Die vor rund einem Jahr noch ungewisse Zukunft des ISTAF ist zumindest bis 2012 gesichert.
ISTAF-Situation – die 69. Auflage des ISTAF im Berliner Olympiastadion am 22. August 2010 – Jörg Wenig berichtet
Unter neuen Vorzeichen findet am 22. August die 69. Auflage des ISTAF im Berliner Olympiastadion statt. Deutschlands einziges Weltklasse-Sportfest gehört in diesem Jahr erstmals nicht zur Premium-Meeting-Serie des internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF). Während die neue Diamond League ohne deutsche Station stattfindet, haben sich die Berliner Veranstalter bewusst für die darunter angesiedelte World Challenge-Serie der IAAF entschieden.
Eine lange Zeit nicht klare Fernsehsituation, die damit verbundene Unsicherheit bezüglich Sponsorengeldern sowie die Konstruktion einer Gesellschaft nach Schweizer Recht waren ursprünglich die Gründe für die Berliner, nicht in der Diamond League mitzuspielen. Obwohl sich bezüglich Fernsehen und Sponsoren etwas getan hat, ist Meeting-Direktor Gerhard Janetzky zufrieden mit dem derzeitigen Status und will auch in naher Zukunft in der World Challenge-Serie bleiben.
Doch nicht nur bezüglich des Status’ sondern auch in der Struktur hat sich einiges verändert beim ISTAF. Gerhard Janetzky ist zwar weiterhin Meeting-Direktor, doch von seiner Position als Geschäftsführer und damit wirtschaftlich Verantwortlicher hat er sich zurückgezogen, um einen eventuellen Interessenkonflikt zu vermeiden. Denn Janetzky ist Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV), der nun als Veranstalter des ISTAF auftritt. Die Organisation und die wirtschaftliche Verantwortung hat der BLV an die Berliner Agentur Top-Sportmarketing abgegeben.
Die Zuschauer im Olympiastadion sollen jedoch Veränderungen nicht spüren. „Das ISTAF wird in bewährter Qualität stattfinden. Das heißt, wir verpflichten Weltklassefelder und werden spannende, packende Duelle erleben“, kündigt Gerhard Janetzky an. Darunter wird zum Beispiel der Hochsprung der Frauen sein, für den Hallen-Europameisterin Ariane Friedrich (Eintracht Frankfurt) als auch Weltmeisterin Blanka Vlasic (Krotien) inzwischen verpflichtet wurden. Gerhard Janetzky hofft zudem, dass US-Sprintstar Tyson Gay im Olympiastadion antritt. „Wie ich erfahren habe, hat er großes Interesse an einem Start in Berlin – am Startgeld soll es wohl nicht scheitern.“
Sicher ist zudem ein Diskuswurf-Duell bei den Männern: Zur WM-Revanche kommt es an gleicher Stelle zwischen dem Berliner Goldmedaillengewinner Robert Harting und Piotr Malachowski. Der Pole wurde in jenem denkwürdigen WM-Finale erst im letzten Durchgang von Harting noch übertrumpft.
Was die Auswahl der Disziplinen und das Zusammenstellen von Duellen, speziell mit deutscher Beteiligung, angeht, sieht Gerhard Janetzky Vorteile darin, dass das ISTAF nicht zur Diamond League gehört. „Bezüglich der Auswahl der Disziplinen sind wir viel flexibler als es die Diamond League-Meetings sind. Wir können jetzt mehr Wettkämpfe mit guten deutschen Athleten ins Programm nehmen und müssen nicht mehr so stark jene Disziplinen bedienen, die einem internationalen TV-Publikum gefallen“, erklärt der Meeting-Chef, der am 22. August zum Beispiel das Speerwerfen der Frauen ins Programm nehmen möchte. Hier war er in den vergangenen Jahren im Rahmen der Golden League stets auf den Männer-Wettbewerb festgelegt.
„Generell sehe ich mehr Vor- als Nachteile in der World Challenge-Serie. Der Nachteil ist, dass wir nicht mehr zur ersten Gruppe der Meetings zählen. Das ist aber mehr ein Thema der Medien, die das ISTAF als zweitklassig einstufen. Die Zuschauer und auch die Sponsoren tangiert das gar nicht. Sie wollen ein nationales Event, in dem für die Geldgeber natürlich die Werbeleistung im entsprechenden Umfeld stimmen muss“, erklärt Gerhard Janetzky, der mit den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern einen Drei-Jahres-Vertrag abgeschlossen hat und somit den Sponsoren eine entsprechende Plattform bieten kann. In diesem Jahr wird das ISTAF am 22. August ab 15.30 Uhr in der ARD übertragen, im nächsten Jahr sendet das ZDF und dann wieder die ARD.
Was die Sponsorensituation angeht, musste das ISTAF den Rückzug des Titelsponsors DKB verkraften. Die Bank hatte nach der WM 2009 ihr Engagement wie angekündigt beendet. „Das ist bedauerlich, aber ich möchte mich auch an dieser Stelle bei der DKB für die Unterstützung in den vergangenen Jahren bedanken. Zugleich freuen wir uns aber, dass wir mit Vattenfall einen neuen Großsponsor für das ISTAF gewonnen haben. Bezüglich des Titelsponsorings sind wir noch in Verhandlungen mit einem Unternehmen“, sagt Gerhard Janetzky, dessen ISTAF-Etat im vergangenen Jahr noch rund 2,2 Millionen Euro betragen hatte. Für die kommende Auflage wird der Gesamtbetrag auf zwischen 1,5 und 2,0 Millionen sinken.
Die vor rund einem Jahr noch ungewisse Zukunft des ISTAF ist zumindest bis 2012 gesichert. Zwischenzeitlich hatte sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in einer überstürzten Aktion selbst bei der IAAF um die Ausrichtung eines Diamond League-Meetings in Berlin beworben, was aber alleine schon aus formalen Gründen nicht möglich war. Der DLV hatte immer wieder betont wie wichtig dem Verband der Erhalt des ISTAF für die deutsche Leichtathletik sei. Doch auf die Frage, wie die Unterstützung des DLV für das ISTAF aussieht, kann Gerhard Janetzky nicht viel erzählen: „Der DLV bemüht sich, Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu finden und der Verband hat den Termin des ISTAF auf seiner Webseite erwähnt.“ Das klingt alles andere als nach einer wirklichen Unterstützung.
Besser läuft es offenbar bezüglich einer Zusammenarbeit zwischen Meetings der World Challenge-Serie. „Hier gibt es eine lockere Kooperation mit drei Meetings aus der Serie. Mit Ostrava, Rieti und Hengelo finden Abstimmungen bezüglich Athletenverpflichtungen, Werbeauftritten und der Terminplanung statt. Alle drei sind bekanntlich hochkarätige Meetings, die schon einige Weltrekorde gesehen haben“, sagt Gerhard Janetzky.
Was die interne Organisation angeht, hat sich die Top-Sportmarketing-Agentur, deren Geschäftsführer der frühere Mittelstreckenläufer Martin Seeber ist, in vielen Bereichen jene Mitarbeiter gesichert, die auch bisher für das ISTAF tätig waren. Das betrifft zum Beispiel die Komplexe Organisation und Athletenverpflichtung. Bereiche wie Werbung, Presse und Kartenvertrieb deckt Top-Sportmarketing dagegen mit dem eigenen, im Berliner Sport bewährten Personal ab. „Im Ticketverkauf ist die Agentur sehr erfolgreich, was zum einen an niedrigeren Eintrittspreisen liegt zum anderen an den Kontakten zu vielen kleineren Vereinen“, berichtet Gerhard Janetzky. So wurden bis jetzt schon über 23.000 Tickets verkauft, für diverse Zuschauerblöcke gibt es keine Karten mehr. Die gesamte Situation betrachtet, sieht der Meeting-Direktor derzeit keinen Grund für 2011 Veränderungen anzustreben: „Auch im nächsten Jahr würde ich mit dem ISTAF nicht zur Diamond League hinzukommen wollen.“
Jörg Wenig
Tickets für das ISTAF
Tickets für das ISTAF gibt es bis zum 30. Juni noch zum Frühbucherpreis mit einem Nachlass von 25 Prozent (ausgenommen die Zielblöcke). Danach gelten die regulären Preise für die drei verschiedenen Kategorien. Karten in den beiden der Ziellinie am nächsten liegenden Blöcken kosten 39 Euro.
In den restlichen Bereichen an den Geraden sind die Plätze für 19 Euro zu haben und in der Kurve kosten die Tickets 9 Euro (jeweils plus Vorverkaufsgebühr). Verkauft werden zunächst nur Karten für den Unterring. Tickets können entweder über die Hotline 01803 – 206070 bestellt werden oder online erworben werden unter: www.istaf.de
EN