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28
11
2011

MICHAEL REINSCH in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung - Hilfe oder Einmischung der Politik? Widerspruch gegen Richthofens Beschwerde - ©privat

Hilfe oder Einmischung der Politik? Widerspruch gegen Richthofens Beschwerde – MICHAEL REINSCH in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

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BERLIN. "Ich will Geschichtsklitterung nicht Vorschub leisten", sagt Ferdi Tillmann. Der Unternehmer und ehemalige CDU-Abgeordnete, von 1980 bis 1994 Vorsitzender des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, widerspricht Manfred von Richthofen, welcher der Politik vorgeworfen hatte, den Sport im Prozess der deutschen Einheit, besonders in Fragen des DDR-Dopings, nicht ausreichend unterstützt zu haben.

"Wir hätten mehr getan, wenn der Sport das gewollt hätte", sagt Tillmann. "Wir hätten auch ein Anti-Doping-Gesetz gemacht, wenn der Sport das gewollt hätte." Doch schon auf die Kürzung der Fördermittel im Herbst 1991, erinnert Tillmann, habe der Deutsche Sportbund (DSB) wütend reagiert. Präsident Hans Hansen und dessen Vizepräsident Richthofen warfen dem Parlament "Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Sports und einen unverantwortlichen Angriff auf die Autonomie des Sports" vor.

Dabei hatte der Haushaltsauschuss auf Antrag des Sportausschusses lediglich ein Zehntel der Fördermittel aus dem Etat des Bundesinnenministers gesperrt, um den zögerlichen Fachverbänden bei ihren Anti-Doping-Beschlüssen auf die Sprünge zu helfen. Als 29 von 47 Verbänden zugestimmt hatten, gab der Sportausschuss den Großteil der gesperrten 18,4 Millionen D-Mark frei. Fünf Millionen blieben gesperrt.

    "Wo war eigentlich die Hilfe der Politik? Wo war eigentlich die Hilfe des Sportausschusses?", hatte Richthofen vergangene Woche in Berlin gesagt. "Der Sport war überfordert. Aber bei der Möglichkeit, die Geldmittel zu beschneiden, hätte man mehr erwarten können." (F.A.Z. vom 23. November).

    Die Autonomie des Sports sei durch die Kürzung von staatlichen Fördermitteln nicht gefährdet, sagt Tillmann. "Sonst wäre sie das auch, wenn der Staat den Sport mit Geld fördert."

    Die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), begrüßt die Äußerungen Richthofens als "späte, aber begrüßenswerte Einsicht". Als Präsident des DSB (1994 bis 2006) habe Richthofen sich die Politik mit deutlichen Äußerungen vom Hals gehalten. Die Politikerin hat in der rot-grünen Koalition vergeblich, gegen DSB und Innenminister Otto Schily, um ein Anti-Doping-Gesetz gekämpft. "Ich muss feststellen, dass die Argumentationsstränge, die Herr von Richthofen jahrelang vertreten hat, fast wörtlich denen entsprechen, die wir heute vom DOSB hören", sagt sie.

    In den Unterlagen zu seiner Mitgliederversammlung in Berlin in der kommenden Woche schreibe der DOSB nun, dass die Verschärfung des Arzneimittelgesetzes zur Doping-Bekämpfung erfolgreich sei. "Bevor die Evaluierung des Gesetzes auf dem Tisch liegt, ist der deutsche Sport zu der Überzeugung gekommen, dass alles gut ist, wie es ist", klagt Dagmar Freitag.

Sie vermöge keine Veränderung des Denkprozesses in der Führung des DOSB zu erkennen.

MICHAEL REINSCH in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonnabend, dem 26. November 2011

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