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18
04
2010

Münchner Bahn-Spezialistin holt mit starker Schlussphase ersten Meistertitel – Glänzendes Comeback für Stefan Koch - Falk Cierpinski vermasselt Marathon-Generalprobe - Tolle Laufatmosphäre in Bad Liebenzell beflügelte viele DM-Starter – LG Passau Mannschaft des Tages

Ingalena Heuck: Halbmarathon ist keine halbe Sache!“ – Wilfried Raatz berichtet von den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Bad Liebenzell

By GRR 0

„Halbmarathon ist keine halbe Sache“ stellte Ingalena Heuck im Ziel bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Bad Liebenzell mit Stolz fest. „sondern erfordert einen ganzen Einsatz. Und den habe ich heute gebracht!“ Schließlich gewann die 24jährige mit einer eher auf Taktik angelegten Renneinteilung ihren ersten Meistertitel, nachdem sie im Cross bereits auf dem Bronzeplatz eingelaufen war.

Bis Kilometer 18 hatte mit Bernadette Pichlmaier die Marathonmeisterin des Vorjahres in Front gelegen. Keine halben Sachen machte auch Stefan Koch im Männerrennen. Nach seinem Sieg 2007 an gleicher Stelle war der Braunschweiger mit besten Erinnerungen zurück ins Nagoldtal gekommen – und sieht nun nach dem neuerlichen Sieg in 1:04:51 Stunden das Kurbadstädtchen als seine Lieblingsstrecke an.

Mit einem forschen Auftritt hatte der 26jährige schon nach sieben Kilometern die vielköpfige Spitzengruppe gesprengt und sich als tempoharter Frontläufer bewiesen. Am Kochschen Tempodiktat war dabei mit Falk Cierpinski der eigentliche Titelfavorit gescheitert, nach Seitenstichen war der Hallenser drei Kilometer vor dem Ziel auf Rang zwei liegend aus dem Rennen gegangen.

Halbmarathontitel auf dem Weg zur Bahnsaison

 

„Ich wollte nach Gefühl laufen“ gestand die neue Halbmarathonmeisterin ihre Renntaktik bei der Siegerehrung auf dem Marktplatz in der schmucken Kurstadt ein. Vom Start weg lief sie zusammen mit der Erfurter Titelverteidigerin Melanie Schulz mit einem leichten Rückstand auf die forsch in einer Mastergruppe mitlaufenden Bernadette Pichlmaier. „Ich habe in Marokko superhart trainiert und durfte heute den entsprechenden Erfolg einfahren. Die letzten Wochen waren für mich als Studentin und Leistungssportlerin wirklich stressig, deshalb bin ich froh, dass ich endlich einmal beweisen konnte, was ich wirklich drauf habe“.

Mit 1:14:54 Stunden steigerte die Münchenerin nicht nur ihren Hausrekord um eineinhalb Minuten, sondern kann gestärkt in die anstehende Bahnsaison gehen, die bereits in zwei Wochen mit den 10.000 m-Meisterschaften in Ohrdruf einen weiteren Höhepunkt bringen. „Ich werde nach wie vor mein Hauptaugenmerk auf die Bahn richten, einen weiteren Halbmarathon werde ich vielleicht im Herbst in München machen. Und Marathon kommt vielleicht in zwei Jahren“.

Stefan Koch: „Geiles Gefühl!“

 

Dagegen ist die Straße für Stefan Koch das bevorzugte Metier. „Das ist einfach ein geiles Gefühl“ freute sich der aus Rheine stammende Langstreckler mit hoch erhobenen Armen im Ziel. „Wenn man ein halbes Jahr lang von Arzt zu Arzt rennt und keiner einem helfen kann und auf Anhieb mit einem Meistertitel zurückkehrt, das ist ein unbeschreibliches Gefühl!“ Muskuläre Probleme hatten Koch immer wieder im Training ausgebremst, sodass er nach einer kompletten dreimonatigen Laufpause erst seit Januar wieder an ein geregeltes Training denken konnte. „Natürlich ist jeder Sieg schön, aber dieser ist etwas Besonderes! Fakt ist: Ich bin wieder zurück!“

Der Braunschweiger Läufer nutzte die mit der Startzeit 9.45 Uhr und Temperaturen im Schatten um 6° Celsius idealen Laufbedingungen zu einer Demonstration seiner Willensstärke. „Der Druck ist natürlich an der Spitze weitaus größer als wenn du in einer Gruppe mitlaufen kannst. Aber ich habe mir gesagt: Mache dein Ding und kümmere dich nicht um die anderen. Wenn du am Ende wieder eingeholt wirst, dann soll es eben nicht sein“.

Aber weder Falk Cierpinski noch die weiteren Verfolger wie Tobias Sauter, Richard Friedrich oder Florian Neuschwander konnten den Braunschweiger in Gefahr bringen. „Jetzt kann ich mich in Ruhe regenerieren, im Juni einen schnellen Zehner in Oelde laufen und mich auf den Berlin-Marathon vorbereiten. Das ist mein großes Saisonziel!“ blickt der als Marathon-Hoffnungsträger des DLV bezeichnete 26jährige schon weit in die Saison hinein.

Cierpinski-Team im Titelkampf gescheitert

 

Falk Cierpinski musste mit Seitenstichen auf Rang zwei liegend aus dem Rennen gehen und vermasselte damit die Generalprobe auf seinen Frühjahrs-Marathonstart, den er am 2. Mai in Düsseldorf geplant hat. Wie übrigens auch sein Teamkollege von der SG Spergau, Tobias Sauter, der im spannenden Kampf um Rang zwei dem Passauer Richard Friedrich um vier Sekunden in 1:06:06 Stunden unterlag. „Die Zeit ist eher zweitrangig, schließlich gelten im Meisterschaftsrennen andere Gesetze. Deshalb bin ich nicht ganz zufrieden“, gestand Tobias Sauter, der unter den Fittichen des zweifachen Olympiasiegers Waldemar Cierpinski einen großen Leistungssprung machen konnte und sich Hoffnungen auf einen Start bei den Europameisterschaften in  Barcelona machen darf. Dagegen sind die Meisterschaftsträume der SG Spergau geplatzt, da nach dem Ausscheiden von Falk Cierpinski kein vierter Mannschaftsläufer zur Verfügung stand.

„Das ist meine beste Einzelplatzierung“ freute sich Richard Friedrich im Ziel. Der Lebenspartner der Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch war zumeist knapp an einer Medaille bei nationalen Titelkämpfen vorbeigeschrammt und war nun in Bad Liebenzell auch der Titelgarant für die LG Passau, die sowohl die Mannschaftswertung bei den Männern als auch bei den Junioren gewinnen konnte und als „Gewinner des Tages“ die Rückreise ins Dreiländereck fahren darf.

Mit 41 hat Bernadette Pichlmaier EM-Träume

 

Eine erstaunliche Entwicklung hat die inzwischen 41jährige Bernadette Pichlmaier in den vergangenen drei Jahren durchlaufen. Von der Drei-Stunden-Marathonfrau ist längst eine ernsthafte Kandidatin für die Marathon-EM geworden. „Im Kopf ist Bernadette jung und traut sich etwas zu!“ umriss ihr Trainer Francesco Munoz die Fähigkeiten der spät berufenen Leistungssportlerin der LAG Mittlere Isar. Die Floristin und Mutter zweier Kinder ist nach ihrer Steigerung auf 2:35 nicht nur erneut die erste Anwärterin auf den Marathontitel am 9. Mai in Mainz, sondern hofft auf eine Zielzeit im Bereich von 2:33 Stunden.

In Bad Liebenzell traute sich Bernadette Pichlmaier viel zu und forderte die eigentlichen Titelfavoritinnen Ingalena Heuck und Melanie Schulz vom Startschuß heraus. „Ich wollte offensiv laufen, habe eine starke Männergruppe gefunden und habe mich dabei sehr wohl gefühlt!“ freute sie sich im Ziel über Silber.

„Nein, enttäuscht bin ich nicht“, gestand die entthronte Titelverteidigerin Melanie Schulz. „Ich denke, ich habe das Halbmarathonrennen von Berlin noch nicht richt weggesteckt. Ich war muskulär einfach noch nicht im Vollbesitz meiner Kräfte“, so die Erfurterin, die vor drei Wochen in der Hauptstadt mit 1:14:15 eine neue Bestmarke gelaufen war.

Die im normalen Schichtdienst arbeitende Polizistin („mit einer 40- bis 60-Stunden-Woche“, so die Athletin) blickt allerdings voraus in Richtung Prag, wo sie am 9. Mai bei den Polizei-Europameisterschaften das Ticket für Barcelona mit einer Endzeit um 2:33 Stunden lösen möchte.

Wilfried Raatz       

Männer

Platz Startnr. Name LV Verein Ak Zeit
1. 257 Koch, Stefan NI LG Braunschweig M 1:04:51
2. 157 Friedrich, Richard BY LG Passau M 1:06:02
3. 364 Sauter, Tobias ST SG Spergau M 1:06:06
4. 508 Weiß-Latzko, Markus LG Neckar-Enz M 1:06:13
5. 318 Neuschwander, Florian RL Post-Sport Telekom Trier M 1:06:20
6. 154 Stöckert, Manuel BY TSV Ostheim v.d. Rhön J 1:06:28
7. 172 Pyka, Dennis BY LG TELIS FINANZ Regensburg M 1:06:36
8. 354 Salii, Maksym SN SC DHfK Leipzig M 1:07:24
9. 356 Weyer, Sven SN SC DHfK Leipzig M 1:07:26
10. 262 Schwarzbach, Dirk NI TSV Kirchdorf M 1:07:30
11. 302 Schmidt, Daniel NO LG Remscheid M 1:07:33
12. 78 Brosius, Hagen BE SCC Berlin J 1:07:37
13. 88 Sponar, Lennart BE Berliner SV M 1:07:37
14. 221 Flügel, Julian HE PSV Grün-Weiß Kassel M 1:07:44
15. 161 Viellehner, Raphael BY LG Passau J 1:07:49
16. 147 Hillebrand, Johann BY LG Stadtwerke München M 1:08:13
17. 355 Stiller, Jakob SN SC DHfK Leipzig M 1:08:15
18. 160 Schreindl, Tobias BY LG Passau J 1:08:21
19. 325 Pfeil, Michael RL LG Vulkaneifel M 1:08:24
20. 238 Schönberger, Martin HE LC Mengerskirchen M 1:08:36

 Frauen:

Platz Startnr. Name LV Verein Ak Zeit
1. 146 Heuck, Ingalena BY LG Stadtwerke München F 1:14:54
2. 138 Pichlmaier, Bernadette BY LAG Mittlere Isar W40 1:15:23
3. 375 Schulz, Melanie TH LG ohra hörselgas F 1:15:56
4. 203 Schulz, Jenny HE SKILLS 04 Frankfurt F 1:17:02
5. 127 Möller, Kristin BY LAC Quelle Fürth F 1:17:08
6. 226 Optekamp, Silke HE PSV Grün-Weiß Kassel F 1:18:00
7. 177 Ulrich, Veronika BY LG TELIS FINANZ Regensburg W40 1:18:47
8. 25 Brod, Jutta BA TV Konstanz W35 1:18:51
9. 475 Schnabel, Anja LAZ Salamander Kornwestheim/LB F 1:18:56
10. 345 Alaimo, Heike SL LG Saar 70 W35 1:19:09
11. 350 Boitz, Sandra SN SC DHfK Leipzig W35 1:19:26
12. 536 Kallenberg, Friederike LAC Pliezhausen F 1:19:28
13. 178 Volke, Steffi BY LG TELIS FINANZ Regensburg F 1:20:12
14. 195 Heinig, Katharina HE LG Eintracht Frankfurt Ji 1:21:44
15. 166 Hofmann, Fakja BY LG TELIS FINANZ Regensburg F 1:21:58
16. 188 Kiefer, Sonja HE ASC 1990 Breidenbach Ji 1:22:37
17. 163 Boldt, Constanze BY LLC Marathon Regensburg W35 1:22:51
18. 125 Bittel, Silke BY LAC Quelle Fürth W35 1:23:01
19. 218 Straub, Kerstin HE SSC Hanau-Rodenbach Ji 1:23:28
20. 196 Holljesiefken, Anke HE Spiridon Frankfurt W35 1:23:38

author: GRR

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