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25
01
2011

„Europas Laufsport ist nicht tot. Australien, Japan und die USA haben Topläufer, warum sollte das nicht auch in Europa möglich sein?

Ist der europäische Laufsport tot? Eine Umfrage des Magazins ,Spikes’ zur Situation der Eliteläufer (Teil 1)

By GRR 0

Ist der europäische Laufsport tot? Diese provokante Frage stellte das britische Leichtathletik-Magazin ,Spikes’ in einer Ausgabe im vergangenen Jahr bezüglich des Spitzensportes einer Reihe von Athleten, Funktionären und Managern. 2009 hatten Europas Läufer bei den Weltmeisterschaften in Berlin nur eine Disziplin gewonnen.

Die Spanierin Marta Dominguez, die inzwischen unter Dopingverdacht steht, siegte damals über die 3.000 m Hindernis. ,Spikes’ wird in Kooperation mit dem internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) produziert, der genehmigte, diese Umfrage hier zu veröffentlichen.

Lasse Viren (Finnland), vierfacher Langstrecken-Olympiasieger in den 70er Jahren:

„Europas Laufsport ist nicht tot. Australien, Japan und die USA haben Topläufer, warum sollte das nicht auch in Europa möglich sein? Wir können mithalten in internationalen Wettbewerben, aber wir brauchen dafür ein Wettbewerbs-System, bei dem junge Athleten die Spitze Schritt für Schritt erreichen können. Im Langstreckenlauf braucht man Geduld und muss viele Jahre Aufbauarbeit betreiben, um entsprechende Resultate zu erreichen.

Das derzeitige System unterstützt eine schrittweise Entwicklung vom nationalen zum Weltklasse-Level nicht. Es gibt eine Lücke zwischen europäischem Niveau und der Weltklasse. Für junge Läufer ist es sehr schwierig, diese zu überbrücken und den Anschluss zu schaffen.“

Miguel Mostaza (Spanien), Manager von etlichen internationalen Top-Läufern:

„Das ist absolut richtig. Wir müssen Regeln aufstellen, um unseren Sport zu schützen. Ich bin nicht gegen die Afrikaner oder irgendeine andere Nation. Aber 90 Prozent unserer besten Veranstaltungen finden in Europa statt, doch fast 70 Prozent der Teilnehmer kommen aus außereuropäischen Ländern. Wir müssen mit weiteren Regeln sicherstellen, dass wir wieder mehr europäische Topläufer am Start haben.

Das ist unsere letzte Chance. Wir müssen das in den nächsten fünf bis zehn Jahren umsetzen, ansonsten wird unser Sport sterben.“

Thomas Wessinghage (Deutschland), Europameister 5.000 m 1982:

„Ich würde sagen, der europäische Laufsport ist in Gefahr zu sterben. Die Dominanz der Afrikaner hat den europäischen Zuschauern die Spannung genommen. Die Afrikaner gewinnen die Medaillen und brechen die Rekorde. Wer ist daran interessiert zu sehen, welcher der zehn Kenianer das Rennen gewinnen wird. Der Sport braucht Persönlichkeiten wie im Schwimmen oder Tennis.“

Colin Jackson (Großbritannien), früherer 110-m-Hürden-Weltrekordler:

 

„Hand aufs Herz – nein. Solange es die Leidenschaft und den Wunsch gibt, sich in einem Wettkampf zu stellen und sein Bestes zu geben, wird der Sport nicht sterben. Wir werden wieder Sieger haben. Aber viele europäische Athleten verbringen zu viel Zeit mit Training und starten zu selten bei Wettkämpfen. Wir haben das in Großbritannien gesehen und haben darunter gelitten.“

Patrick Magyar (Schweiz), Organisator des Sportfestes in Zürich:

„Ich glaube nicht, dass der europäische Laufsport tot ist. Aber er quält sich und erlebt seine wohl schwächste Phase. Aber wir versuchen europäische Topathleten zusammen zu bringen, so dass sie mit Top-Trainern arbeiten können und Ideen zwischen Athleten aus verschiedenen Ländern ausgetauscht werden können. In der Schweiz versuchen wir junge Läufer zu ermuntern, mit spanischen, britischen und weiteren Athleten anderer Nationen zu trainieren.

Es gibt ähnliche Initiativen in Norwegen, wo es im Bereich der Frauen bereits Fortschritte gibt. Generell gibt es ein Verständnis für das Problem. Wir wollen europäische Läufer am Start sehen. Deswegen müssen wir uns um sie kümmern, ihnen ein gutes Programm anbieten und sie damit auf den Level bringen, auf dem sie sein müssen.“

race-news-service.com
 

author: GRR

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