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14
08
2013

Rainer Eppelmann Ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ©Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur - Seyerlein

HEUTE: Jahrestag des Mauerbaues vom 13. August 1961: Grusswort von Rainer Eppelmann zum Berliner 100-Meilen-Lauf am 17./18. August 2013

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Liebe Athletinnen und Athleten, sehr geehrte Damen und Herren,
die Idee des ersten Berliner 100-Meilen-Laufes entlang der ehemaligen Grenze um West-Berlin hat mich persönlich von Anfang an überzeugt. Auf ungewöhnliche Weise wurde mit diesem Lauf an die unmenschliche Mauer und ihren Fall 1989 erinnert.

Umso mehr freut es mich, dass dieses großartige Rennen 2013 erneut stattfindet.

Weltweit wissen nur wenige Menschen, was es bedeutet, ein Rennen über mehr als 160 Kilometer zu laufen. Ich selbst kann angesichts dieser sportlichen Höchstleitung nur staunen. Doch was ich mir gut vorstellen kann ist, dass der Lauf auf dem Mauerweg Überwindung und Mut kostet, dass dieses Rennen Leiden bereitet, aber dass im Ziel für Jeden ein wunderbares Erfolgserlebnis wartet.

 

Hier sehe ich Parallelen zur Geschichte des monströsen Bauwerks, an dessen Geschichte und Verlauf die Läufer erinnern.

 

Als nahezu unüberwindbares Bollwerk wurde die Berliner Mauer am 13. August 1961 gegen die eigene Bevölkerung errichtet. Der westliche Teil der Stadt war vollständig mit Stacheldraht und Sperren umschlossen, so dass den DDR-Bürgern das letzte Schlupfloch in die Freiheit versperrt war. Diese Mauer hat in 28 Jahren viel Leiden verursacht,  Familien, Ehepaare und Freunde waren über Jahrzehnte voneinander getrennt. Hunderte Menschen mussten ihre Fluchtversuche mit schweren Verletzungen und – noch schlimmer – ihrem Leben bezahlen.

Doch durch den Mut und den Einsatz der vielen Menschen, die nicht mehr eingesperrt sein wollten, wurde das Mauerregime überwunden. Am Ende einer langen Strecke wurde das Ziel durch die Friedliche Revolution endlich erreicht.

Nach dem 9. November 1989 verschwand das Bollwerk innerhalb weniger Monate vollständig aus der Landschaft. Wer erinnert sich heute noch an die 156 Kilometer lange tödliche Grenze mit ihren 54.000 Betonsegmenten, Hunderten Kilometern Stacheldraht, Hunderten Kilometern Lichttrassen, Hundelaufanlagen und mit 186 Wachtürmen, von denen scharf geschossen wurde?

So verständlich der damalige Wunsch nach Normalität war, so führte das fast vollständige Entfernen der Mauerreste aus dem Stadtbild Berlins auch dazu, dass die Erinnerung heute zu verblassen droht.

„Wo ist denn nun die Mauer?“ fragen heute nicht selten ratlose Touristen bei ihrem Besuch in der Stadt. Der 100-Meilen-Lauf auf dem Mauerweg ist deshalb ein wertvoller Beitrag, der die Geschichte der geteilten Stadt lebendig hält.  

Ich wünsche schon jetzt allen Organisatoren und Teilnehmern alles Gute!

 
Rainer Eppelmann
Ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

 

100MeilenBerlin 2013

author: GRR

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