereinigung von Laufveranstaltern, damals ebenfalls von Milde mitbegründet. Die GRR fühlt sich heute als Interessenvertreter aller Läufer, nicht nur derer, die sich mit Medaillen und Rekorden schmücken. Demzufolge sieht sich die Organisation auch als Forum für jegliche Probleme, mit denen die Veranstalter großer Laufevents, aber auch joggende Normalverbraucher konfrontiert sein können.
Das am vergangenen Freitag etwas umständlich titulierte »1. Symposium zur Vernetzung von Notfallversorgung, Rettungswesen und Risikoabwendung« in Berlin dokumentierte dies. »Das Symposium war überfällig. Es ist eigentlich erstaunlich, daß bisher noch niemand auf die Idee gekommen ist, denn die Gefahr solcher gesundheitlicher Eventualitäten läuft doch immer mit. Übrigens, in jedem Sport«, sagt Milde.
Anlaß für den jetzigen Weckruf – zugleich Startschuß für eine regelmäßige Reihe von Foren, die in den kommenden Jahren in Kopplung mit Laufveranstaltungen stattfinden werden – waren mehrere Todesfälle bei Läufen im vergangenen Jahr. Neun tote Läufer waren 2007 bundesweit zu verzeichnen, die zwei Toten beim Zugspitz-Berglauf vor wenigen Wochen schrieben sogar Schlagzeilen bis in den Boulevard hinein.
Selbigen schätzt man bei der GRR zwar nicht, räumt aber ein, daß die teils extrem reißerische Berichterstattung durchaus zu einer Sensibilisierung für das Problem geführt hat. Vernetzung und Kommunikation waren dagegen die zentralen Stichworte, die auf dem Symposium Verwendung fanden.
Ziel der GRR sei es vor allem, einen brauchbaren Katalog dafür zu erarbeiten, wie man als Veranstalter Läufe absichert, führte Milde aus. Als ersten Schritt hierzu will man künftig regelmäßig im Vorfeld oder im Nachtrab großer Läufe eine Themenreihe entwickeln und deren Inhalte im Internet unter germanroadraces.de allen Interessenten kostenlos zugänglich machen.
»Das Symposium soll ein Signal für eine Botschaft geben, die bis ins letzte Dorf vernommen wird«, sagt Milde. Freilich können Symposien Risiken nur minimieren, nicht gänzlich ausschließen. Der wichtigste Faktor bleibt die Eigenverantwortung des einzelnen. »Mit dem Auto fährt man regelmäßig zum TÜV und bezahlt dafür Geld, dem eigenen Körper aber verlangen manche – untrainiert und gesundheitlich nicht fit – Dinge ab, die ihn überfordern.
Da muß ein Umdenken her«, fordert Milde.
Klaus Weise in der Jungen Welt, Montag, dem 4. August 2008