Konstanze Klosterhalfen wurde auf Anhieb zur drittschnellsten europäischen Halbmarathonläuferin aller Zeiten. - Foto: www.photorun.net 2020 New Balance Boston Indoor Grand Prix Boston, Ma January 25, 2020 - Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com www.photorun.NET
Halbmarathon-Jahresbilanz 2022 der Frauen: Weltklassezeiten und ein Traum-Debüt von Konstanze Klosterhalfen
Weltklassezeiten, aber keine ganz großen Rekorde gab es über die Halbmarathon-Distanz im vergangenen Jahr. Damit haben die Frauen 2022 eine ähnliche Entwicklung gemacht wie die Männer.
Letesenbet Gidey ist nach ihrem Fabel-Weltrekord von 62:52 Minuten im Herbst 2021 nicht mehr über die 21,0975-km-Distanz gelaufen und erwartungsgemäß kam in den vergangenen zwölf Monaten auch keine andere Läuferin an diese Traumzeit heran. So war die ebenfalls aus Äthiopien stammende Girmawit Gebrzihair mit 64:14 Minuten die schnellste Läuferin des Jahres.
Ein famoses Halbmarathon-Debüt gelang währenddessen Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen), die bei ihrem Sieg in Valencia mit 65:41 die europäische Jahresbestzeit aufstellte.
Der Weltrekord von Letesenbet Gidey verzerrt das Bild zurzeit etwas. Denn auch Ergebnisse die rund zwei Minuten langsamer sind, gehören in die Kategorie absolute Weltklasse. Und davon gab es 2022 doch einige: Vier Frauen erreichten Zeiten von unter 65 Minuten, mit denen sie derzeit in der Alltime-Liste unter den Top 10 stehen, wobei die Kenianerin Hellen Obiri sogar gleich zweimal unter dieser Zeit-Barriere blieb. Sie lief zunächst in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) 64:22 und gewann dann in Istanbul mit 64:48. In dem Wüsten-Emirat war Hellen Obiri dabei nur Zweite, denn dort lief Girmawit Gebrzihair jene 64:14, mit denen sie die Jahresweltbestenliste anführt und sich in der Liste der schnellsten je gelaufenen Zeiten auf Rang vier nach vorne schob. Das Rennen in Ras Al Khaimah war bezogen auf die Ergebnisse in der absoluten Spitze das mit Abstand beste des Jahres. Gleich drei Läuferinnen blieben dort unter 65 Minuten. Das hatte es zuvor nur zweimal gegeben: in Istanbul 2021 und in Valencia im gleich Jahr.
Hellen Obiri lief gleich zweimal unter 65 Minuten und gewann den Istanbul-Halbmarathon. –
Foto: Spor Istanbul
Neben Hellen Obiri gelangen auch ihrer kenianischen Landsfrau Sheila Chepkirui zwei absolute Topzeiten in den vergangenen zwölf Monaten: Sie war Dritte in Ras Al Khaimah mit 64:36 und gewann dann in Berlin in 65:02. Bemerkenswert ist auch die Konstanz auf höchstem Niveau bei Yalemzerf Yehualaw. Die Äthiopierin gewann im nordirischen Larne mit 64:22 und ist nun schon mit vier Ergebnissen in der Liste der zehn schnellsten je gelaufenen Zeiten vertreten.
Insgesamt 15 Zeiten unter 66 Minuten wurden 2022 gestoppt. Darunter ist Konstanze Klosterhalfen die einzige Läuferin, die nicht aus Äthiopien oder Kenia kommt. Sie war 2022 die schnellste Europäerin und lief die elftschnellste Zeit des Jahres. Auf kontinentaler Ebene waren bisher lediglich Sifan Hassan (Niederlande/65:15) und Melat Kejeta (Laufteam Kassel/65:18) schneller, die beide äthiopische Wurzeln haben und beide im vergangenen Jahr nicht den Halbmarathon liefen. 2022 war die Schottin Eilish McColgan die zweitschnellste europäische Halbmarathonläuferin. Sie verbesserte mit 66:26 den britischen Rekord von Paula Radcliffe um 21 Sekunden – sicherlich ein weiteres deutliches Beispiel dafür, dass mit dem neuen Schuhwerk ganz neue Maßstäbe gesetzt werden und die früheren Rekorde eigentlich hätten eingefriert werden müssen. Dies jedoch versäumte der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics.
Auf nationaler Ebene klafft in der Jahresbestenliste hinter Konstanze Klosterhalfen natürlich ein großes Loch. Lediglich Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) erreichte mit einer Steigerung auf 69:38 noch eine Zeit von unter 70 Minuten. Damit verbesserte sie sich in der deutschen Alltime-Liste auf Rang zehn. Dass insgesamt nur vier Athletinnen im vergangenen Jahr Zeiten von unter 72 Minuten erreichten, ist ein Rückschritt gegenüber den Jahren zuvor. 2021 waren es noch sieben, im Jahr davor sechs. Allerdings spielte die Halbmarathon-Distanz für viele im EM-Jahr mit dem Schwerpunkt Marathon-Team nur eine untergeordnete Rolle.
Die besten Zeiten weltweit 2022
64:14 Girmawit Gebrzihair ETH Ras Al Khaimah/UAE 19.2.
64:22 Hellen Obiri KEN Ras Al Khaimah/UAE 19.2.
64:22 Yalemzerf Yehualaw ETH Larne / GBR 28.8.
64:36 Sheila Chepkirui KEN Ras Al Khaimah/UAE 19.2.
64:48 Hellen Obiri KEN Istanbul 27.3.
65:01 Tsehay Gemechu ETH Larne / GBR 28.8.
65:02 Sheila Chepkirui KEN Berlin 3.4.
65:03 Vicoty Chepngeno KEN Houston 16.1.
65:26 Margaret Kipkemboi KEN Barcelona 3.4.
65:28 Judith Jeptum KEN Ras Al Khaimah/UAE 19.2.
Die besten deutschen Läuferinnen 2022
65:41 Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) Valencia 23.10.
69:38 Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) Berlin 3.4.
70:38 Kristina Hendel (LG Braunschweig) Istanbul 27.3.
71:14 Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) Berlin 3.4.
72:39 Deborah Schöneborn (SCC Berlin) Boston 13.11.
73:10 Rabea Schöneborn (SCC Berlin) Neapel 27.2.
73:19 Victoria Brandt (LAC Olympia 88 Berlin) Berlin 3.4.
73:21 Natascha Mommers (TSV 1863 Herdecke) Ulm 25.9.
73:39 Maria Brand (LG Telis Finanz Regensburg) Prag 2.4.
73:44 Thea Heim (LG Telis Finanz Regensburg) Gardasee 13.11.
Die besten Zeiten aller Zeiten
62:52 Letesenbet Gidey ETH Valencia 2021
63:51 Yalemzerf Yehualaw ETH Valencia 2021
64:02 Ruth Chepngetich KEN Istanbul 2021
64:14 Girmawit Gebrzihair ETH Ras Al Khaimah/UAE 2022
64:22 Hellen Obiri ETH Ras Al Khaimah/UAE 2022
64:22 Yalemzerf Yehualaw ETH Larne / GBR 2022
64:31 Ababel Yeshaneh ETH Ras Al Khaimah/UAE 2020
64:36 Sheila Chepkirui KEN Ras Al Khaimah/UAE 2022
64:40 Yalemzerf Yehualaw ETH Istanbul 2021
64:46 Yalemzerf Yehualaw ETH Neu-Delhi 2020
Die besten deutschen Läuferinnen aller Zeiten
65:18 Melat Kejeta (Laufteam Kassel) Gdynia/POL 2020
65:41 Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) Valencia 2022
67:58 Uta Pippig (SCC Berlin) Kyoto/JPN 1995
68:45 Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein f. Marathon) Berlin 2009
68:51 Irina Mikitenko (TV Wattenscheid) Paderborn 2008
69:15 Katrin Dörre-Heinig (SC DHfK Leipzig) Grevenmacher/LUX 1998
69:31 Alina Reh (SSV Ulm) Köln 2018
69:35 Luminita Zaituc (LG Braunschweig) Grevenmacher/LUX 2004
69:36 Melanie Kraus (Bayer Leverkusen) Grevenmacher/LUX 1999
69:38 Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) Berlin 2022
Text und Statistik: race-news-service.com