\"Jeder, der sich in seinem Buch angegriffen fühlt, kann gegen ihn vor Gericht ziehen. Die IAAF wird es nicht tun\", sagte Weltverbands-Generalsekretär Pierre Weiss nun nach der IAAF-Council-Sitzung in Berlin.
IAAF – Leichtathletik: Chambers darf doch weiter laufen – Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost
Er darf weiter rennen: Nach eingehender Prüfung des Falles durch Juristen sieht der Leichtathletik-Weltverband IAAF nun doch von seinem ursprünglichen Plan ab, den britischen Sprinter Dwain Chambers erneut zu sperren.
– Der 30-Jährige war wegen Dopings bereits zwischen 2006 und 2008 für zwei Jahre gesperrt worden und hatte nun mit einem Buch für Aufsehen gesorgt.
Der Verband hatte untersuchen lassen, ob Chambers' Autobiografie "Race Against Me" ("Das Rennen gegen mich") die Leichtathletik in Verruf gebracht hat. Dann wäre nach den IAAF-Regularien sogar eine lebenslange Sperre möglich gewesen. Chambers war in seinem Buch bis in ganz persönliche Bereiche gegangen: Unter anderem hatte er den IAAF-Vizepräsidenten Sebastian Coe des Ehebruchs beschuldigt.
IAAF-Präsident Lamine Diack hielt sich bedeckt: "Ich habe das Buch nicht gelesen. Mein Englisch ist nicht so gut."
Nachdem von Verbandsseite noch während der Hallen-EM in Turin vor zwei Wochen (Chambers war dort 60-m-Europameister geworden) in der Öffentlichkeit offensiv kommuniziert wurde, welche Strafe man sich bei Chambers vorstellen könne, scheut die IAAF nun wohl doch das mit einer Sperre des Briten verbundene juristische Risiko. In einem ähnlichen Fall war der Verband einst gegen Katrin Krabbe unterlegen und hatte einige hunderttausend Dollar zahlen müssen.
"Jeder, der sich in seinem Buch angegriffen fühlt, kann gegen ihn vor Gericht ziehen. Die IAAF wird es nicht tun", sagte Weltverbands-Generalsekretär Pierre Weiss nun nach der IAAF-Council-Sitzung in Berlin. Stattdessen wolle die IAAF die Anhörung des britischen Verbandes UK Athletics abwarten, der den Inhaber des Hallen-Europarekords über 60 Meter für heute einbestellt hat.
Es ist aber davon auszugehen, dass Chambers bei der Weltmeisterschaft im Berliner Olympiastadion (15. bis 23. August) an den Start gehen wird. Noch offen ist, ob er wirklich am 14. Juni beim Istaf in der Hauptstadt rennen wird.
Ganz vom Tisch ist mittlerweile auch die Überlegung, Chambers das Laufen zu verbieten, weil er seine als Doper kassierten Prämien noch nicht zurückgezahlt habe. "Wir haben mit ihm 2006 einen Vertrag geschlossen, dass er von seinen Prämien einen gewissen Prozentsatz an uns abführen muss. Das hat er bisher getan", erklärte der Generalsekretär. Etwa die Hälfte der ursprünglichen Summe von 240 000 US-Dollar sei abbezahlt.
Beim IAAF-Kongress kurz vor der WM in Berlin soll eine neue Fehlstartregel beschlossen werden, die ab 2010 gültig sein soll. Danach wird schon der erste Fehlstarter vom Wettbewerb ausgeschlossen. Bisher blieb noch der erste Fehlstart ohne Sanktion, erst danach wurden weitere Sünder disqualifiziert. Diese Neuerung passt zum Bemühen, die Leichtathletik fernsehtauglicher und zuschauerfreundlicher zu machen.
o wird es zwar bei der WM-Länge von neun Tagen bleiben, doch soll es nach der WM in Berlin künftig an Abenden in kompakten Drei-Stunden-Programmen mehr Finals geben.
Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost, Montag, dem 23. März 2009