Dank Polar der Konkurrenz immer einen Herzschlag voraus
Hightech für das individuelle Training – Interview in LAUFZEIT mit Dr. Dierk Feyerabend, Geschäftsführer der Polar Electro GmbH Deutschland
Seit wann wird die Herzfrequenz-Messung im Ausdauersport genutzt?
Seit 1985 werden Polar Herzfrequenz-Messgeräte in Deutschland vertrieben. Im Osten Deutschlands wurde das Training schon in den frühen achtziger Jahren via Herzfrequenz gesteuert und analysiert.
Der ehemalige DDR-Radnationaltrainer Wolfram Lindner berichtet über die abenteuerlichen Erfassungsmethoden der individuellen Herzfrequenz. Ende der achtziger Jahre setzte er die ersten Polar Herzfrequenz-Messgeräte zur Kontrolle seiner Rennfahrer ein. Der mediale Durchbruch kam durch einen Artikel über den damaligen Weltklasse-Triathleten Dirk Aschmoneit unter der Headline „Am Handgelenk von Aschmoneit piept‘s“.
Wie sahen die ersten Geräte aus, konnte man die zum Sport mitnehmen?
Alle von Polar entwickelten Geräte konnten von Anfang an zum Sport mitgenommen werden. Dies war schließlich das Hauptziel der Entwicklung: über ein transportables Biofeedback-System zu verfügen, das dem Athleten absolute Bewegungsfreiheit und eine Auswertung des Trainings im Nachhinein ermöglicht.
Was hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert?
Bahnbrechend war sicherlich die Weiterentwicklung von reinen Herzfrequenz-Messgeräten zu Hightech-Biofeedback-Messgeräten, die auf Basis der Herzfrequenz-Variabilität genau über die aktuelle körperliche Situation, also die Trainingsbelastung, informieren. Daraus resultierten unter anderem die einzigartigen Funktionen OwnZone®, OwnIndex® oder OwnOptimizer®, die auch im Breitensport einfach umsetzbar sind. Dass Lauf- und Radcomputer dazu mit den neuesten Funktionen ausgerüstet sind, die eine ganzheitliche Trainingsanalyse ermöglichen, rundet diese Geräte ab.
Die Möglichkeiten der Polar Laufcomputer zeigen sich auch in neuzeitlichen Funktionen, die die Schrittfrequenz bzw. Schrittlänge mit der aktuellen Trainingsbelastung in Korrelation setzt. Die damit zur Verfügung stehende Information unterstützt die Entwicklung von sportlichen Höchstleistungen.
Welche Rolle spielt die Trainingssoftware bei der Nutzung der Geräte?
Die Polar ProTrainer-5-Software, die in Zusammenarbeit mit Nationaltrainern und Software-Experten entwickelt wurde, erlaubt das optimale Auswerten von Trainingsdaten und bietet eine kontinuierliche Unterstützung des Sportlers.
Polar gilt unter den HF-Mess-Anbietern als sehr gute, aber auch hochpreisige Marke. Woran liegt das, oder täuscht der Eindruck?
Qualität hat ihren Preis. Gerade bei Herzfrequenz-Messgeräten ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle erhobenen Daten für die Trainingsbeurteilung genau sind. Dementsprechend muss auf jedes Detail und natürlich auch auf den Komfort geachtet werden. Darüber hinaus gilt es, für den Laien verborgen, die eingesetzten Materialien und damit auch die Elektronik zu bewerten. Hier verwenden wir die – teilweise von uns selbst entwickelten – besten Bauteile, die im Markt verfügbar sind. Polar entwickelt alle seine Produkte von der Idee her selbst und muss daher in Forschung und Entwicklung investieren. Wir produzieren in firmeneigenen Fabriken, um die hohe Qualität zu gewährleisten – eine Voraussetzung für die Zertifizierung aller Polar-Produkte nach dem Medizinproduktegesetz.
Vor diesem Hintergrund können wir schnell und zeitnah auf die Anforderungen des Marktes reagieren. Die hohe Verfügbarkeit unserer Produkte über den Sport-, Rad- sowie Fitnessfachhandel bis hin zu Apotheken, mit der Expertise unserer Partner, hat ihren Preis. Wir sind uns sicher, dass Polar diesen Preis wert ist.
Was dürfen die HF-orientierten Sportler in den nächsten Jahren erwarten? Und: Wann messen wir EKG-genau ohne Brustgurt?
Viele Hunderte Wissenschaftler arbeiten kontinuierlich an neuen Produktideen. In Bezug auf ein Produkt ohne Brustgurt kann man mit Fug und Recht behaupten, dass wir hier schon fast angelangt sind. Es gibt bereits Textilelektroden in Sport-BHs, Tops oder Laufhemden, so dass man die Herzfrequenz ohne den traditionellen Brustgurt messen kann. Auch hier ist die Auswahl der Materialien ganz entscheidend, um überhaupt eine kontinuierliche Messung zu ermöglichen. Lassen Sie mich abschließend die amtierende Weltmeisterin im Rad-Zeitfahren Hanka Kupfernagel zitieren:
„Dank Polar der Konkurrenz immer einen Herzschlag voraus.“
Die Fragen stellte Matthias Thiel.
LAUFZEIT 2/08