Emma Pooley (links) wurde Zweite im vergangenen Jahr. ©Veranstalter
Herzensangelegenheit. Der Jungfrau Marathon.
Die Ausstrahlung kommt nicht von ungefähr, wie das Beispiel der britischen Top-Ausdauersportlerin Emma Pooley illustriert.
Emma Pooley ist ein Phänomen. Einst setzte sie im Radsport Akzente und brachte es im Einzelzeitfahren 2008 zu Olympia-Silber und 2010 zu Weltmeistertiteln. Nun hat sie begonnen, sich zusehends als Langdistanz-Triathletin zu profilieren. Dass sie sich dabei immer wieder auch als (Berg-)Läuferin in Szene zu setzen vermag, erstaunt nicht allzu sehr. Auch am Jungfrau-Marathon. Mit Platz 6 im vorletzten Jahr glückte ihr ein eindrückliches Debüt und letztes Jahr lief sie als glänzende Zweitplatzierte ein – obwohl sie eigentlich gar nicht hätte starten dürfen.
Nur sechs Tage zuvor war Pooley Powerman-Langdistanz-Weltmeisterin im Duathlon geworden, hatte einen fast siebenstündigen Wettkampf in den Beinen und widersetzte sich sodann dem Rat ihres Trainers Reto Brändli und lief dennoch am Jungfrau-Marathon. «Es war eine Herzensangelegenheit, welche die müden Beine vergessen liess», begründete sie und bilanzierte hinterher: «Retos Argumente waren richtig, es bestand ein grosses Risiko von einer Verletzung, aber ebenso richtig war es, dass ich meinen Kopf durchgesetzt hatte. Das Rennen war derart toll, so unvergesslich. Und fürs letzte Rennen der Saison durfte ich ein bisschen Risiko auf mich nehmen …»
Von einmaliger Schönheit
Von «landschaftlich einmaliger Schönheit» spricht die 32-Jährige. Besonders tut es ihr das Unterwegssein in der Bergwelt an. Vor allem auf der zweiten Streckenhälfte und im Finale mit der einzigartigen Kulisse von Jungfrau, Mönch und Eiger sowie – nicht zu vergessen – dem ebenso einprägsamen Silberhorn. «Du siehst diese Berge beim Start in Interlaken in weiter Ferne und näherst dich ihnen buchstäblich Schritt für Schritt», erklärt sie und streicht den «besonderen Augenblick» hervor, «wenn du beim Wixi die Moräne umkurvt hast und die Berge «paff» in nächster Nähe vor dir auftauchen». Mit dieser Ergriffenheit liessen sich die letzten und strengsten 400 Höhenmeter bis zum Kulminationspunkt überwinden. Liessen die Müdigkeit in den Hintergrund drängen und den Genuss ins Zentrum stellen. Die vielen Zuschauer, die stets freundlichen Volunteers, die Fahnenschwinger, der legendäre Dudelsackpfeiffer und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu den Mitkonkurrenten erleichterten die Aufgabe massgeblich. «Ich hätte mein Glück am liebsten schon unterwegs hinausgeschrien und mich bei allen lautstark bedankt», sagt Emma Pooley. Wichtige Kraft und Energie lasse sich durch diese Unterstützung gewinnen. Geschicktes Einteilen auf den 42,195 km mit den 1829 Steigungs- und 305 Gefällmetern ist Voraussetzung für ein befriedigendes Resultat am Jungfrau-Marathon. Das erste, flache Streckenviertel verleitet zum Überpacen. Kraft aufsparen heisst es auch bis zur Streckenhälfte nach Lauterbrunnen – mit dosiertem Hinunterlaufen von Gsteigwiler nach Zweilütschinen. Denn richtig steil, richtig anspruchsvoll wird der Jungfrau-Marathon mit dem Aufstieg nach Wengen und sodann von Wengen über die Wengernalp, Wixi bis Eigergletscher, auf den Kilometern 26 bis 41. Und es folgt das, was als letzte Prüfung gilt: die anderthalb abfallenden Schlusskilometer bis ins Ziel. Für die einen ist «das Schaulaufen, der abschliessende Genuss », für andere – wie für Emma Pooley – «etwas ganz Schwieriges, weil die Muskeln in den Oberschenkeln derart schmerzen.»
Eindrücklicher Vortag
Seit Jahren beginnt der Event Jungfrau-Marathons bereits am Freitagnachmittag – längst nicht nur bei der Startnummernausgabe und kulturellem Programm. Mit Jungfrau-Minirun, Minimarathon, Jungfrau-Meile und Jungfrau-Pararace sorgt ein breiter Mix für sportliche Akzente. Masse und Klasse ist mit von der Partie. Über 2000 starten da mittlerweile, Tendenz weiter steigend. «Unsere Bemühungen greifen immer besser», freut sich OK-Präsident Christoph Seiler über die Entwicklung. Besonders hebt er die deutlich über 1000 startenden Schüler hervor. «Gerade bei den hiesigen Schulen haben wir eine hervorragende Resonanz», freut er sich. Jahr für Jahr Anziehungspunkt ist die Strasse um die Höhenmatte auch für internationale und nationale Spitzenläuferinnen und -läufer bei der Jungfrau-Meile, für Läuferinnen und Läufer beim Minimarathon über 4,2195 km, bei dem stets eine gemeinnützige Organisation unterstützt wird sowie beim Pararace, an dem etliche der weltbesten Rollstuhlathleten ihr Können demonstrieren.
von Jörg Greb
Entnommen dem GRR-Fachjournal road races
Infos unter www.jungfrau-marathon.ch
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