Im Herbst wieder Marathon – Stefan Koch meldet sich zur DM Halbmarathon in Bad Liebenzell zurück – Soft-Einstieg beim Paderborner Osterlauf – Mit Braunschweiger Feintuning will das Marathontalent wieder zurück in die Erfolgsspur – Wilfried Raatz berichtet
Weitgehend unbemerkt und wenig spektakulär ist er zurückgekehrt. Beim Paderborner Osterlauf steht Stefan Koch mit einer Bruttozeit von 30:12 Minuten als Neunzehnter in den Ergebnislisten verzeichnet. Für den 2009 vom TV Wattenscheid zur LG Braunschweig gewechselten Langstreckler, der mit nunmehr 24 Jahren durchaus zu den Hoffnungsträgern des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zählt, ist dies ein Neuanfang nach einer mehrmonatigen Trainings- und Wettkampfpause. Nicht mehr und nicht weniger, aber die Hoffnung auf eine ordentliche Saison 2010 ist zurückgekehrt.
10 km-Einstieg „schon ok“
„Für den allerersten Wettkampf seit August 2009 ist der Anfang nicht zu schlecht“, analysierte Stefan Koch seinen Start beim Paderborner Osterlauf. „Ich hatte den Eindruck, dass die km-Markierungen nicht passten, deshalb habe ich mich eigentlich während des Rennens eher unwohl gefühlt!“
Wer den jungen Mann aus Rheine kennt, der weiß, dass er einer ist, der sich zumeist bedeckt hält. Es sei denn, er gerät in Rage, weil ihm so manches gegen den berühmten Strich geht. „Paderborn war sonst ok!“ Eine knappe Antwort auf die Rückkehr nach einer Odyssee von Mediziner zu Mediziner, die Ende Juli 2009 bei der City-Night auf dem Berliner Kurfürstendamm mit einer unter dem Strich missratenen Generalprobe für die WM in Berlin begann. Nach 30:25 Minuten kam er zwar damals als Fünfter ins Ziel und damit noch klar vor seinem ebenso für die Marathon-WM nominierten Kollegen Falk Cierpinski (31:44).
Anstelle im DLV-Team bei der Heim-WM in Berlin auf der Marathondistanz zu starten, konsultierte er mit wachsender Ungeduld Arzt auf Arzt.
Schweigen beim DLV
„Für mich war es mental sehr schwierig, mit dieser neuen Situation klar zu kommen“, gestand Koch nun mit dem entsprechenden Abstand. „Es waren muskuläre Probleme, die manchmal ein Training zuließen, manchmal wieder nicht. Ich habe viele Ärzte aufgesucht, aber alles umsonst. Dann habe ich ein Vierteljahr komplett Pause gemacht. Im Januar konnte mir dann endlich Dr. Karsch in Osnabrück helfen. Und seit diesem Zeitpunkt laufe ich auch wieder!“
Vom DLV sieht sich Stefan Koch in jener Phase auch alleine gelassen. „Es gab keinerlei Kontakte. Zu guter Letzt bin ich dann auch noch aus dem Kader geflogen. Das ist schon enttäuschend!“
Für DM-Halbmarathon erst zu 80 Prozent fit
Ganz problemlos sieht Stefan Koch seine aktuelle Verfassung nicht. „Der Muskel macht hin und wieder zu. Schnelle Sprint-Belastungen gehen noch nicht, aber Tempoläufe schaffe ich schon!“ Deshalb wird der Halbmarathonmeister der Jahre 2005 und 2007 auch bereits bei den Titelkämpfen am 18. April in Bad Liebenzell am Start stehen. „Es ist schwierig, meine Form einzuschätzen. Ich fühle mich zu 80 Prozent fit und werde einfach einmal schauen, was geht!“
Mit einem Marathonstart in der zweiten Saisonhälfte liebäugelt der Neu-Braunschweiger, der mit Coach Bernhard Bröger eine Art Feintuning vereinbart hat, während Vater Reinhard Koch nach wie vor das Training austüftelt.
Ein Mann für Olympia 2012
„Die WM 2011 wird vermutlich noch zu früh sein, aber bei den Olympischen Spielen in London möchte ich schon dabei sein. Ich denke, dass mir die Bedingungen eher liegen werden“, blickt der ganz auf die Karte Sport setzende Laufprofi schon weit voraus auf sein großes Karriereziel.
Dann wäre Koch mit nunmehr 28 Jahre dann im besten Marathonalter…
Wilfried Raatz in „Leichtathletik, Ausgabe 15/2010“
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