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23
06
2013

Werbemarke zur Einweihung des „Deutschen Stadions“ im Grunewald am 8.6.1913 ©Gerd Steins

In Rekordzeit erbaut – Das Deutsche Stadion im Grunewald wurde vor 100 Jahren eröffnet – Gerd Steins

By GRR 0

Stadtplaner und das Militär legen 1898 Pläne für eine Straße von Charlottenburg zum Truppenübungsplatz in Döberitz vor, dabei soll auf Pichelswerder ein „Volkspielplatz“ und auf dem östlichen Ufer ein Wettspielplatz entstehen.

W. Gebhardt (Berlin) schlägt am 30.12.1902 dem Kaiser vor, im Grunewald ein „Nationales Olympia“ zu veranstalten und dafür eine Arena zu bauen. Der Tiergarten-Direktor Geitner legt Pläne für eine Umgestaltung des Grünewalds zum Erholungsgebiet und Bau eines Stadions im Hippodrom in Charlottenburg vor, die durch Geitners Tod im Jahre 1906 nicht zur Ausführung kommen.

Seit 1904 ist der der Grunewald kein Hofjagdrevier mehr und die Wildgatter werden entfernt. Für die Umnutzung des Grünewalds werden zahlreiche Vorschläge gemacht, darunter ist ein Sportparkprojekt des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele (DRA), die alle verworfen werden.

Die 1898 geplante „Döberitzer Heerstraße“ wird von 1906-1912 als Verbindungsstraße von Charlottenburg nach Döberitz gebaut. Die Straße wird mit der Bauerschließung des nördlichen Grünewalds verbunden, um die hohen Straßen- und Brückenbaukosten zu decken, so dass Victor von Podbielski (Preuß. Landwirtschaftsminister) dem „Union Club“ 1906 die Erlaubnis erteilt, im Grunewald eine Rennbahn zu bauen, in dem auch ein Stadion errichtet werden kann, zu dem P. Martin vom Deutschen Reichsausschuss die Anforderungsliste erarbeitet.

„Union Club“ und „Verein für Hindernisrennen“ pachten am 23.2.1907auf 30 Jahre vom Preußischen Landwirtschaftsfiskus 70 ha Land, um eine Rennbahn zu errichten. Im Pachtvertrag wird vereinbart, dass das Gelände auch „allgemeinen sportlichen Zwecken dienen“ soll. Dies ist die Grundlage für den Bau des „Deutschen Stadions“, das wg. Finanzierungsschwierigkeiten vorerst nicht gebaut wird.

Otto March erhält den Bauauftrag, Albert Brodersen übernimmt die gärtnerische Gestaltung. Bereits am 23.5.1909 wird die Galopprennbahn Berlin-Grunewald eröffnet, der Platz für ein Stadion wird darin freigehalten.

Graf Egbert Hoyer von der Asseburg war seit 9.5.1905 Vorsitzender des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele (DRAfOS) und Mitglied des IOC. Er überzeugte Coubertin, eine I.O.C.-Session vom 28.5. – 1.6.1909, die über die Spiele 1912 abstimmen sollte, in Berlin abzuhalten. Gleichzeitig trieb Graf von der Asseburg die Pläne für den Bau eines Olympiastadions (Deutsches Stadion) voran. Sein plötzlicher Tod, wenige Wochen vor der I.O.C.-Session, veranlasste den Reichsausschuss auf die Olympischen Spiele 1912 zugunsten Stockholms zu verzichten, sich aber für die Spiele des Jahres 1916 zu bewerben.

Dort wurde Berlin die Austragung der Olympischen Spiele 1916 zugesprochen. Das Stadion hierfür wurde in Anlehnung an das Londoner Olympiastadion von 1908 in Rekordzeit erbaut und am 8.6.1913 vom Kaiser Wilhelm II eröffnet.

Nach dem 1. Weltkrieg werden dort 1922 die „Deutschen Kampspiele“ als Ersatzolympiade veranstaltet, die man mit einigen Vorbehalten als Verwirklichung der „Nationaltage für deutsche Kampfspiele“ der 1890er Jahre ansehen kann.

 

Gerd Steins in SPORT in BERLIN, Juni 2013

author: GRR

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