Die Laufstrecke im Berliner Plänterwald - Foto: Klaus Weidt
Immer an der Spree lang. Der Treptower Plänterwald zählt zu Berlins schönsten Erholungs- und Jogging-Gebieten. Immer an der Spree lang. Klaus Weidt berichtet
Der Treptower Plänterwald zählt zu Berlins schönsten Erholungs- und Jogging-Gebieten. Der Plänterwaldlauf dort dürfte inzwischen rekordverdächtig sein.
Hier wird zu jeder Tageszeit gelaufen. Am Spreeufer entlang und durch das einst geplänterte (ausgeforstete) Waldgebiet. Am historischen Eierhäuschen und dem neu entstehenden Spreepark vorbei biegt man zum Beispiel am „Klipper“ links ab in die Fünfkilometer-Schleife. Wer’s gleich weiter haben will, joggt in den Treptower Park hinein mit Blick auf die Insel der Jugend und das traditionsreiche „Zenner“-Restaurant.
Am Bahnhof kann man dann im Parkgelände noch weitere Runden drehen. Einzigartige, abwechslungsreiche Läufer-Schleifen. Hier ist zweifelsohne eins der schönsten Berliner Erholungsgebiete. 1760 an der Spree angelegt, seit 1876 Naherholungspark.
Plänterwaldlauf (r.) – Foto. Veranstalter
Gelaufen wurde, so erinnere ich mich als alter Treptower, wohl immer schon. Einfach so nach Zeit und Lust. Aber auch mit Stoppuhr, Start- und Zielbändern. Schon Anfang der Sechziger Jahren testeten sich hier Berliner und Potsdamer Leistungssportler. Ich notierte damals als junger Redakteur erstaunt, wie z.B. der ASK-Mittelstreckler Siegfried Valentin erst die 800 m gewann, um dann anschließend noch mit den 1500-m-Startern zu wetteifern.
Der erste Plänterwaldlauf 1977 mit Folker Lorenz an vierter Stelle (mit Brille) – Foto: Archiv Folker Lorenz
Ein „Plänterwaldlauf“ aber entstand erst 1977. Das Datum ist bekannt, es war der 13. März, an dem 62 männliche und zwei weibliche Teilnehmer in Höhe Eichbuschallee 20 Kilometer zurücklegten. Das waren durchweg leistungsorientiert Laufende, die sich auf Wettkämpfe oder Meisterschaften vorbereiteten. Als echter Volkslauf entwickelte sich dieses Waldrennen erst danach, als zusätzlich kleinere Strecken angeboten wurden.
Die damalige Meilenbewegung in der DDR hinterließ auch hier Spuren, dabei sein war zwar nicht alles, aber doch viel mehr.
Die Sportgemeinschaft Einheit Berliner Bär mit dem legendären Folker Lorenz hatte vor allem großen Anteil an der Plänterwaldlauf-Entwicklung. Zweimal im Jahr offerierte er ein Laufangebot – am Anfang, meist im Februar, und am Ende, meist im Dezember. Oft mit nur wenigen Helfern, aber immer mit einem Koffer, in dem liebevoll verpackte Geschenke enthalten waren. Ein Mann, der meist mit dem Fahrrad aus dem Friedrichshain kam, nicht viel Worte von sich machte, aber seine Traditionsveranstaltung sorgfältig vorbereitete und durchführte.
Ein „stiller Enthusiast“, wie ihn das Journal Laufzeit einmal beschrieb. 35 Jahre Sportbegeisterung in der Doppelrolle des Organisators und Wettkämpfer. 195 mal Marathon rannte er, 2:18:45 h war seine beste, 1968 erreichte Zeit. Leider starb er schon 2009 mit 70 Jahren. Die Veranstalter nach ihm ehrten den Initiator mehrmals mit einem Folker-Lorenz-Wanderpokal.
Weihachten (r.) vorbei am Eierhäuschen mit himmlischer Begleitung: Santa Claus und Engel – Foto: Klaus Weidt
Riesige Teilnehmerfelder gab es hier nie. Das erste Mal mit mehr als 200 Startern wurde 1986 registriert, die 300er Marke wurde 1997 übertroffen. Die Popularität wuchs von Jahr zu Jahr, nicht zuletzt auch durch das Engagement des Athletik und Ballspiel Clubs „ABC Zentrum Berlin“, der 2007 die Regie übernahm und den Waldlauf professionell organisierte. Bis auf 40 Helfer kann der Veranstalter heute rechnen. Gelaufen wurde immer, bei jedem Wetter, gleich ob Schnee, Regen, Wind oder Eis. Die Disziplinen haben sich inzwischen eingeordnet bei 5, 10, 15 und 20 Kilometern. Die meisten Siege errang Klaus Goldammer mit acht bei den Männern, Rosemarie Kössler mit sechs bei den Frauen. Diese waren überhaupt recht erfolgreich wie Gudrun Brettschneider, Ute Goldammer und Sylvia Renz (je 5 erste Plätze) belegen.
Wenn am 12. Dezember dieses Jahres an der Spree um 10 Uhr der Startschuss fällt, gilt er tatsächlich schon als 88. Plänterwaldlauf. Das scheint rekordverdächtig zu sein. Oder gibt es in Berlin ein Running Event, das öfter stattfand?
Gern erinnere ich mich auch an andere Plänterwald-Laufveranstaltungen. An den Kulturpark-Marathon, der mehrmals ausgetragen wurde. Vor allem aber an den Team-Marathon, der zwischen 1979 und 2009 stattfand. Jede Männer- oder Frauenmannschaft bestand aus drei Startern, die als Trio ins Ziel kommen mussten. Immer im Januar, so kalt es auch war. Von der SG Empor Brandenburger Tor (EBT) einst ins Leben gerufen, übernahm nach der Wende der SC Charlottenburg dieses interessante Mannschaftsrennen. Roland Winkler, in der Berliner Laufszene mit seinem Engagement bekannt, war zumeist der Cheforganisator. Mit 2:35:40 h hält der USC Leipzig bei den Männern und bei den Frauen mit 3:09:04 h der SC Charlottenburg die nunmehr ewigen Rekorde.
Schade um das Ende dieses einmaligen Team-Rennen.
Die traditionelle und letzte Startnummer des Berliner Team-Marathons vom 17.1.2009 – Foto: Ingelore Winkler
Ein langjähriges Bestehen feierte auch der Silvesterlauf im Plänterwald. Ihn gab es 40mal, ehe 2017 die Neuköllner Sportfreunde, die ihn 1992 von Borussia Friedrichsfelde übernahmen, kapitulierten. Sie verabschiedeten sich mit dem Dank an viele Freunde und dem Bedauern, dass ihnen immer weniger Helfer am letzten Tag des Jahres zur Verfügung standen.
Viele Laufenthusiasten aber lassen es sich weder Weihnachten noch Silvester abhalten, froh und munter am Eierhäuschen vorbei zu joggen. Auch als Santa Claus oder in einem Phantasiekostüm.
Laufen Sie mal doch auch mal an der Treptower Spree lang.
Klaus Weidt
Start zum 16. Berliner Team-Marathon am 22.1.1994 – mit der Startnummer 66 Roland Winkler (r.) – mit der Startnummer 65 Ecky Broy (+) Foto: Ingelore Winkler