Jaroslowa Mahuchikh - Photo: Victah Sailer
Hochspringerin Jaroslowa Mahuchikh – WM Belgrad 2022: „Ich siegte für die ukrainische Nation“ – Von KLAUS BLUME
Sport in Zeiten des Krieges – geht so etwas überhaupt? So etwas geht sogar mit Sportlern, die aus einem Kriegsland kommen. Die daheim nicht trainieren können, weil sie dort von Bomben getroffen würden.
Das stärkste Beispiel: Bei den Hallen-Weltmeisterschaften der Leichtathleten in Belgrad gewann die ukrainische Hochspringerin Jaroslowa Mahuchikh mit überprungenen 2.02 Metern den Titel.
Die 20Jährige trat in Belgrad mit in den ukrainischen Landesfarben Gelb und Blau lackierten Fingernägeln an; zuvor hatte sie noch auf Instagramm geschrieben: „Seit einigen Tagen erwacht fast die gesamte Ukraine von Explosionen und Schüssen. Russland hat die Ukraine angegriffen! Sie bombardieren Städte, schießen auf Zivilisten und das ist unsere Realität. Wir wollen keinen Krieg, aber wir werden unsere Heimat verteidigen.“
Sport scheint gerade jetzt wichtiger denn je zu sein. Also jetzt, in den Zeiten des Krieges. Der frühere Schach-Weltmeister Garri Kasparow (58) sagte dazu in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Es ist tragisch für mein Land. Tausende junge Russen sterben für diesen verrückten Diktator. Viel von ihnen wurden unter Putin geboren und sterben unter Putin.“ Er hoffe, „dass dieser Krieg zum Kollaps seines Regimes“ führe. Die Diktatur eines Mannes in Russland sei „bei weitem die größte existentielle Bedrohung der Menschheit.“
Aber zurück zu Jaroslowa Mahuchikh. Sie war bereits auf dem Weg zu einem internationalen Leichtathletik-Star, als der Krieg um ihre Heimat, um die Ukraine, ausbrach. Lieferte verlässliche Höhenflüge zwischen 2,01 und 2,02 Meter ab, und erzählte obendrein: „Ich springe aus Spaß, nicht um zu siegen.“ Das sagt eine Athletin, die erst im Alter von 13 Jahren mit dem Leistungssport begonnen hat.
Nun ist sie in Belgrad mit einem Sprung über 2,02 Meter Weltmeisterin in der Halle geworden.
Sie könnte damit schnell im Mittelpunkt stehen, denn sich mit Menschen in der Ukraine zu solidarisieren – das scheint auch im internationalen Sport immer selbstverständlicher zu werden. Der britische Tennis-Star Andy Murray (34), zum Beispiel, will sein komplettes Preisgeld, das er in diesem Jahr einspielen wird, Kindern spenden, die unter dem Krieg in der Ukraine leiden. Von dem Geld sollen Lehrmaterial, Bücher und Medikamente gekauft werden .
Murray auf Twitter: „Die Kinder in der Ukraine brauchen Frieden und sie brauchen ihn jetzt.“
Aber zurück zu Jaroslowa Mahuchikh. Die neue Hallen-Weltmeisterin im Hochsprung war bereits am 9. März nach Belgrad gekommen. Nach einer 2000 (!) Kilometer langen, mehr als dreitägigen Reise aus ihrer Heimatstadt Dnjepropetrowsk, begleitet von „Explosionen, Bränden und Luftschutzsirenen“. Warum? Ein geregeltes Training sei wegen des Krieges daheim ohnehin kaum möglich gewesen.
Als Jaroslowa Mahuchikh in Belgrad Gold gewonnen hatte, sagte die von ihr besiegte Australierin Eleanor Patterson denn auch: „Es fühlte sich wie ein besonderer Wettkampf an. Die Strapazen, die die ukrainischen Athleten durchgemacht haben, hat niemand verdient. Die Reise, die sie unternommen haben, um hierher zu kommen, bleibt unglaublich. Ich bin ungeheuer stolz auf Jaroslowa und was sie in Belgrad leisten konnte. Es war ganz toll!“
„Ich dachte nicht, dass ich es für mich oder meine Medaille mache, ich machte es für die ganze ukrainische Nation“, sagte hingegen Jaroslowa Mahuchikh. Und: „Ich wollte aller Welt zeigen, dass die Ukrainer starke Menschen sind. Sie geben niemals auf. Zu Hause schützt uns unser Militär, heute habe ich mein Land beschützt. Das war meine einzige Motivation.“
Klaus Blume
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