Italien die dominierende Nation beim Heimspiel in Arco – Brüder Martin und Bernard Dematteis holen Doppelsieg bei den Berglauf-Europameisterschaften am Gardasee – Wilfried Raatz berichtet

Auf den bergauf-bergabführenden Passagen macht so schnell den italienischen Laufassen kaum eine Nation etwas vor. Schon alleine deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn auf heimischem Terrain in Arco am Gardasee gleich dreimal die italienische Nationalhymne gespielt wurde.

Zu einem besonderen Erfolg wurden diese Europameisterschaften für die Brüder Martin und Bernard Dematteis, die bei den Männern nach 12,3 km praktisch im Fotofinish zum Doppelsieg kamen und dabei dem mehrfachen Welt- und Europameister Ahmet Arslan (Türkei) gleich eine halbe Minute abnahmen.

Damit war freilich schon der Grundstock für den Mannschaftssieg für Italien gelegt, die mit lediglich 8 Punkten einmal mehr unter Beweis stellen konnten, wer die führende Berglaufnation zumindest bei den Männern in Europa ist. Überraschend wurde Tschechien mit 29 Punkten Zweiter vor Großbritannien (33), die eine nicht minder große Tradition auf Bergauf-Bergabstrecken haben.  

Ihre läuferische Klasse stellte im Frauenrennen die Britin Emily Collinge eindrucksvoll unter Beweis. Die Vize-Weltmeisterin des vergangenen Jahres, ebenfalls ausgetragen in Wales auf einer bergauf-bergabführenden Strecke, lag auf der 8,5 km langen Strecke nach 43:41 Minuten fünfundzwanzig Sekunden vor dem beiden Italienierinnen Alice Gaggi und Sara Bottarelli, konnte aber den Triumph Italiens in der Mannschaftswertung verhindern, die mit 11 Punkten klar vor Großbritannien lag, die als Weltmeister 2015 auf 21 Punkten kamen.

Der türkische U20-Weltmeister Ferhat Bozkurt dominierte das Feld der Juniorenläufer über ebenfalls 8,5 km, dahinter musste sich dessen Landsmann Mustafa Göksel im Sprintduell um Rang zwei dem Italiener Davide Magnini knapp geschlagen geben und kehrte damit die Reihenfolge aus Wales um, als der Türke knapp vor seinem italienischen Konkurrenten als Dritter lag. Die Mannschaftswertung ging jedoch „standesgemäß“ an die Türkei.

Den erwarteten Sieg gab es zum Auftakt der Europameisterschaften in Arco, das auf einer Stadtrundstrecke mit Rampen und Treppenpassagen eine Premiere feierte, für die Tschechin Michaela Strànskà, die als EM-Zweite des Vorjahres hinter der Deutschen Sarah Kistner, die wegen der bergauf-bergabführenden Strecke auf einen Start verzichtete, als Favoritin ins Rennen gegangen war. Mit 18:03 Minuten lag die Tschechin gleich eine (!) Minute vor der Konkurrenz aus Italien und Großbritannien.

Für die zahlreichen deutschen Starter ist die Bilanz unterschiedlich ausgefallen. Die Männer erreichten in der Besetzung Konstantin Wedel (31.), Maximilian Zeus (46.) und Felix Thum (53.) lediglich Rang 12 unter 15 Nationen und lagen damit so weit zurück wie nie zuvor in der Geschichte von europäischen Titelkämpfen.

Nada Balcarczyk hingegen zeigte als Sechste der U20-Girls eine gute Leistung und knüpfte damit in etwa wieder dort an, wo sie bereits 2014 als WM-Sechste schon einmal platziert war.

Die Debütanten Domenika Mayer als Zehnte der Frauen und Luca Hilbert als Elfter der U20 rechtfertigten ihre Nominierung auch ohne große Berglauf-Erfahrungen mit einem couragierten Auftritt.

Wilfried Raatz

Ergebnisse:

Männer (12,3 km/ HD +-750 m):
1. Martin Dematteis (Ita) 53:33
2. Bernard Dematteis (Ita) 53:34
3. Ahmet Arslan (Tur) 54:09
4. Andrew Douglas (Gbr) 54:32
5. Cesare Maestri (Ita) 54:39
6. Jan Janù (Cze) 54:42
7. Xavier Chevrier (Ita) 55:08
8. Christian Mathys (Sui) 55:12
9. Julien Rancon (Fra) 55:30
10. Robert Krupicka (Cze) 55:43
… 14. Daniel Lustenberger (Sui) 56:35
18. Simon Lechleitner (Aut) 57:27
22. David Schneider (Sui) 57:51
25. Manuel Innerhofer (Aut) 57:56
31. Konstantin Wedel (Ger) 59:20
46. Maximilian Zeus (Ger) 1:01:41
53. Felix Thum (Ger) 1:02:33
(66 Läufer im Ziel).

Mannschaften:
1. Italien 8
2. Tschechien 29
3. Großbritannien 33
4. Frankreich 35
5. Schweiz 44
6. Österreich 64
7. Türkei 67
8. Polen 81
… 12. Deutschland 130
(15 Mannschaften gewertet).

Frauen (8,5 km/ HD +-500 m)
1. Emily Collinge (Gbr) 43:41
2. Alice Gaggi (Ita) 44:08
3. Sara Bottarelli (Ita) 44:24
4. Pavla Schorna-Matyàsovà (Cze) 44:31
5. Silvia Schwaiger (Svk) 44:33
6. Valentina Belotti (Ita) 45:17
7. Heidi Dent (Gbr) 45:28
8. Lucie Marsànovà (Cze) 45:40
9. Christine Dewalle (Frau) 46:10
10. Domenika Mayer (Ger) 46:16
11. Anna Celinska (Pol) 46:17
12. Antonella Confortola (Ita) 46:24
… 27. Katharina Zipser (Aut) 48:53
30. Sandrina Illes (Aut) 49:12
36. Karin Freitag (Aut) 50:12
(52 Läuferinnen im Ziel).

Mannschaften:
1. Italien 11
2. Großbritannien 21
3. Tschechien 31
4. Frankreich 42
5. Irland 62
6. Portugal 85
7. Österreich 93
8. Türkei 102
(10 Mannschaften gewertet).

U20 männlich (8,5 km/ HD +-500 m):
1. Ferhat Bozkurt (Tur) 39:00
2. Davide Magnini (Ita) 39:35
3. Mustafa Göksel (Tur) 39:36
4. Daniel Pattis (Ita) 40:05
5. Maximi Drion du Chapois (Bel) 40:25
6. Abdulmuttalip Kervan (Tur) 40:59
7. Mathieu Jacquet (Fra) 41:14
8. Johan Baujard (Fra) 41:29
9. Robin Farcier (Fra) 41:59
10. Sylvain Cachard (Fra) 41:59
11. Luca Hilbert (Ger) 42:07
… 18. Roberto Delorenzi (Sui) 43:39
(40 Läufer im Ziel).

Mannschaften:
1. Türkei 10
2. Italien 20
3. Frankreich 24
4. Großbritannien 51
5. Tschechien 61
6. Rumänien 63
7. Slowenien 97
(7 Mannschaften gewertet).

U20 weiblich (4,03 km/ HD +-200 m)
1. Michaela Strànskà (Cze) 18:03
2. Giulia Zanne (Ita) 19:08
3. Heidi Davies (Gbr) 19:09
4. Lucja Wiktorowicz (Pol) 19:11
5. Scarlet Dale (Gbr) 19:34
6. Nada Balcarczyk (Ger) 19:44
7. Agathe Thibert (Fra) 19:55
8. Francesca Franchi (Ita) 19:57
…13. Hannah Moser (Aut) 20:36
24. Lisa Achleitner (Aut) 21:20
(39 Läuferinnen im Ziel).

Mannschaften:
1. Großbritannien 18
2. Italien 27
3. Tschechien 33
4. Rumänien 45
5. Türkei 51
6. Frankreich 57
7. Slowenien 98
(7 Mannschaften gewertet).