Im Osten die Ersten: Der Dresdner Laufladen schrieb Geschichte. In diesem Jahr feiert er seinen 35. Geburtstag. Klaus Weidt berichtet.

Als manche 1990 im Osten den Kopf in den Sand steckten, gab es an der Elbe zwei, die sich von einer Idee begeistern ließen: Bernd und Lutz Melzer, Vater und Sohn. Beide laufsportbegeistert. Vater Melzer glänzte schon zu DDR-Zeiten mit interessanten neuen Läufen.

Als er da auf eine alte Zeitung stieß, die 1913 berichtete, dass ein Dresdner Querfeldeinlauf um den Ehrenpreis des Sächsischen Königs stattfand, ließ er 1988 im Verbund mit dem VfL Dresden-Bühlau sofort auch Dreier-Teams wie damals durch den Prießnitzgrund rennen.

Noch heute erinnert man sich an die Veteranen-Mannschaft der Herren Lessig (Jahrgang 1912), Regel (1913) und Polescher (1914), die 1998 mit diesem Altersdurchschnitt ins Guinness-Buch der Rekorde kamen.

Der Dresden-Marathon – ein alljährliches Highlight. In diesem Jahr am 26. Oktober. –
Foto: Veranstalter 

Doch das Melzer-Duo machte nach der Wende vor allem mit einem besonderen Geschäft von sich reden. Besonders deshalb, weil es diese Art im Osten Deutschlands bisher nicht gab. Vater Bernd brauchte nicht lange, seinen Sohn zu überreden, mit ihm einen Laufladen in Dresden zu eröffnen. Die bundesdeutsche Schuhbranche schlug sofort auf Nachfragen ein. Und so boten die Melzers erst aus dem Wohnwagen heraus den Elbflorenzer Laufbegeisterten neuste „Westschuhe“ an, die fast aus den Händen gerissen wurde. Danach suchten sie ein Geschäftsraum und starteten mit 20 Quadratmetern Fläche. Was sie damals noch nicht wussten:

Andere folgten dem Beispiel sehr schnell. Ostdeutschlands Laufladen Nr. 2 war der von Doppel-Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski in Halle, in Leipzig folgte dann der von Jörg Matthé. Und alle boten nicht nur Schuhe, Laufbekleidung und Zubehör an, sondern kümmerten sich zugleich um originelle und wirksame Laufangebote. Mitteldeutscher Marathon in der Hallenser Region, ein „Lauf Jetzt“-Programm in der Messestadt Leipzig, Silvesterläufe in Erfurt…

Und das Dresdner Melzer-Paar lief allen voran. Auch in der Theorie. Mehr und mehr widmete sich Sohn Lutz Melzer den Läuferinnen und Läufern direkt. Mit Seminaren, Beratung, Vorträgen rund ums Running. Da gab es im vergangenen Jahr z.B. jede Menge Tests: einen Neopren-Test, einen Skiroller-Test, einige Laufschuh-Tests. Darüber hinaus einen „Tag der Lauftechnik“, Orthopädie-Sprechstunden, Seminare zum ewigen Thema „Knie“ und einen Grundkurs zur Lauftechnik. Natürlich spielte auch die Arthrose eine große Rolle – Dr. Wolfgang Feil stellte dabei sein neues Buch „Arthrose heilen“ vor.

In diesem Frühjahr läuft’s so weiter. „Unser Auftakt“, so Bernd Melzer, „wird der 28. März mit einem Grundkurs zur Lauftechnik sein.“ Und die Melzer-Läufe von einst? Am 8. April startet wieder der beliebte Mannschaftscross, am zweiten Juniwochenende ist der Dresdner Laufsportladen erneut auf dem Sportmarkt beim Schloss-Triathlon in Moritzburg, nördlich von Dresden.

Und Ende Juni treffen sich wieder Läufer und Wanderer zum „Wendelauf“. Zur Sommersonnenwende wird zur 200 Jahre alten Babisnauer Pappel gelaufen. Dort trifft man sich am 21. Juni um 20 Uhr 30. Traditionell spendet der Laufladen dann wieder für die Finisher Sekt. Ideen muss man eben haben, Melzer hat sie.

Ein alljährlicher Höhepunkt, vom Laufladen gestaltet, ist der Wendelauf zur Babisnauer Pappel – für Läufer, Walker und Familien. – Foto: Laufladen Melzer

Übrigens könnte sich man sich beim sogenannten Wendelauf auch an die Wende 1990 zurück erinnern. Als alles mit einem ersten Laufladen im Osten Deutschlands begann.

Vor 35 Jahren…

Klaus Weidt

Ein Laden lässt laufen. Der Dresdener Laufsportladen wird 30 Jahre alt. Klaus Weidt berichtet

 

 

„Brockenläufe“ in Berlin. Die gibt’s tatsächlich schon lange. Beim letzten Jahresende sogar an vier Tagen. Von einer Weltrekordlerin organisiert. Klaus Weidt berichtet.