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09
07
2009

Mohamed Al-Garni (Katar) ist direkt aus St. Moritz zum 1500-m-Lauf nach Brixen gekommen / Sein italienischer Trainer Renato Canova trainiert auch Hindernis-Weltrekordler Shaheen

Höhenluft von St. Moritz für eine WM-Medaille in Brixen – U18-WM – World Youth Championships – Südtirol 2009

By GRR 0

Dabei sein ist alles. Das mag für viele zutreffen. Einige ordnen dem Erfolg aber alles unter. Mohamed Al-Garni aus Katar beispielsweise. Der Mitfavorit über 1500 m ist direkt aus dem Höhentrainingslager im Schweizer Nobel-Skiort St. Moritz nach Brixen gekommen.  Trainiert wird Al-Garni von Renato Canova, einem der erfolgreichsten Trainer der Welt. Der Italiener betreut den 3000-m-Hindernis-Weltrekordler Saif Saaeed Shaheen, war früher italienischer Nationaltrainer.

Die WM schreibt lustige Geschichten, von denen die meisten wahrscheinlich verborgen bleiben. Der Golfstaat Katar hat durch seine Ölreserven einen großen Reichtum. Obwohl das Land flach ist, und bei Temperaturen von bis zu 52 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent denkbar schlechte Trainingsbedingungen herrschen, gibt es seit einigen Jahren auch erfolgreiche Läufer im Dress des Katar. Diese werden allerdings aus verschiedensten afrikanischen Ländern – vor allem Kenia – eingebürgert. "Diese Athleten trainieren und leben weitestgehend außerhalb Katars, denn bei den dortigen Bedingungen wäre es unmöglich, als Läufer Karriere zu machen", erklärt Trainer-Guru Renato Canova.

Mohamed Al-Garni, ein gebürtiger Marokkaner, ist Katars Medaillenhoffnung für die U18-WM in Brixen. Mit einer Bestzeit von 3:39.06 über 1500 m, kann er die zweitbeste Zeit aller Teilnehmer vorweisen. Er ist gestern Nachmittag direkt aus dem 220 km entfernten St. Moritz in Brixen eingetroffen. Seinen Vorlauf hat er als Vierter überstanden. Nach der Mahlzeit wollten die beiden ursprünglich nach St. Moritz zurück und zum Finale am Sonntag wiedrkommen. Doch Al-Garni war von der Atmosphäre in Brixen so angetan, dass er kurzerhand entschied, in Brixen zu bleiben.

Betreut wird Al-Garni von einem der bekanntesten Leichtathletik-Trainer der Welt. Der Italiener Renato Canova hat den Kenianer Stephen Cherono zu einem Star gemacht. Als Cherono 2002 Staatsbürger von Katar wurde und seitdem als Saif Saaeed Shaheen über 3000 m Hindernis zwei WM-Titel gewann und Weltrekord lief, war es nur eine Frage der Zeit, bis Canova in Katar das Amt des Nationaltrainers übernehmen sollte. Das passierte 2004. Shaheen war 1999 als Cherono übrigens auch U18-Weltmeister. Seit Anfang Mai hat Canova auch Mohamed Al-Garni unter seinen Fittichen.

Im Mai haben sie in den Bergen Marokkos trainiert, seit 12. Juni sind sie im 1825 m hoch gelegenen St. Moritz stationiert. Canova, ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet, erklärt warum. "Wenn ein Athlet nach einem Höhentrainingslager in die Ebene zurückkehrt, hat er in den ersten 48 Stunden ein größeres Leistungsvermögen." Doch durch den kurzfristigen Entschluss Al-Garnis ist Canova jetzt ein bißchen besorgt. "Am vierten Tag nach dem Höhentraining tritt normalerweise der gegenteilige Effekt ein." Und am vierten Tag steht das Finale über 1500 m auf dem Programm.  

Canova war früher übrigens auch verantwortlicher italienischer Nationaltrainer für den Marathon und den Mehrkampf. Dabei hat er u.a. den dreifachen Zehnkampf-Italienmeister Hubert Indra aus Südtirol trainiert. Indra arbeitet bei der U18-WM als Kampfrichter. Nach vielen Jahren gab es heute ein freudiges Wiedersehen.
Der Mannschaftsbetreuer des Katar bleibt übrigens während der gesamten WM in Brixen. Ein ganz besonders Erlebnis wird er bestimmt in den Golfstaat  mitnehmen.

Nach der Eröffnungsfeier hob er in den Gassen der Altstadt etwas ungläubig weiße Körner vom Boden auf. Er hatte das erste Mal in seinem Leben Hagelkörner in der Hand.

Markus Kaserer

www.suedtirol2009.org


 

author: GRR

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