Für Keflezighi, überraschender Silbermedaillengewinner des Olympia-Marathons von Athen 2004, ist der Start etwas besonderes, denn er ging in San Diego in die High School.
Jagd auf die Streckenrekorde in San Diego – Mit einer hochkarätigen Besetzung startet am Sonntag der San Diego Marathon – Helmut Winter berichtet
Mit dem San Diego Marathon am Sonntag geht die internationale Marathonszene in die Sommerpause, die spätestens Ende August mit der WM in Daegu wieder zu Ende geht. Und in Anbetracht von Ereignissen im Jahr 2011, die alle Jahre zuvor in den Schatten stellen, will man auch in San Diego nicht zurückstehen.
Athletenkoordinator Mathew Turnbull hat ein hochklassiges Feld von ca. 40 Eliteathleten verpflichten können, das hervorragende Zeiten erwarten lässt.
Das eigentliche Highlight blieb den Organisatoren leider verwehrt. Sammy Wanjiru hatte zusammen mit Martin Lel – wie schon vor einem Jahr beim Mardi Gras Halbmarathon in New Orleans – seine Startzusage gegeben. Wanjirus Todesursache scheint immer noch nicht zweifelsfrei geklärt, drei Frauen streiten um das Erbe, die Beisetzung verzögerte sich.
Da sind die Dinge in San Diego schon klarer: Sammy wird und kann definitiv nicht mehr starten, so dass sich sein Landsmann Martin Lel, der im April beim London Marathon nach langer Verletzungspause wieder alte Klasse andeutete, weitgehend mit Meb Keflezighi auseinander setzen muss.
Für Keflezighi, überraschender Silbermedaillengewinner des Olympia-Marathons von Athen 2004, ist der Start etwas besonderes, denn er ging in San Diego in die High School.
Sein letzter großer Erfolg war der Sieg beim New York Marathon 2009. Mit dem Halbmarathon in San Diego ist er auf dem Weg der Vorbereitung für den New York Marathon am 6. November und die US Trials in Houston am 14. Januar 2012, danach kommt (hoffentlich) Olympia 2012 in London.
Über die volle Marathondistanz ist der Streckenrekord von 2:08:33, den Philip Taurus bereits bei der zweiten Auflage 1999 erzielte in Gefahr. Der Marathon in San Diego war übrigens der erste in der Serie der Rock ´n´ Roll Marathons, der 1998 mit einem bis heute unerreichten Debut-Teilnehmerrekord von knapp 20000 Teilnehmern begann und mittlerweile von der Competitor Group organisiert wird. Mit der schnellsten Vorleistung ist William Kipsang gemeldet, der in 2:05:49 den Rotterdam-Marathon 2008 gewann.
Bei den BIG25 im Mai in Berlin war seine Vorstellung allerdings weniger überzeugend, in 1:17:14 wurde er nur Achter, fast genau fünf Minuten hinter dem Sieger. Ein schnelles Rennen – man plant die erste Hälfte in etwa 64 Minuten anzulaufen – sollten seine aussichtreichsten Konkurrenten garantieren, die vor allem aus Äthiopien kommen: Nagari Terfa mit einer Bestzeit von 2:07:41 und Daniel Abera, der mit 2:09:53 im Februar Streckenrekord in Sevilla lief. Letzterer ist übrigens ein jüngerer Bruder des ehemaligen Olympiasiegers und Weltmeisters Gezahegne Abera.
Weiter zu beachten sind Gilbert Chepkwony (KEN) mit 2:08:33 und vor allem Yakob Jarso (ETH), der im letzten Jahr in Neu Delhi im Halbmarathon tolle 1:00:07 erzielte. Somit stehen die Zeichen für eine Zeit unter 2:08 nicht schlecht. Sollte es allerdings deutlich schneller werden, sind die Zeiten aber nur von begrenztem Wert, denn wie Boston hat San Diego zu viel Gefälle. Mit gut 300 Fuß liegt man mehr als einen Faktor zwei über der erlaubten Grenze von 1m Gefälle pro km.
Bei den Frauen fällt die Seriensiegerin in San Diego, Yulia Gromova aus Russland, aus. Sie wird aber bestens vertreten durch Salina Kosgei, die 2009 den Boston Marathon gewann und ihre Bestzeit bei ihrem Sieg in Paris mit 2:23:22 lief. Ihre Konkurrentinnen dürften vornehmlich Helena Kirop sein, die zweimal in Berlin Dritte wurde, die Russin Albina Mayorova-Ivanova sowie Buzunesh Deba, die erst vor gut zwei Monaten in Los Angeles mit 2:26:34 gewann.
Letztere siegte übrigens kürzlich beim Healthy Kidney 10 km Lauf in New York City als Vorbereitung für diesen Lauf. Auch bei den Frauen ist der 10 Jahre alte Streckenrekord von Margareth Okayo mit 2:25:05 in Gefahr.
Helmut Winter
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