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21
03
2009

Auch Lamine Diack, der IAAF-Präsident aus dem Senegal, hat den Ernst der Lage erkannt. Er weiß, wie wichtig es ist, dass seine Sportart bei der Weltmeisterschaft im Berliner Olympiastadion (15. bis 23. August) "bella figura" macht.

IAAF – Leichtathletik sucht neue Attraktivität – Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost

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Der Satz von Sergej Bubka (45) zeigt deutlich die Schwierigkeit. "Wir müssen uns reformieren, aber dabei an den Traditionen festhalten", sagt der Vizepräsident des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF. Der Verband tut sich schwer mit diesem Spagat.

Doch zumindest hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Die Leichtathletik, "Sportart Nummer eins bei den Olympischen Spielen" (Bubka), hat deutlich an Attraktivität verloren.
 
Marketing- und Fernsehverträge laufen in diesem Jahr aus, der Verband spürt die Reserviertheit angestammter oder potenzieller Partner. Die weltweite Finanzkrise macht es zurzeit nicht gerade leichter. Es gibt also jede Menge Besprechungsbedarf bei der Council-Sitzung der IAAF heute und morgen im Hotel Interconti in Berlin. Seit Mittwoch tagten dort bereits einige Kommissionen, um Veränderungen und Entscheidungen für das Council vorzubereiten.

Auch Lamine Diack, der IAAF-Präsident aus dem Senegal, hat den Ernst der Lage erkannt. Er weiß, wie wichtig es ist, dass seine Sportart bei der Weltmeisterschaft im Berliner Olympiastadion (15. bis 23. August) "bella figura" macht. "Hier können wir unseren Sponsoren zeigen, was wir wert sind", sagt der 75-Jährige.
Doch es geht über die Titelkämpfe in diesem Jahr hinaus. Einige haben sich im Vorfeld des Councils laut Gedanken gemacht. So erklärte Sebastian Coe, der ehemalige Weltklasse-Mittelstreckenläufer und ebenfalls IAAF-Vize, wenn sich die Sportart nicht verändere, gehe sie zu Grunde.

In noch düsteren Farben malte das deutsche Council-Mitglied Helmut Digel das Bild der Leichtathletik ("Zustand der Selbstauflösung"). Was Diack erbost reagieren ließ: "Das war verantwortungslos, ich habe ihm den Kopf zurechtgerückt."

Doch es nutzt nichts, unangenehme Wahrheiten zu ignorieren. "Gewisse Fakten lassen sich empirisch überprüfen", kontert Digel unverdrossen. Analysen von Sponsoren wie TV-Stationen zeigen: Leichtathletik ist momentan auf dem absteigenden Ast.

In Berlin wird über einschneidende Regeländerungen diskutiert, die im Sommer beschlossen und zum Teil schon ab 2010 greifen sollen. Fehlstarts im Sprint, die diese Läufe mitunter in die Länge ziehen, sollen dann mit der sofortigen Disqualifikation des "Sünders" bestraft werden. Bereits bei der Hallen-WM 2010 in Doha soll erstmals die Videomessung bei Weit- und Dreisprung zum Einsatz kommen. Sie liefert für die Zuschauer binnen Sekunden das exakte Ergebnis eines Sprungs, Fehlerquellen werden minimiert und die Zahl der Kampfrichter kann reduziert werden.

Von nicht wenigen Fernsehsendern wird aber auch eine Verschlankung der WM von neun auf sechs Tage sowie die Komprimierung der täglichen Veranstaltungsabschnitte auf zwei Stunden gefordert. Diack hält noch tapfer dagegen: "Wir machen die WM nicht für das Fernsehen, sondern für die Sportler." Veränderungen, bessere Präsentation und mehr Attraktivität (es sollen bei Weltmeisterschaften künftig jeden Tag mindestens vier oder fünf Entscheidungen fallen) ja, aber… Sebastian Coe fordert: "Wir dürfen nicht unser Erbe und unsere Philosophie verkaufen."

Für Digel jedenfalls steht fest: "Jetzt müssen alle beweisen, dass sie Reformen wirklich wollen." Andere Sportarten haben es vorgemacht. Bubka, immer noch Weltrekordinhaber im Stabhochsprung mit 6,15 m, schwärmt: "Biathlon im Stadion von Schalke – das war doch eine Riesenidee."

 Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost, Sonnabend, dem 21. März 2009

author: GRR

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