Andrea Mayr ©Wilfried Raatz/ wus-media
Hochfelln-Berglauf wird einmal mehr seiner internationalen Bedeutung gerecht – Die Weltmeister Petro Mamu und Andrea Mayr stürmen in beeindruckender Manier zum Hochfelln bei herrlichem Spätsommerwetter – Wilfried Raatz berichtet
Es bleibt dabei, der Hochfelln-Berglauf ist unbestritten eine der bestbesetzten Veranstaltungen seiner Art – weltweit. Olympiastarter (aus naheliegenden Gründen auf anderen Laufstrecken, da Berglauf nicht olympisch ist und dies auch auf absehbare Zeit keine Chance hat, dieses zu werden).
Berglauf-Welt- und Europameister geben sich Jahr für Jahr im Chiemgau ein Stelldichein, auch wenn sich die Saison zum Ende neigt und die Wettkampfmüdigkeit Einzug gehalten hat.
Die 43. Auflage, seit vielen Jahren wiederum integriert in den Berglauf-Weltcup, brachte bei herrlichem Spätsommerwetter einmal mehr Berglaufsport vom Feinsten – und die standesgemäßen Siege für die sechsfache Weltmeisterin Andrea Mayr (Österreich) und dem aus Eritrea stammenden Berglauf-Weltmeister von 2012 Petro Mamu.
Mit knapp 250 Startern war die Beteiligung einziger Wermutstropfen in die Freude über eine überaus gelungene Veranstaltung beim Skiclub Bergen.
Nicht nur, dass die am Berglauf interessierten Freizeit- und Breitensportler offenbar in größerer Zahl um den Hochfelln einen Bogen machen, sondern vielmehr erschreckt die Tatsache, dass sich nur wenige der deutschen Berglaufasse zu einem Start am Hochfelln entschließen konnten.
Selbst der zuständige Berater des Deutschen Leichtathletik-Verbandes hatte offenbar Besseres zu tun, als beim einzigen deutschen Berglauf mit internationalem Renommee präsent zu sein.
Dafür zollten die beiden Repräsentanten des Berglauf-Weltverbandes WMRA, Tomo Sarf (Slowenien) und Wolfgang Münzel (Deutschland) den Organisatoren um Jürgen Schmid und Georg „Bibi“ Anfang höchstes Lob.
„Der Hochfelln-Berglauf ist einer der weltbesten Bergläufe und gehört unbedingt zum Berglauf-Weltcup. Die Besetzung ist Jahr für Jahr vorzüglich und die Organisation braucht keine Vergleiche mit irgendwelchen anderen Veranstaltungen zu scheuen!“ so Wolfgang Münzel.
Vom Start bei der Hochfelln-Talstation führt die 8,9 km lange Strecke mit 1074 Höhenmetern zum Ziel an der Bergstation auf 1674 m und weist einige Schlüsselstellen vor der Mittelstation und vor allem aber im Schlussteil mit dem legendären Anstieg zum Schiedsrichterhäuschen am Hochfelln-Gipfel auf. Lohn der Anstrengung ist sicherlich das einladende Büfett und der herrliche Rundblick zu den Bergmassiven der Alpen oder zum Chiemsee.
Bei den Männern duellierten sich mit Petro Mamu und Yossief Tekle zwei Weltmeister, der eine Weltmeister der Männer (2012), der andere vor seiner Flucht aus dem ostafrikanischen Läuferland U20-Weltmeister (2010).
Der beherzte Zweikampf der beiden Ausnahmeläufer zeigte einmal mehr, dass es nicht immer Rekorde sein müssen, die für Schlagzeilen über eine Topveranstaltung sorgen müssen. Mit einem knappen Vorsprung setzte sich Petro in 42:18 Minuten gegen Yossief durch – und lag dabei über zwei (!) Minuten hinter dem Streckenrekord von Jonathan Wyatt zurück, der 2002 auf 40:34 Minuten kam.
Der stets am Hochfelln starke Intaliener Antonio Toninelli wurde Dritter dem Schotten Andrew Douglas und den beiden Tschechen Janu Jan und Robert Krupicka. Mit Jonas Lehmann und Maximilian Zeus schafften zwei deutsche Läufer sogar den Sprung unter die Top 10 mit den Plätzen neun und zehn.
Trotz Olympiastart über die Marathondistanz und dem sechsten WM-Titel im bulgarischen Sapareva Banya zeigte sich Andrea Mayr keineswegs wettkampfmüde und wurde ihrer Favoritenrolle auch erneut am Hochfelln gerecht. Mit 48:18 Minuten lag sie ohne ans Limit zu gehen über zweieinhalb Minuten vor der WM-Fünften Silvia Schwaiger aus der Slowakei.
Rang drei ging an Michelle Maier, dem Shootingstar der deutschen Berglaufgszene im Jahr 2016. Die junge Läuferin des PTSV Rosenheim wurde nicht nur deutsche Berglauf-Meisterin, sondern triumphierte auch mit Siegen beim Walsertrail, beim legendären Sierre-Zinal und vor allem als Zweite beim Jungfrau-Marathon.
Hinter der Langdistanz-Weltmeisterin Antonella Confortola wussten in einem im Gegensatz zum Männer-Wettbewerb doch schwächer besetzten Rennen zwei deutsche Läuferinnen zu überzeugen: Die eigentliche Skilangläuferin Monique Siegel wurde Fünfte gefolgt von Melanie Noll.
Wilfried Raatz