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Heinz Florian Oertel vollendet 90. Lebensjahr
Dr. Heinz Florian Oertel, der populäre Sportreporter der DDR, vollendet am Sonntag, dem 10. Dezember 2017, sein 90. Lebensjahr.
Der gebürtige Cottbuser und heute in Berlin-Pankow lebende Oertel war zuerst beruflich als Schauspieler und Regieassistent am Theater Cottbus tätig, bevor er im Jahre 1948 eine Kurzausbildung zum Lehrer für Deutsch und Sport absolvierte.
Seit 1949 arbeitete er beim DDR-Hörfunk und ab 1955 beim Deutschen Fernsehfunk (bzw. dem Fernsehen der DDR). Heinz Florian Oertel war Sportreporter bei insgesamt 17 Olympischen Spielen, beginnend mit der Premiere 1952 in Helsinki. Darüber hinaus berichtete er über acht Fußball-Weltmeisterschaften, von zahlreichen Welt- und Europameisterschaften im Eiskunstlauf etc.
Seine besondere Liebe gilt aber dem Langstreckenlauf – nicht zuletzt geprägt durch die Live-Berichterstattung im Hörfunk bei den Olympischen Spielen von Montreal 1976 und Moskau 1980, wo er den Marathonlauf von Doppel-Olympiasieger von Waldemar Cierpinski kommentieren durfte.
Wer erinnert sich nicht seitdem an den legendären Ausspruch von Heinz Florian Oertel, mit dem er den Zieleinlauf von Waldemar Cierpinski begleitete und der dem Wortlaut nach so ging: „Wenn man steht, ist die Verbeugung tiefer! Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!“.
Heinz Florian Oertel verdankt seine Popularität zum einen seinem großen Fachwissen mit der Liebe zum Detail, sodann seiner klangvollen Stimme und ebenso seiner mitreißenden Art, Sportereignisse dem Zuhörer quasi in „Sprachspielen“ eindrucksvoll vor Augen zu führen.
Grundlage dafür war und ist seine persönliche Begeisterung für den Sport. Heinz Florian Oertel hat aber zu Zeiten der DDR auch im Fernsehen eine große Karriere gemacht. Insgesamt 17 Mal wurde er zum Fernsehliebling des Jahres im Fernsehen der DDR gewählt: „Schlager einer großen Stadt“, „Ein Kessel Buntes“, „Porträt per Telefon“ – das waren jene bekannten und beliebten Formate, die er moderierte bzw. die er selbst sogar erfunden hatte.
Heinz Florian Oertel ist Verfasser von rund einem Dutzend Bücher, in denen er vorwiegend von seiner Reportertätigkeit erzählt: „Mit dem Mikrophon rund um die Welt“ aus dem Jahr 1958 war sein erstes Werk. Darin berichtet er auch über seinen ersten Radioauftritt in seiner Heimatstadt Cottbus, wo er zuvor schon als Stadionansager bei Fußballspielen kräftig geübt hatte. Doch jetzt lautete der Auftrag: Live-Reportage vom Endspiel um die Brandenburgische Meisterschaft im Frauen-Feldhandball Luckenwalde gegen Spremberg – für Oertel eine erste große Bewährungsprobe, denn das Spiel endete „nur“ 1:0! Die Geschichte ist übrigens gerade wieder abgedruckt worden im Buch über „100 Jahre Handball“ (arete Verlag Hildesheim 2017).
Seine beiläufige akademische Karriere krönte Dr. Oertel im Jahre 1981 mit der Annahme seiner Dissertation mit „Untersuchungen zu den für die Tätigkeit als sprechender Sportreporter im Rundfunk und Fernsehen der DDR notwendigen speziellen Tätigkeitsqualitäten und Persönlichkeitseigenschaften“ an der Karl-Marx-Universität Leipzig, wo er zum Dr. rer. pol. promovierte.
Nach der Wende arbeitete er ab 1990 beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB, heute Rundfunk Berlin Brandenburg, RBB) sowie beim NDR. Oertel hatte u.a. Lehraufträge an der Freien Universität Berlin für Rhetorik und an der Georg-August-Universität Göttingen für Sport und Publizistik.
Nach dem altersbedingten Ausscheiden aus dem Öffentlichen Dienst moderierte er weiterhin Galas, Shows und andere Publikums-Veranstaltungen, schrieb schon früher u.a. für die Lausitzer Rundschau, die Berliner Zeitung und später auch für die die Frankfurter Rundschau etc.
Heinz Florian Oertel hatte 1972 in Berlin den ersten Neujahrslauf in Deutschland gegründet, den es bis heute gibt und der am 1. Januar 2018 als 47. Berliner Neujahrslauf von SCC Events im Sport-Club Charlottenburg wiederum als Spendenlauf ohne Teilnahmegebühr über ca. 5 km vom Brandenburger Tor in Richtung Alexanderplatz und wieder zurück gestartet wird.
Bis vor wenigen Wochen verfasste Heinz Florian Oertel auch regelmäßig als Redaktionsmitglied aus Gründertagen in jedem Heft eine von ihm so bezeichnete „Fußnote“ für das Fachmagazin Laufzeit&Condition (nach der Wende in Berlin als „Laufzeit“ gegründet). Oertel selbst fing im Alter von 40 Jahren mit dem regelmäßigen ausdauernden Laufen an und hält sich heute täglich mit 30 bis 45 Wanderminuten fit.
Daran dürfte sich auch mit 90 Jahren vorläufig nichts groß ändern – selbst am Geburtstag nicht, den Oertel mit der Familie „draußen“ in seiner (alten) Heimat in der Märkischen Heide (Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg) verbringen wird.
Prof. Detlef Kuhlmann