(r.) "ISTAF - Nacholympisches Hallensportfest" - das Programmheft von 1968 (lks.) Rudolf Harbig führt beim internationalen Stadionfest 1941 beim 1.000 m Rennen. 1944 ist es in Russland gefallen. ©Sportmuseum Berlin – AIMS Marathon-Museum of Running
ISTAF INDOOR BERLIN – Vom Hallen-ISTAF zum ISTAF INDOOR – Das moderne Berliner Meeting mit historischen Wurzeln – Horst Milde berichtet
45 Jahre und 104 Tage sind eine lange Zeit. So lange musste Berlin warten, um wieder ein großes Leichtathletik-Meeting unter denn Namen ISTAF in einer Arena zu erleben. Am 17. November 1968 hatte das letzte von bisher fünf Hallen-ISTAF in der inzwischen abgerissenen Deutschlandhalle stattgefunden.
Premiere hatte das Leichtathletik-Fest unterm Dach am 19. März 1938. Zwei Jahre nach den Olympischen Spielen im Berliner Olympiastadion erlebten 5.000 Zuschauer eine Weltpremiere und eine sehr männerlastige Veranstaltung: In nur einer von zehn Disziplinen waren Frauen am Start, nämlich beim 60m-Sprint. Und sie kamen wie die Manner bei ihren Wettbewerben über 75 m und 75 m Hürden in den Genuss der erstmals verwendeten Startblöcke. Bis dahin waren die Blöcke bei offiziellen Wettkämpfen verboten.
Obwohl der Zuschauerzuspruch hinter den Erwartungen zurück blieb (das Vorbild waren die seit 1914 ausgetragenen Meetings im New Yorker Madison Sguare Garden mit über 20.000 Zuschauern), fanden ein Jahr später gleich zwei Hallen-ISTAF statt. Am 2. März und 16. Dezember 1939 wollten 7.000 und 4.000 Zuschauer die Sportler in den jeweils elf Disziplinen sehen.
Nachdem die Nazis aufgrund des Kriegsausbruchs internationale Sportfeste im Jahr 1940 verboten hatten, gab es am 16. März 1941 wieder ein ISTAF in der Deutschlandhalle. Über 8.000 Zuschauer wollten die Wettkämpfe mit den Athleten aus Ungarn, Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark sehen.
Aber auch Rudolf Harbig, seinerzeit amtierender Weltrekordler über 400 und 800 Meter sowie einer der bedeutendsten Sportler seiner Zeit, zog an diesem Tag die Massen an. Er entschied den 1.000m-Lauf klar für sich. Dieses VII. ISTAF Sollte für die nächsten 27 Jahre das letzte große Hallen-Meeting in Berlin gewesen sein.
Erst 1968 kam es zur einmaligen Neuauflage des Hallen-ISTAF. Die Organisatoren hatten aus der Not eine Tugend gemacht. Sie verlegten die Veranstaltung extra in den November und vom Olympiastadion in die Deutschlandhalle, um dem Publikum möglichst viele Olympiastars von Mexiko präsentieren zu können.
Die Spiele in der lateinamerikanischen Stadt waren erst am 27. Oktober 1968 zu Ende gegangen. In zehn offiziellen Disziplinen
waren fünf Olympiasieger und sechs Olympiazweite am Start. Trotzdem fanden nur 5.000 Eintrittskarten Käufer.
Ab heute gibt es das ISTAF INDOOR – eine hochmoderne Variante der traditionsreichen Meetings unterm Hallendach. Und garantiert muss Berlin auf das nächste ISTAF INDOOR nicht wieder 45 Jahre warten…
Quelle: Programmheft – ISTAF INDOOR – 02 WORLD BERLIN 1. März 2014
Hallensportfeste in Berlin
Hallensportfeste in Berlin haben eine lange Tradition. Leider sind die großen Veranstaltungshallen der letzten Jahrzehnte von Berlin (West) wie der Sportpalast (60iger Jahre) oder die Deutschlandhalle inzwischen abgerissen. Die alten Vorkriegshallen existieren schon lange nicht mehr. Die Berliner Hallen-Meisterschaften finden – fast uinter Ausschluß der Öffentlichkeit- in der Rudolf-Harbig-Halle statt.
Rudi Thiel (OSC) hatte jahrelang die Tradition des Hochsprungsmeetings mit "Musike" etabliert und aufblühen lassen bis es sich nicht mehr rechnete. Im Ostteil Berlins gab es auch erfolgreiche Hallensportfeste, bis sie sang- und klanglos untergingen. Zwischen 1954 und 1995 fanden in der Deutschlandhalle fünfmal Deutsche Hallen Meisterschaften, als auch Hallen-Länderkämpfe statt. Insofern gibt es auch ein interessiertes Publikum für Hallen-Leichtathletik-Sportfeste in Berlin.
Mit der großen Tradition und Faszination des Madison Square Garden in New York sollte man sich nicht vergleichen, aber der Anfang ist mit dem ISTAF INDOOR BERLIN in der 02 World gemacht. Leider fehlt eine Rundbahn für die Läufe – als Salz in der Suppe – aber den Organisatoren um Martin Seeber und seinem Topsport Marketing Team kann man für ihre Initiative nur gratulieren – und auf die Fortsetzung hoffen.
Horst Milde
Themengleich:
ISTAF INDOOR BERLIN am 1. März 2014 in der 02-Arena – Schools Cup, der Jugendwettbewerb.