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28
08
2008

Keine großen Überraschungen waren dagegen in der Männerspitze zu registrieren: Michael Sommer fügte seinen sechs Titeln den siebten hinzu, dicht gefolgt von Thomas König,

Im Fokus … VFUM-Präsident Volkmar Mühl zieht die Halbjahresbilanz der Ultralangstreckler

By GRR 0

Ende Juni ist Halbzeit in der Laufsaison und erste Gelegenheit zum Rückblick sowie zu einer Bewertung der Leistungen und Ergebnisse.

Im Vordergrund steht dabei natürlich die 100 km-DM in Kienbaum. Sportlich war es eine spannende Meisterschaft, sicher die spannendste der letzten Jahre. Stellte sich im Vorjahr eigentlich nur die Frage, mit welchen Zeiten Michael Sommer und Birgit Schönherr-Hölscher wohl ihre Titel verteidigen würden, sah es diesmal ganz anders aus.

Mit Michael Sailer und Sascha Velten traten zwar keine Unbekannten an, dem Altmeister das Leben schwer zu machen, ihr Potenzial nach langen und problemlosen Vorbereitungswochen war aber schwer einzuschätzen. Hinzu kamen mit den bestens vorbereiteten Kadermitgliedern Thomas König und Helmut Dehaut sowie Vizemeister Jörg Hooß weitere nationale Hochkaräter, denen Endzeiten unter der begehrten 7-h-Marke zuzutrauen waren.

Bei den Frauen war diesmal keine Favoritin auszumachen. Titelinhaberin Birgit Schönherr-Hölscher hatte wegen einer langwierig verlaufenen Bronchitis im Vorfeld der DM gar nicht erst gemeldet und die Saisonplanung von Nationalteamkameradin Martina Groß sah die Teilnahme an der DM nicht vor – die Vorjahressiegerin des 100 km-Laufs in Biel hatte bereits frühzeitig die diesjährige 50. Auflage des ältesten 100 km-Laufs als Höhepunkt der ersten Saisonhälfte ausgewählt.

Weg frei für Marion Braun, der Vizemeisterin der Jahre 2006 und 2007, meinten manche. Doch mit Branka Hajek und Dorothea Frey traten zwei Debütantinnen in Kienbaum an: Nach starken Leistungen über Marathon und 50 km hatten sich beide entschlossen, es einmal über die wichtigste Ultramarathondistanz zu probieren und es war klar, dass mit ihnen zu rechnen war – Ankommen vorausgesetzt.

Und genau so kam es auch: Mit gerade einmal 23 Jahren verblüffte Branka Hajek die Fachwelt, denn noch niemals zuvor war eine Deutsche Meisterin im 100 km-Lauf so jung wie sie, und dies auch noch beim ersten 100er. Dabei kam ihr ein natürlicher Respekt vor den 20 Runden um das Bundesleistungszentrum zugute, der sie nach flottem Beginn merklich bremste und mit dafür sorgte, dass sie die Halbzeitmarke nicht schneller als in vier Stunden passierte. Wer weiß, dass die neue Deutsche Meisterin im Vorfeld der DM keinen einzigen langen Lauf im klassischen Sinne absolviert hat, wird sich der Erkenntnis nicht verschließen können, dass hier ein großes Ultramarathontalent die nationale Bühne betreten hat.

Dies gilt aber auch für die Zweitplatzierte: Dorothea Frey ist zwar 12 Jahre älter als Branka Hajek, über die 100 km kann sie im ersten Jahr der W 35 aber ebenfalls als Nachwuchs im besten Sinne gelten. Bei einer 2:53er Marathonbestzeit dürfte ihre 8:16 von Kienbaum wohl nicht allzu lange Bestand haben – womöglich nur bis zu 100 km-World Cup und EM, die am 8.11. diesen Jahres 80 km nördlich von Rom zwischen den Städten Tuscania und Tarquinia, wie 2007 in Winschoten im Rahmen einer Veranstaltung, ausgetragen werden.
Klar, dass beide Athletinnen demnächst mit der Vorbereitung auf ihren ersten internationalen Einsatz für den DLV bei dieser Veranstaltung beginnen und im Falle ihrer Nominierung auch für eine Verjüngung in der DLV-Mannschaft sorgen werden.

Keine großen Überraschungen waren dagegen in der Männerspitze zu registrieren: Michael Sommer fügte seinen sechs Titeln den siebten hinzu, dicht gefolgt von Thomas König, der erst in der letzten Runde Federn lassen musste und die lange in Reichweite befindliche 7-h-Marke doch noch verpasste. Die neue PBL und der Vizetitel haben ihn schnell darüber hinweggetröstet, dass grundsätzlich noch mehr hätte drin sein können.
Schade, dass sich bei den Männern im Gegensatz zu den Frauen kein Nachwuchs für den WM/EM-Einsatz in Italien empfohlen hat.

Da die Qualifikationsfrist erst am 30. August endet, zeichnen sich die Konturen des DLV-Männerteams im Augenblick nur ansatzweise ab; insbesondere der 100 km-Lauf am 16. August in Leipzig bietet potenziellen Kandidaten noch einmal die Möglichkeit, die schon seit vielen Jahren bestehende DLV-Norm von 7:00 h bei den Männern zu erfüllen oder ihr wenigstens möglichst nahe zu kommen.
Dies gilt natürlich auch für die 8:20 h, die bei den Frauen nach wie vor das Maß der Dinge bilden.

Volkmar Mühl

Verein zur Förderung des Ultramarathonlaufs in Deutschland

author: GRR

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