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2023
Horst Milde in Trier - Foto: Norbert Wilhelmi

Horst Milde - Photo: Norbert Wilhelmi

Horst Milde wird Fünfundachtzig – Der „Erfinder des BERLIN-MARATHON“ im permanenten Unruhe-Zustand mit vielen Ideen und Aktivitäten

By GRR 0

Am 24. Oktober 2023  feiert mit Horst Milde der Vater des BERLIN-MARATHON seinen fünfundachtzigsten Geburtstag.

Wie keiner steht der agile Jubilar für die Laufbewegung in Berlin mit einer großartigen Veranstaltungskultur wie dem Crosslauf am Teufelsberg (seit 1964), dem Frauenlauf im Tiergarten, dem Halbmarathon, der Teamstaffel und, und, und… Gespräche mit dem Gründungsmitglied und langjährigen Vorsitzenden der Interessengemeinschaft German Road Races e.V. (GRR) gestaltet sich aber stets zu einer Replik auf mehr als ein halbes Jahrhundert Laufsport in Deutschland

Als einen besonderen Wesenszug bezeichnen nämlich enge Weggefährten seine Fähigkeit, nicht nur viele Entwicklungen gefördert und vorangetrieben zu haben, sondern dabei stets über den Tellerrand der eigenen Veranstaltungen hinaus geschaut zu haben.

Trotz der eigenen sportlichen Ambitionen (800 m-Bestzeit 1:49,8 Minuten, 2 x deutscher 3 x 1000 m Staffelmeister mit dem SCC Berlin) und dem Job in der Familien-Backstube zeigte sich Horst Milde als exzellenter Organisator von (Lauf-)Veranstaltungen.

Mit dem Sportreferat der Freien Universität Berlin begründete er 1964 unter dem Motto „Alle Berliner können mitmachen“ zunächst den Cross Country-Lauf am Teufelsberg. Dank seiner Werbeaktionen tummelten sich am 8.11.1964 bereits 700 (!) Studenten, Vereinsläufer und Hobbyläufer. Zehn Jahre nach der Cross-Premiere organisierte Horst Milde, inzwischen erster Volkslaufwart des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) mit der Einführung weiterer Ausdauerveranstaltungen wie Volksgehen/-marsch (1966), 10 km-Volkslauf (1967) und Volkswandern über 25 km (1971) mit wenigen Helfern den ersten Volks-Marathonlauf am 13.10.1974 – mit 286 Teilnehmern. Der Grundstein des BERLIN-MARATHON  war gelegt, auch wenn die Strecke im Oktober 1974 noch fernab jeglicher Öffentlichkeit im Waldgelände am Mommsenstadion und parallel zur AVUS führte.

Start des 1. Berliner Volksmarathon am 13.10.1974 – Waldschulallee 80 in Charlottenburg – Foto: privat

„Uns fehlte natürlich die Erfahrung, aber unsere Helfer waren euphorisch. Es gab zwei Wasserstellen mit Salztabletten und im Ziel heiße Brühe!“ erinnert sich Horst Milde und denkt an die heute gängigen lukullischen Genüsse auf der Strecke oder im Ziel. Und ergänzte in gleichem Atemzug: „Und es stand in der Ausschreibung: Ohne Training kein Marathon!“ Früher wie heute wichtiges Credo für den einstigen Mittelstreckler und späteren überaus erfolgreichen Organisator. Als Diplom-Kaufmann und Bäcker- und Konditormeister gab er zudem auch beruflich Vollgas.

Der Aufstieg des BERLIN-MARATHON gelang 1981 mit dem Umzug in die Innenstadt und letztlich 2003 ans Brandenburger Tor. Und ist früh zu einem Giganten der internationalen Szene geworden. „An diese Entwicklung habe ich nie im Traum gedacht. Wir haben alles im Gegensatz zu heute ehrenamtlich gemacht und immer mit großen Augen nach New York geschaut!“

Bis die Politik ins Spiel kam. Und drei Tage vor der Wiedervereinigung 1990 liefen 25.000 Marathonläufer durch West- und Ostberlin. Als Sieger wurden dabei überschwänglich der Australier Steve Moneghetti mit erstmals unter 2:10 Stunden und die aus dem Ostteil des bislang geteilten Berlins stammenden Uta Pippig gefeiert. Bewegende Momente – auch für den weltweit in Sachen Marathon reisenden Horst Milde.

Race-Director der bahnbrechenden Läufe in Berlin, Abteilungsleiter Leichtathletik beim SCC Berlin, Gründungsmitglied der Interessengemeinschaft German Road Races, Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Internationalen Lauf-Vereinigung (AIMS), Mitglied im Laufsport-Bundesausschuss des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV)… fürwahr ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen!

Unter der Regie von Chef-Organisator Horst Milde wurden 355 Veranstaltungen mit über 1,3 Millionen Läufern durchgeführt. „Wir haben es in der Tat geschafft, mit diesen Lauf-Ideen die Bevölkerung aufzurütteln, damit diese vor allem an ihre eigene Gesundheit denken. Es ist uns gelungen, Jugendliche sowie Behinderte mit Wettbewerben für Rollstuhlfahrer und Handbiker zu integrieren….“

Er sprüht stets vor Ideen, schuf Elemente für ein Rahmenprogramm beim BERLN-MARATHON, die längst weltweiter Standard moderner Laufevents sind: Oekumenische Gottesdienste, Marathonmesse, Kinder-Malwettbewerbe, Jubilee-Club, Notfallrettungssystem, Ärzte-Symposien, Medizin-Foren und Literaturlesungen sind einige Beispiele. Er wirkte als Ideengeber für den modernen Marathon bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, in dem er publikumsnah einen Mehr-Runden-Kurs in den Innenstädten bei der IAAF vorschlug – und der letztlich auch realisiert wurde.

Als kritischer Geist hat sich Horst Milde auch stets mit den Entwicklungen im Laufsport auseinandergesetzt und so manche Manöverkritik an die Adresse der nationalen und internationalen Verbände finalisiert.

 Lebenswerk BERLIN-MARATHON – Foto: Horst Milde

Angestoßen hat Horst Milde 2014 auch den „Berliner 10 km-Lauf für Gefangene“, der in der JVA Plötzensee inzwischen bereits sieben Auflagen erfahren hat. Und ist zudem der größte Sammler des in Berlin ansässigen AIMS-Marathon Museum of Running (MARATHONEUM).

Seit 2014 wird der Horst-Milde-Award als Ehrenpreis vom Forum für Sportgeschichte, dem Förderverein für das Sportmuseum Berlin, vergeben. Beleg für die hohe Wertschätzung des agilen Fünfundachtzigjährigen in der nationalen und internationalen Laufbewegung. Einladungen als Ehrengast zu den weltweit angesehenen Veranstaltungen wie kürzlich zum 100jährigen Jubiläum des Friedensmarathon in Košice/Slowakei sind zudem stets auf der Tagesordnung.

Trotz eines Fulltime-Jobs mit intensiver Recherche und Bearbeitung (deutsch-englisch) für die GRR-Website, der Betreuung der fünf Enkel seiner drei Kinder Karsten, Mark und Gesine und den regelmäßigen eigenen Lauf- und Walking-Stunden bleibt auch noch Zeit zur Entspannung bei Theater und Konzerten.

„Ohne den großartigen Rückhalt durch meine Frau Sabine, unseren Kindern und verständnisvollen Mitarbeitern unserer Bäckerei und Konditorei, die übrigens beim BERLIN-MARATHON einen eigenen Verpflegungspunkt stellten, wäre dies alles natürlich nicht möglich gewesen!“

Wir GRATULIEREN!

Wilfried Raatz
Vorstandsmitglied
German Road Races (GRR) e.V.

Professor Helmut Winter hat mit Horst Milde eine Dokumentation gedreht, die hier im Internet zu sehen ist:

https://www.youtube.com/watch?time_continue=4828&v=sEGve18Drf8

 

author: GRR