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24
01
2009

\"Natürlich ist er reumütig\", behauptete zumindest Harting über Goldmann. Doch Reue hat der 59-Jährige, der sich gegenüber den Medien nicht äußern will, bisher vermissen lassen.

Harting wirft dem DOSB Erpressung vor – Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost

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Zumindest kurzzeitig kam Robert Harting auf andere Gedanken. Wie schon im Vorjahr gewann der 24-Jährige vor ein paar Tagen das Weihnachtsbaumweitwerfen eines schwedischen Möbelhauses und erhielt einen Einkaufsgutschein.

– Doch der Alltag hatte den Vize-Weltmeister im Diskuswerfen vom SC Charlottenburg sehr schnell wieder. Und der sehe, so Harting, "absolut beschissen" aus.

Gut 200 Tage vor der Weltmeisterschaft im Berliner Olympiastadion (15. bis 23. August) steht er ohne Trainer da. Seinem Coach Werner Goldmann wurde bekanntlich zum 31. Dezember 2008 wegen seiner Vergangenheit im Dopingsystem der DDR vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) auf Empfehlung der unabhängigen Anti-Doping-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gekündigt. Zwar trainiert die Diskus-Gruppe um Harting, die U 18-Weltmeisterin und U 20-WM-Zweite Julia Fischer sowie die U 23-EM-Sechste Jessica Kolotzei weiter bei Goldmann, doch niemand weiß, wie's weitergeht, die Stimmung sei im Keller und "leistungsvernichtend", so der frustrierte Harting.

"Ende Januar muss was stehen", meinte er mit Blick auf die weitere Finanzierung von Goldmann, der gegen den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) auf Wiedereinstellung klagt. "Es kann eigentlich nicht unsere Aufgabe sein, ihm das Essen auf den Tisch zu stellen."

Der heiß diskutierte Fall Goldmann, der ein generelles Licht auf die fehlende Aufarbeitung der Vergangenheit wirft, überlagerte auch die Feier des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) am Mittwochabend in der Spielbank. Harting nutzte die Gunst der Stunde: "Der DOSB sollte sich einen Ruck geben, es sollte ein ordentlicher Deal gemacht werden, damit endlich Ruhe ist", forderte er von der Bühne herab. Im Publikum neben dem Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit auch DOSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen und der Sportausschuss-Vorsitzende des Bundestages, Peter Danckert (SPD). Später unterhielten sich Dankert und Goldmann intensiv.

"Natürlich ist er reumütig", behauptete zumindest Harting über Goldmann. Doch Reue hat der 59-Jährige, der sich gegenüber den Medien nicht äußern will, bisher vermissen lassen. Auch über eine vom DOSB gebaute Brücke ging er bisher noch nicht: DOSB-Generaldirektor Michael Vesper hatte angekündigt, Trainern mit DDR-Dopingvergangenheit bei einem Geständnis und nachweislichem Sinneswandel eine Perspektive bieten zu wollen. "Er muss das jetzt für sich klären", forderte Harting auch von seinem Trainer.

Harting, der alles rein aus seiner Athletensicht sieht, teilte ordentlich aus. DLV-Präsident Clemens Prokop, gegen den er vor kurzem noch gewettert hatte ("Von ihm erwarte ich mir nichts mehr"), nahm er inzwischen in Schutz. "Schubser" und "Drahtzieher" in der Angelegenheit sei eher DLV-Generalsekretär Frank Hensel. Er sprach von "Erpressung" des DOSB, der Doping-verdächtige ehemalige DDR-Trainer zwingen wolle, auch andere zu belasten.

Doch er zeigte auch Einsicht, sprach von einigen "unglücklichen Formulierungen" im offenen Brief, in dem er und weitere 19 Athleten aus dem Wurfbereich (darunter Franka Dietzsch und Christina Obergföll) sich für Goldmann stark gemacht hatten. Darin wurde despektierlich über ein anerkanntes Opfer des DDR-Dopings geschrieben, das gegen Goldmann ausgesagt hatte. Im Juli 2008 hatte der frühere DDR-Kugelstoßer Gerd Jacobs erklärt, er sei Anfang der 80er Jahre von Goldmann unter anderem mit dem Anabolikum Oral-Turinabol versorgt worden.

Angst vor Repressalien des Verbandes hat Harting indes nicht. "Die deutsche Leichtathletik kann es sich nicht leisten, von den wenigen, die sie hat, auch noch einen wegzunehmen.

Dieses Jahr lassen sie mich noch starten."

Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost, Freitag, dem 23. Januar 2009

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