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2007

Heinz-Florian Oertel war der mit Abstand bekannteste Sportreporter der DDR. Viele sportliche Höhepunkte wurden vom blumigen, leidenschaftlichen Stil Heinz Florian Oertels begleitet. Legendär wurde seine Begeisterung über den zweiten Olympiasieg des Marathonläufers Waldemar Cierpinski 1980. Sein neues Buch heißt "Gott sei Dank. Schluß mit der Schwatzgesellschaft".

Heinz-Florian Oertel wird heute 80 Jahre – Sportreporter-Legende und Autor – Legendär wurde seine Begeisterung über den zweiten Olympiasieg des Marathonläufers Waldemar Cierpinski 1980: „Männer, Väter habt Mut: Nennt eure neugeborenen Söhne heute Waldemar!“ Eine Hommage vom MDR

By GRR 0

Legendär wurde seine Begeisterung über den zweiten Olympiasieg des Marathonläufers Waldemar Cierpinski 1980: "Männer, Väter habt Mut: Nennt eure neugeborenen Söhne heute Waldemar!" Tatsächlich wurden einige Waldemars gemeldet.

1981 promovierte er an der Karl-Marx-Universität Leipzig über "Persönlichkeitseigenschaften und Tätigkeitsqualitäten sprechender Reporter". Als Sportreporter berichtete er u. a. von 17 Olympischen Spielen, acht Fußball-WM, 25 Welt- und Europameisterschaften im Eiskunstlauf, 17 Friedensfahrten. Seit 1969 unterhielt er sich in "Porträt per Telefon" über 250-mal live mit einem Prominenten, meist einem Spitzensportler, Künstler oder Wissenschaftler. Der Live-Charakter der Sendung war eine absolute Ausnahme im streng zensierten DDR-Fernsehen – zumal sich auch die Zuschauer direkt mit ihren Fragen in das Gespräch einschalten konnten. Nach der Wende wurde die Sendung eingestellt.

Außerdem moderierte Heinz-Florian Oertel Fernsehsendungen wie "Ein Kessel Buntes" und 25 Jahre lang im Berliner Rundfunk "Sonntagmorgen in Spree-Athen". 17 Mal wurde er – so oft wie kein anderer – zum DDR-Fernsehliebling des Jahres gewählt. Am 31. Dezember 1991 las Oertel zum letzten Mal die Sportnachrichten. Danach verschwand er schlagartig aus Radio und Fernsehen.

Anfang der 90er-Jahre unterrichtete Heinz-Florian Oertel als Rhetorik-Dozent an der Freien Universität Berlin und war Lehrbeauftragter an der Göttinger Universität für Sport- und Publizistikstudenten. Er schrieb Bücher, moderierte Veranstaltungen und kommentierte hin und wieder Sportereignisse für verschiedene Medien. Oertel veröffentlichte mehrere Bücher, davon vier Bände zu Olympischen Spielen.

Sein neuestes Buch mit dem Titel "Gott sei Dank. Schluss mit der Schwatzgesellschaft" ist eine Antwort auf Peter Hahnes Schrift "Schluss mit lustig! Das Ende der Spaßgesellschaft". Wie Hahne, so überlegt auch Oertel, was in unserer änderungsbedürftigen Welt wirklich getan werden muss – findet aber ganz andere Antworten als Hahne.

Was Oertel als Reporter unverwechselbar machte, war seine Gabe, "Bilder im Kopf des Zuhörers" zu malen. "Das Spiel beginnt, und die Regenfäden baumeln vom Himmel", begann er eine Reportage. Er schilderte alles: Wetter, Landschaften, sogar die Farben der Eiskunstlaufkleidchen – die meisten Zuschauer hatten ja Schwarz-Weiß-Fernsehen.

Dem ehemaligen DDR-Sportreporter Oertel wurde eine ganz spezielle Ehre zuteil. Für sein Lebenswerk erhielt er die Glashütter Olympia-Uhr – und ist damit der einzige Nichtsportler, der diese Auszeichnung bekam.

Heute, als Sport-Zuschauer, interessiert er sich teilweise mehr für den Kommentar als für das sportliche Geschehen auf dem Bildschirm. So sah er zum Beispiel die Rolle des Fernsehens bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin sehr kritisch:
"Das Urmotto der olympischen Bewegung, bei allem Erfolg bescheiden zu sein, ist im Fernsehen längst begraben. Man strebt nach Masse und verzichtet auf Klasse. Wir erleben eine inszenierte Inflation an Bildern und Worten."
Heinz-Florian Oertel
Thüringer Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2006

Die Reporter-Legende privat
Heinz-Florian Oertel ist verheiratet und lebt in seinem Haus in Berlin-Pankow. Er hat einen Sohn und zwei Töchter und ist inzwischen auch mehrfacher Opa. Seine Kinder sind nicht in die Fußstapfen des Vaters getreten. Zwei von ihnen sind Rechtsanwälte und eine der beiden Töchter ist Chefdramaturgin am Gorki-Theater Berlin. Heinz-Florian Oertel verbringt seine Zeit gerne mit der Familie, spaziert gern mit seinem Hund durch die Schönholzer Heide, liebt Sauna und Theater. Seine Lebensmaxime: Lebe so, wie du es von anderen erwartest. Und immer gilt: Weniger ist mehr.

Der Beitrag auf der website des MDR: Erstellt am: 03.09.2004, Aktualisiert am: 21.05.2007

MDR Riverboat

Heinz Florian Oertel ist immer noch aktiv, er schreibt monatlich Kolumnen in der Laufzeitschrift LAUFZEIT und befasst sich mit läuferischen und sportpolitischen Themen. Als Moderator, Redner oder SChreiber ist weiterhin als die Sportlegende gefragt.
Nicht zu vergessen ist er als Initiator der Berliner Neujahrslaufes, den er im Friedrichshain begann – aber 1990 begann der Neujahrslauf ab dem Brandenburger Tor über die Strasse Unter den Linden.
Hier war er mehrfach als Starter dabei und kommentierte das Geschehen.

Herzlichen Glückwunsch zum heutigen Jubiläums-Geburtstag, weiterhin Gesundheit wünschen Läufer, Leser, Hörer und die vielen Zuschauer
vom Fernsehen.

author: GRR

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