Blog
27
08
2021

Germany's Elena Burkard scored victory for Team Europe in the first race of the day at the Simplyhealth Great Stirling XCountry. Photo credit: Great Run / Steve Ashworth - Organisers

In gemischten Rennen schneller zur Spitzenklasse aufsteigen dürfen – Von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

Die Meldung vom 17.8.21 über Elena Burkards erfreuliche 5000m Leistung bei leichtathletik.de muß noch einmal diskutiert reden.

„Hindernisspezialistin Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) war am Wochenende in Regensdorf (Schweiz) schnell unterwegs. Die Olympia-Teilnehmerin wurde über 5.000 Meter in 15:27,54 Minuten gestoppt – ihre zweitschnellste Zeit überhaupt über diese Distanz.

In die Bestenliste wird diese Zeit jedoch nicht eingehen, da sie in einem gemischten Rennen erzielt wurde“

DLV-Ordnung: Gemischte Wettkämpfe in Laufwettbewerben dürfen in keinem Fall stattfinden, um Läufern eines Geschlechtes zu erlauben durch Läufer des anderen Geschlechtes gezogen oder unterstützt zu werden.

Das würde aber auch bedeuten, das bei von Mädchen oder Frauen  gewonnene Rennen, die nachfolgenden Leistungen der Jungen oder Männer nicht bestenlistenreif wären. Da sind sicher viele Bestenlisten noch einmal zu korrigieren.

2013 antwortete der DLV auf Anfrage von SPIRIDON so: „Gemischte Rennen bei Läufen auf der Bahn sind nach der Deutschen Leichtathletik-Ordnung (DLO) grundsätzlich erlaubt. Sie gelten auch für die DLV – Bestenliste, stellte DLV-Referent Eberhard Vollmer fest. Als Qualifika-tionszeit für internationale Wettkämpfe wie WM oder Olympische Spiele werden so erzielte Zeiten allerdings nicht anerkannt“ (SPIRIDON).

Foto:  Schneider

Nun stellt sich 2021 das Problem wieder, auch im Sinne des Leistungsfortschritts besonders für Frauen und Mädchen, die in einer Region oder im Lande keine Gegner gleichen Geschlechts haben. Sie werden durch Regeln aus Zeiten behindert, in denen Frauen in Männerkleidern in Männerrennen gejagt und disqualifiziert wurden, es keine 800m, keine 3000m Hindernis oder keinen Marathon für sie gab.

1-2-3 Pacemaker bis zu 2/3 der Rennen sind für Männer weltweit normal, auch wenn es um Weltrekorde geht. Männliche Pacemaker für Frauen geht nicht, weil die alten Regeln für Frauen nicht aus der Welt sind. Nach der stürmischen Leistungsentwicklung in der Welt brauchen sie nun Unter-stützung. Sogar die Landesverbands–Bestenlisten der Schüler und männ-lichen Jugend würden korrigiert werden müssen, wenn durch Mädchen oder Frauen-pacemaker unterstützte Leistungen dort aufgenommen wurden. Das Frauen oder Mädchen manchmal für Jungen oder sogar Männer, nicht nur rein zufällig in gemischten Rennen die Pace gemacht haben, fiel bisher kaum auf, da gemischte Rennen hin und wieder auch noch verschämt verschwiegen werden.

Ich habe ein Leben lang gern mit Frauen trainiert, auch 18 Jahre als DLV-Bundestrainer. Ich habe mich aber auch immer wieder darüber geärgert, dass es noch Unterschiede zwischen Männern und Frauen durch Männerpacemaker unterstützte Leistungen gibt. Zumal normal ist, das Männer im Training (siehe Foto) zur Unterstützung der Leistungs-entwicklung genutzt werden.

Ich glaube, das auch Elena Burkard weiterhin von Olympischen Spielen träumt. Ich empfehle ihr deshalb, immer öfter solche Rennen zu suchen, weil sie durch solche Läufe „gewinnt“. Diese grenz-wertigen Belastungen befähigen früher zu Spitzenleistungen, fördern die Mentalität, die Motivation und schaffen Überzeugungen, dass eines Tages die „erwartete Spitzenleistung“ möglich ist, vielleicht schon bei der EM 2022 oder in Paris 2024. Mit einer dann erzielten echten „Frauen-Leistung“ werden Frauen dann – solange die Gesetze fortbestehen – sicher auch in einer „ewigen Bestenliste“ ewig stehen.

Es wäre an der Zeit – in einer nicht gerade „leistungsstrotzenden Zeit“ – auch bei Schülern- und Jugendlichen in den Läufen die Geschlechtertrennung zu überwinden. Zur Unterstützung, vor allem auch von Talenten, Hochbegabten, die anderen in ihrer Entwicklung oft bis zu zwei Jahre voraus sind, die Rennen nach einem ehrlichen Best-Leistungsprinzip zuzulassen.

Es gibt Handlungsbedarf, wenigstens im eigenen Lande. Es kann nicht länger gelten das in Männer-Rennen, in denen 3 pacemaker bis zu 2/3 der Strecke den Besten zu Weltrekorden, Preisgeldern oder der zweiten Reihe zu Qualifikationsnormen verhelfen, anders bewertet werden als Frauen-Leistungen in Mixed–Rennen.

 *Lothar Pöhlitz – DLV-Bundestrainer Lauf 1980–1998  

author: GRR